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Verliebt in eine Kidnapperin?

Verliebt in eine Kidnapperin?

Titel: Verliebt in eine Kidnapperin? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JUDY DUARTE
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lösen. Aber das Verschwinden seines Vaters entbehrte jeder Logik.
    Normalerweise gab Jeremy nicht viel auf Gefühle oder Vorahnungen. Dennoch glaubte er nach wie vor daran, dass sein Vater noch lebte – irgendwo da draußen.
    Jedenfalls würde er erst nach Kalifornien zurückkehren, wenn sein Vater gefunden worden war. Deshalb hatte er sich von der Gemeinschaftspraxis in Sacramento beurlauben lassen, was ihm übrigens nicht halb so viel ausmachte, wie er befürchtet hatte.
    Vielleicht lag es daran, dass er schon seit Längerem – und zwar, bevor er zur geplanten Hochzeit seines Vaters nach Red Rock gekommen war – darüber nachdachte, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Ein bisschen Distanz vom Alltag, so hoffte er, würde ihm dabei helfen, sich Klarheit zu verschaffen.
    Um sich jedoch nützlich zu machen und seine Zeit nicht sinnlos verstreichen zu lassen, arbeitete er auf freiwilliger Basis im Krankenhaus von Red Rock, das mit Mitteln der Fortune-Stiftung finanziert wurde.
    Er schaute auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach halb fünf und noch zu früh für seine Verabredung. Am Abend wollte er sich mit seinem Bruder und seiner Schwägerin im Red treffen, seinem Lieblingsrestaurant in der Stadt. Andererseits lohnte es sich auch nicht mehr, zur Double Crown Ranch, wo er derzeit wohnte, hinauszufahren, nur um kurz darauf wieder ins Zentrum zurückzukehren.
    Vielleicht sollte er in einem Buchladen herumstöbern, ehe er sich mit Drew und Deanna traf. Da er in letzter Zeit schlecht schlief, hatte er viel Zeit zum Lesen.
    Auf dem Weg zu seinem Auto musste er an seinen Traum von vergangener Nacht denken. Seltsamerweise hatte er seine düstere Stimmung etwas aufgehellt. Dabei gab Jeremy überhaupt nichts auf Träume. In diesem war er durch eine Allee gefahren, wie es sie in den besseren Gegenden von Red Rock gab. Die Nachmittagssonne hatte die Szenerie in goldgelbes Licht getaucht.
    Er war in die Einfahrt eines einstöckigen Hauses eingebogen, das gerade frisch gestrichen war – in Weiß und Grün und mit schwarz abgesetzten Rändern. Sorgfältig geschnittene Pflanzen und Büsche säumten einen gepflegten Rasen. Auf der Veranda saß eine bezaubernde Frau in einem Schaukelstuhl neben einem schwarzen Blumenkasten, der mit farbenprächtigen Blumen bepflanzt war.
    Die Szene erinnerte ihn an ein Bild von Norman Rockwell, dem berühmten Maler amerikanischer Idyllen, und plötzlich war ihm ums Herz ganz leicht geworden.
    Er versuchte die Frau zu erkennen. Sie war in den Anblick eines in rosafarbenes Flanell gehüllten Bündels in ihrem Arm vertieft. Die hellbraunen Locken fielen ihr ins Gesicht, das er nicht sehen konnte.
    „Ich bin wieder da!“, rief er, während er aus dem Auto stieg und die Tür verschloss. Er eilte die Einfahrt hinauf, um Mutter und Kind zu begrüßen. Die düstere Stimmung der vergangenen Wochen war wie weggeblasen. So glücklich hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.
    Gerade als die Frau ihm das Gesicht zuwenden wollte, endete der Traum abrupt, und unvermittelt war aus dem Frühling Herbst und aus dem Tag Nacht geworden.
    Jeremy wusste, dass das Unterbewusstsein im Schlaf seltsame Dinge mit den Menschen anstellte, aber für einen kurzen Augenblick hatte er sich beschwingt und unbeschwert gefühlt. Beim Aufwachen wurde ihm klar, was er in seinem nach außen hin so erfolgreichen Leben vermisste – eine Frau und Kinder.
    Schade, dass er die Frau in seinem Traum nicht erkannt hatte. Letztlich spielte es zwar keine Rolle, denn ihr Bild war rein symbolisch gewesen – ein Ersatz für das, was ihm fehlte.
    Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Er schaute sich um und bemerkte eine zierliche Frau, die sich ihm näherte. Sie trug eng anliegende Jeans, ein hübsches weißes T-Shirt und eine rosafarbene Jacke gegen die Kälte. Auf dem Arm trug sie ein Baby, das in ein blaues Tuch gewickelt war. Sie hielt den Kopf gesenkt und betrachtete den Säugling.
    Seltsam … ihr hellbraunes Haar erinnerte ihn an die Frau aus seinem Traum.
    Obwohl er nach wie vor nicht an Träume glaubte, fühlte er sich auf merkwürdige Weise zu ihr hingezogen.
    Jetzt schaute sie auf und entdeckte ihn. Sie öffnete den Mund und verlangsamte ihr Tempo. Ihr Gesicht hätte das Titelblatt einer Zeitschrift geziert. Dichte Wimpern umrahmten ihre ausdrucksvollen blauen Augen.
    „Entschuldigen Sie“, sprach sie ihn an, während sie den Henkel ihrer Wickeltasche straffer zog. „Sind Sie Arzt?“
    Die Frage lag nahe, denn

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