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Verliebt in einen Fremden

Verliebt in einen Fremden

Titel: Verliebt in einen Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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Pfirsichhaut, nicht dunkel genug, um olivfarben zu sein, aber auch nicht richtig hell. Sie beneidete ihre Freundinnen um den matten Teint, der zart bräunte. Ihrer hingegen wurde im Sommer schmutzig braun. Und dann diese Augen! Wieso konnten sie nicht strahlend blau, meergrün oder dunkelbraun sein oder einfach braun ohne diese albernen goldenen Sprenkel? Andere hatten geheimnisvoll dunkle Augen, aber ausgerechnet in ihren musste dieses vorwitzige Funkeln liegen. Wie sie dies hasste! Lange, dunkle Wimpern, sinnlich volle Lippen und eine kleine Stupsnase gaben ihrem Gesicht etwas Exotisches. Ihr Vater hatte sie oft scherzhaft seine kleine Vagabundin genannt.
    Da sie an ihrem natürlichen Äußeren nichts ändern konnte, legte sie großen Wert auf ihre Kleidung. Ihr Faible für Farben und Muster offenbarte sich auch in ihrer Garderobe. Eben zog sie den Rock des sonnengelben Leinenkostüms über die Knie. Am liebsten hätte sie die Jacke ausgezogen und nur in der zart bedruckten Seidenbluse dagesessen. Die Luftfeuchtigkeit von Natchez ließ ihre Kleidung knittern, gar nicht daran zu denken, was sie mit ihren Haaren anstellte, die Camille am Morgen mühsam gebändigt hatte. Vermutlich kräuselten sie sich mal wieder wild um ihren Kopf.
    Das Geräusch quietschender Reifen drang von der Auffahrt zu ihr herein, dann knallte eine Autotür. Schritte knirschten über den Kies, die Haustür wurde schwungvoll aufgerissen, prallte vor die Wand. Ein riesiger Schatten schob sich über die sonnendurchflutete Schwelle und
tastete nach der Klinke hinter sich. Er stapfte in die Eingangshalle und hinterließ schmutzige Schuhabdrücke auf dem Eichenparkett. Der geschmeidige Gang kam Camille irgendwie vertraut vor, aber sie war so verärgert über das rücksichtslose Verhalten, dass sie ohne nachzudenken herausplatzte: »Kein Wunder, dass das Haus in einem so schlechten Zustand ist. Wenn sich jeder so benehmen würde wie Sie, wäre es wahrscheinlich längst zusammengekracht!«
    Der Mann blieb abrupt stehen und warf einen hastigen Blick durch die Halle, verblüfft über die Frauenstimme, die ihn da zusammenstauchte. Da er eben aus dem strahlend hellen Licht hereingekommen war, blinzelte er einen kurzen Moment, bis er sie in dem dämmrig kühlen Raum entdeckte. Wortlos nahm er seinen breitrandigen Strohhut ab und wischte sich mit dem Ärmel die schwitzende Stirn. Den Hut weiterhin umklammernd, stemmte er die Hände in die Hüften und musterte sie eindringlich.
    Â»Verzeihung«, sagte er, bemüht, seine Verärgerung zu überspielen. Er trat auf sie zu und blieb kurz vor ihrem Stuhl stehen. Ihre Blicke trafen sich, und beide atmeten scharf ein, während sie einander betreten anstarrten.
    Es konnte und durfte nicht sein! Was machte er hier? War er es wirklich? Ja! Nein! Eine Katastrophe! Camilles Mund war plötzlich staubtrocken, und sie schluckte krampfhaft. Ihr rasendes Herzklopfen war vermutlich sogar durch den dünnen Blusenstoff hindurch erkennbar. Ihr wurde heiß und kalt. In ihren Ohren rauschte es, als wäre dicht neben ihr eine Bombe explodiert. Seine schockierte Miene verriet, dass es ihm nicht anders erging.
    Er sah noch genauso aus wie damals in Utah, beinahe zwei Jahre zuvor. Vielleicht ein paar spinnwebfeine Fältchen mehr um die Augen, die Iris jedoch strahlend blau, funkelnd,
stechend, hypnotisierend. Camille wusste um die hypnotisierende Wirkung dieser Augen! War er größer als in ihrer Erinnerung? Nein. Vermutlich kam ihr das nur so vor, weil sie wie festgeklebt auf ihrem Stuhl saß. Wäre sie aufgestanden, hätte sie ihm allerdings auch nur bis ans Kinn gereicht. Er war breitschultrig, mit schmalen Hüften, sein athletischer Körperbau hatte sie noch monatelang in ihren Träumen verfolgt. Das braune Haar war von der Sonne gebleicht, die sportlich gebräunte Haut unterstrich das irisierende Blau seiner Augen, die Camilles fassungsloses Starren nicht minder entgeistert erwiderten.
    Diesmal trug er keine engen Skihosen und weiche Wollpullover, sondern schmal geschnittene Bluejeans und Cowboystiefel  – lehmverkrustete Stiefel, die auf dem Parkett unübersehbare Spuren hinterlassen hatten. Sein blaues Baumwollhemd war bis zum Brustbein aufgeknöpft, die Ärmel hochgerollt. Schweißspuren zeichneten sich unter den Achseln ab. Die Haare auf Armen und Brust waren zu einem hellen Blond ausgebleicht, in

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