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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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kurz
am Tor fest und atme durch.
    Dabei sehe ich an mir herunter und muss feststellen, dass ein langer Riss in meinem Kleid vom Saum bis fast zur Hüfte geht. Man sieht ziemlich viel von meinem Bein.
    Ethan sieht mich amüsiert an und sagt: „Oh, wie schade.“
    Ich bin ziemlich durcheinander, einmal von dem aufwühlenden Kuss, zum anderen, weil ich auf einmal unfreiwillig so viel Haut zeige.
    „Ja“, sage ich klagend und raffe meinen Mantel um mich, „das war ein funkelnagelneues Kleid. Jetzt ist es dahin.“
    Ethan erwidert: „Also nimm es mir nicht übel, aber mir hat es sowieso nicht besonders gefallen. Du sahst darin aus wie eine Klosterschülerin. Und dazu noch diese flachen Schuhe...“, er greift nach meinen Haaren und löst meine Frisur. Sofort fallen sie offen um meine Schultern. Eigentlich mag ich solche Übergriffe kein bisschen, aber bei Ethan ist es etwas anderes. Ich fühle mich auf einmal wichtig, aufregend.
    „Du solltest deine Haare nur offen tragen und auch mal den Mut haben, etwas Freizügigeres anzuziehen. Du bist viel zu hübsch für so ein spießiges Outfit.“
    Ich registriere alles, was er sagt, ganz genau. Aha. Er fand mein Kleid zu spießig. Wenn ich Ethan gefallen will, muss ich mich demnächst anders anziehen. Ich schwöre mir sofort, mich mehr nach seinem Geschmack zu richten. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir etwas Flottes angezogen, vielleicht etwas, wie das Kleid, das ich in Hohensyburg anhatte.
    „Tut mir leid“, sage ich kleinlaut, „ich dachte für so einen Anlass müsste man sich etwas Würdiges anziehen.“
    „Quatsch, 'würdig'“, sagt er energisch, „du bist jung und schön. Du kannst es doch der Welt zeigen. Ich persönlich möchte nicht mit einer Klosterschülerin gesehen werden. Das ist so gar nicht mein Stil.“ Er wirft einen anerkennenden Blick auf mein halb entblößtes Bein. „Ein bisschen sexy ist doch okay.“
    Da bemerkt er, wie ich zittere.
    „Ich Idiot halte hier lange Ansprachen, und du frierst hier in deinem kaputten Kleid“, sagt er. „Komm, wir gehen zurück zum Wagen und ich bringe dich nach Hause.“
    Ich spüre, wie seine plötzliche Rücksichtnahme mich dahinschmelzen lässt. Er ist halt doch ein Traummann und ein Gentleman, seufze ich in mich hinein.
    Ethan dreht sich um, fasst nach der Klinke des Tors und drückt sie hinunter. Das Tor schwingt auf seinen Scharnieren weit auf.
    „Moment mal“, sage ich. „War das Tor etwa die ganze Zeit offen?“
    „Klar“, sagt Ethan ruhig.
    Ich spüre, wie die Wut in mir aufsteigt.
    „Bedeutet das, dass ich dort hätte gar nicht drüber klettern müssen?“
    „Tut es“, sagt Ethan ungerührt. Als er mein fassungsloses Gesicht sieht, muss er lachen. „Das ist ein alter Studentenscherz, Lea. Jeder Student in Cambridge fällt irgendwann darauf herein. Heute warst du dran.“
    „Na, super“, sage ich erbost, „und ich dachte, du wärst ein richtiger Gentleman.“
    „Bin ich nicht. Keinen Deut, und deshalb werde ich dich jetzt auch noch einmal ungefragt küssen“, sagt Ethan, legt eine Hand unter mein Kinn, hebt meinen Kopf und tut genau das, und zwar weit länger und ausdauernder als eben noch.
    Sein Kuss schmeckt unendlich gut. Ich spüre, wie ich zu Pudding werde. Mir ist auch kein bisschen kalt mehr, eher recht warm.
    Viel zu früh beendet Ethan den Kuss und sagt brüsk: „So, und jetzt mache ich mein Versprechen wahr und bringe dich zurück.“
    Ich bin enttäuscht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass dieser romantische Abend noch länger dauern würde. Verfluchtes zerrissenes Kleid! Damit kann man sich nirgends sehen lassen. Ich habe praktisch keine Alternative, als zurück zum Quartier zu kehren.
    Wir wandern durch den Hof des Trinity Colleges, vorbei an den leuchtenden Fenstern der Küche. Noch immer tönt Musik heraus.
    Vielleicht hätte ich stur bleiben sollen und darauf bestehen sollen, noch länger zu tanzen. Dann wäre mein Kleid nicht zerrissen, und ich hätte noch jede Menge Spaß. Aber andererseits hätte Ethan mich nicht geküsst. Das war es Alles wert, tröste ich mich. Außerdem hat er jetzt einen Arm um meine Taille gelegt. Es fühlt sich sehr gut an. Schweigend gehen wir zum Auto. Mir gehen tausend Gedanken durch den Kopf.
    Wie geht es jetzt mit uns weiter? War das jetzt nur ein Flirt, oder am Ende der Anfang von Mehr? Was bedeute ich Ethan? Etwa auch so viel, wie er mir?
    Natürlich spreche ich diese Fragen nicht aus, weil ich Angst habe, die Antwort könnte mir

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