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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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gesehen.“
    „Ach“, sage ich, „wo denn? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, denn ich bin erst seit zwei Tagen in Cambridge.“
    „Heute früh“, sagt Theo verschmitzt.
    Ich sehe ihn weiter ratlos an.
    „Von der Bücke hinter dem College. Du und dein Begleiter hattet ein spannendes Gerangel im Punt.“
    Oh je! Ich merke, wie mein Gesicht sich sofort blutrot verfärbt. Das ist für mich der absolute GAU, dass diese Episode hier in diesem Rahmen zur Sprache kommt. Insgeheim hatte ich innerlich gehofft und gebetet, dass es nicht wirklich Ethans dunklen Locken waren, die ich meinte, kurz danach auf der Brücke gesehen zu haben.
    Ich weiß vor Verlegenheit nicht, wo ich hingucken soll.
    Theo erzählt jetzt gutgelaunt, was er – und natürlich auch sein Bruder – von der Brücke aus gesehen hatten. Die anwesenden Herren amüsieren sich köstlich. Kunststück – mir ging es an ihrer Stelle genauso. Innerlich verfluche ich mich dafür, dass ich überhaupt die blöde Idee zu der blöden Bootsfahrt hatte. Jens würde sich am Ende freuen, wenn er wüsste, wie mein geplanter Rache-Schuss nach hinten losgegangen ist.
    Erst als die allgemeine Heiterkeit etwas verebbt, und jemand ein anderes Thema angeschnitten hat, traue ich mich, zu Ethan hinüber zu blicken. Er sieht sehr nachdenklich aus und nicht unbedingt amüsiert.
    Verflucht! Am Ende war es das jetzt mit uns, denke ich mit sinkendem Herzen. Bestimmt meint er, ich hätte schon einen heimlichen Freund. Oder vielleicht, dass ich ein albernes Flittchen sei, das eben so mir-nichts-dir-nichts mit irgendeinem Typen anbandelt. Ich fühle mich hundeelend. Am liebsten würde ich mich empfehlen und nach Hause gehen – vielleicht sogar zu Fuß, damit ich viel Zeit hätte, meine reuevollen Gedanken zu pflegen. Mir ist so wahnsinnig wichtig, was Ethan von mir denkt.
    Doch jetzt ist es Zeit, den Speisesaal aufzusuchen. Man leert sein Sherryglas und stellt es auf den niedrigen Beistelltisch vor dem Chesterfield Sofa.
    Ethan bringt mir wortlos meinen Mantel und ich lege ihn über meinen Arm, denn es geht nicht nach draußen, nur die Treppe hinunter und durch eine große geschnitzte Tür.
    Es wäre nett, wenn Ethan mir irgendetwas Tröstliches zuraunen würde, etwa: „Mach dir nichts daraus, Lea, wir haben alle schon prekäre Situationen in den Cambridger Punts durchgemacht“, aber darauf warte ich vergebens. Er scheint wirklich irritiert zu sein.
    Vielleicht, vielleicht, denke ich mir, in meiner üblichen optimistischen Weise, ist das ein GUTES Zeichen. Es heißt, dass er so verliebt in dich ist, dass er ein klitzekleines bisschen eifersüchtig ist. Das wäre doch gar nicht sooo schlimm, oder? Mir bleibt nur, abzuwarten, wie es weitergeht.
    Der Speisesaal ist eine Wucht. Man stelle sich einen großen Kirchenraum vor, an dessen Wänden edle, dunkle Täfelung ist, auf der verschiedene kostbare Ölgemälde hängen, lauter Portraits. Statt Kirchenbänken, sind darin lange dunkle Tische mit schlichten, langen Sitzbänken aufgestellt. Auf den Tischen stehen in regelmäßigen Abständen Kerzenleuchter mit Schirmchen, die ein sanftes, vornehmes Licht ausstrahlen. An einem Ende des Saals befindet sich eine Art Empore, auf der ein gesonderter Tisch ist, an dem die Professoren und ausgewählte Dozenten des Colleges sitzen, natürlich auf richtigen Stühlen, weil sie etwas Besonderes sind. Später erfahre ich, dass dieser Tisch passenderweise „High Table“ genannt wird. Über ihm hängt an der Wand das berühmte Bild von König Heinrich dem VIII, das Hans Hohlbein gemalt hat. Das Original.  
    Ein bisschen komme ich mir so vor, als wäre ich Harry Potter und würde mich im Speisesaal von Hogwarts befinden, nur dass die Speisen nicht aus der Luft heran schweben, sondern ordentlich aufgetragen werden.
    Ich nehme Platz neben Ethan. Jetzt sind wir fast so dicht beieinander, wie seiner Zeit im Pub in Gatingstone.
    „Was gibt es wohl zum Essen“, flüstere ich ihm zu.
    Er schiebt mir ein Blatt hin, das auf dem Tisch bereit liegt. Darauf steht:
    Spicy Red Lentil Soup
    Cod with Basil
    New Potatoes
    Petit Pois a la Francaise
    Sunblushed Tomato & Courgette in a Walnut Crust
    Jam Roly Poly with Custard
     
    Ich bin beeindruckt. Es hört sich richtig, richtig gut an.
    Aber bevor gegessen wird, müssen alle aufstehen. Der Rektor begrüßt alle feierlich zum Essen, hebt sein Weinglas und spricht einen Toast auf „Her Majesty the Queen“. Alle murmeln artig: „The Queen“, und nicken sich

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