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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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handelte, den wir von unserem Sofa aus betrieben.
    Die Rezeptionistin führte uns ins Number One, ein elegantes, Michelin-Stern-bewehrtes Restaurant, in dem ich schon einmal mit ein paar Kollegen gegessen hatte. »Bitte«, sagte sie und wies uns einen Tisch in der Ecke zu. Ich sah Sam an, der genauso verwirrt wirkte wie ich.
    Die Rezeptionistin bot mir an, mir meinen Mantel abzunehmen. »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Ich denke, hier liegt ein Irrtum vor. Wir sind wegen einer Investmentveranstaltung hier, nicht um zu speisen.«
    Die Frau nickte. »Alle Delegierten dinieren zuerst«, erklärte sie. »Die Präsentationen und der anschließende Empfang beginnen nebenan um einundzwanzig Uhr.«
    Sam war begeistert. »Das ist großartig!«, quietschte er. »Vielen Dank!« Samuel Bowes aß nun mal nicht alle Tage in einem Sterne-Restaurant.
    Die Rezeptionistin, die direkt ins Fadenkreuz von Sams Strahlen geriet, war augenblicklich verloren. »Kein Problem, Sir«, gab sie einfältig lächelnd zurück. Ein paar Sekunden später zog sie sich mit hektischen roten Flecken am Hals zurück.
    Ich setzte mich lachend. »Ach, Bowes! Du kannst es wohl nicht sein lassen!«
    Sam schüttelte feierlich den Kopf. »Nein, nie.«
    Ein Kellner erschien und reichte uns die Speisekarten. »Champagner?«, fragte er. Wir sahen einander an wie aufgeregte Schulkinder. » JA , BITTE !«
    Nachdem wir bestellt hatten, beäugten wir die Gäste um uns herum und spekulierten über potentielle Investoren. Zu meiner großen Erleichterung kannte ich niemanden. »Ich glaube, der Typ mit dem Schnurrbart kommt in Frage«, sagte Sam. »Er wird dich lieben, Chas. Eine groß gewachsene Powerfrau, die Firmenchinesisch spricht. Na mach schon, zeig deine Brüste!«
    Ich wollte lachen, doch ich fühlte mich gleichzeitig getroffen. Obwohl ich wusste, dass er mich nicht verletzen wollte, konnte ich es gar nicht leiden, wenn Sam mich »groß« oder »riesig« nannte. Seine Vorliebe für kleine, gertenschlanke Frauen gab mir stets das Gefühl, unförmig und unweiblich zu sein. Doch dann riss ich mich zusammen und trank einen Schluck Champagner. Im Grunde war es egal, was er dachte: Wir waren Geschäftspartner und Wohnungsgenossen.
    Â»Wie geht’s dir im Moment, Chas?«, erkundigte sich Sam.
    Â»Ã„hm …« Ich konnte es nicht sagen. »Nun … es ist ein ständiges Auf und Ab. Aber im Großen und Ganzen ganz okay. Die Sache mit John hilft mir natürlich.«
    Sam blickte mich nachdenklich an. »Ich habe ganz schön Respekt vor dir«, sagte er. »Du hast ein hartes Jahr hinter dir, aber du lässt dich nicht unterkriegen. Was absolut bewundernswert ist.«
    Seine Anerkennung tat gut. Ich hätte nie gedacht, dass Sam so viel Notiz von meinem Leben nahm, das sich so sehr von seinem unterschied.
    Â»Ich hoffe, John gibt dir das, was du willst«, fügte er nach einer Pause hinzu.
    Ich nickte enthusiastisch.
    Sam wartete offenbar auf eine ausführlichere Antwort.
    Â»Es läuft wirklich gut zwischen uns«, erzählte ich ihm, unsicher, worauf er hinauswollte. »Ich bin glücklich. Er war wirklich sehr süß wegen Granny Helen, und … ach, ich weiß nicht, wir haben einfach viel Spaß zusammen.«
    Sam lächelte, ziemlich höflich, wie ich fand. Der Kellner servierte uns Tunfisch-Carpaccio. Es sah unglaublich gut aus auf einem Bett aus orientalischem Gemüse.
    Ich stürzte mich mit Begeisterung darauf, wurde jedoch rüde unterbrochen.
    Â»Iiiih!«, rief Sam. Sämtliche Anwesende, Gäste und Personal, erstarrten.
    Â»Was ist?« , zischte ich.
    Â»Die haben den blöden Fisch gar nicht gekocht!«, flüsterte Sam. »Sieh nur, der ist roh!«
    Ich prustete los. »Ach, Bowes! Das muss so sein! Das ist Carpaccio.«
    Â»Oh«, sagte er verlegen. Ich lachte noch mehr. Manchmal kam es mir wirklich so vor, als hätte ich einen kleinen Bruder.
    Â»Hör auf zu lachen«, sagte er, offenbar verletzt. »Wir dinieren nicht alle ständig in Nobelrestaurants, Chas.«
    Ich verstummte reumütig. »Ach, Bowes … Ich gehe doch auch nur dorthin, weil es meine Arbeit verlangt«, log ich. »Sonst würde ich vermutlich Servietten klauen und rohen Tunfisch ausspucken wie jeder normale Mensch.«
    Sams Gesicht hellte sich auf, und ich machte mir einen

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