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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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müssen.«
    Â»Glaub ich nicht. Veranstaltungen wie diese werden von stinkreichen Risikokapital-Anlegern finanziert.«
    Sam strahlte. »Nun, dann würde ich sagen: Lass uns abhauen, Chas. Wir machen ’ne Flasche Scotch auf und gucken Dirty Dancing .«
    Sam war der beste Geschäftspartner auf der ganzen Welt.
    Wir tranken unseren Kaffee aus, warteten, bis der Kellner verschwunden war, und verließen in flottem Trab das Restaurant, feixend wie zwei ungezogene Kinder.
    Betrunken schwankte ich durch die Lobby, Sam in seinem eleganten Anzug schritt selbstsicher voran. Als ich ihn betrachtete, überkam mich ein Gefühl großer Zärtlichkeit. Der Samuel Bowes, der da vor mir hermarschierte, mochte vielleicht ein bisschen angeschickert sein, aber er war ein durchaus akzeptabler, ansehnlicher und äußerst liebenswerter junger Mann. Der Chaot, der die letzten zehn Jahre über auf meinem Sofa gegammelt hatte, war verschwunden.
    Ich dachte daran, wie er sich in den E-Mails, die er in Williams Namen geschrieben hatte, noch vor wenigen Monaten über den Stillstand in seinem Leben beschwert hatte. Es war ein Aufschrei aus tiefster Seele gewesen, ein sehnsuchtsvolles Verlangen nach einer Aufgabe und nach Geltung. Ich habe das gewaltige, überwältigende Gefühl, unterfordert zu sein , hatte er gesagt. Wie oft habe ich den Eindruck, als zöge das Leben an mir vorbei und ich wäre nicht mit an Bord. Jetzt zog es bestimmt nicht länger an ihm vorbei. Du bist ein cleveres Bürschchen, Bowes , dachte ich voller Zuneigung. Ich werde dich aufrichtig vermissen, wenn du nach London gehst.
    Draußen angekommen stand uns der Sinn noch gar nicht nach Heimkehren, deshalb schlenderten wir ziellos über die Asphaltpiste der Princess Street, Edinburghs exklusiver Einkaufsmeile, und malten uns aus, was wir mit First Date Aid tun würden, sollte es uns irgendwie gelingen, einen großen Investment-Deal zu landen. Es war ein bisschen unklar, woher ich die Zeit nehmen sollte, mich damit zu befassen, doch ich wusste, dass es eine Möglichkeit geben würde.
    Â»Wir müssen unsere Sache echt gut machen, wenn Shelley so scharf darauf ist, uns zu unterstützen«, sagte ich und ließ mich auf eine kalte Bank fallen.
    Â»Wir bauen die großartigste Agentur der Welt auf«, erklärte Sam, ohne zu zögern. Er setzte sich neben mich. Wir blickten hinüber zum Balmoral Hotel. In einer der hinteren Räumlichkeiten war eine Firmenfeier in vollem Gange: Übergewichtige Männer in Hemden tanzten zu einer Musik, die wir nicht hören konnten, während die Frauen versuchten, sich verführerisch in ihren funkelnden Kleidern zu verrenken. Stumm beobachteten wir das hemmungslose Treiben unter der glitzernden Discokugel.
    Â»Mir gefällt mein Leben«, bemerkte Sam aus heiterem Himmel.
    Â»Gut«, sagte ich und spürte, wie ich anfing, mir Sorgen zu machen. Kommentare wie dieser riefen in mir stets das dringende Bedürfnis hervor, mein eigenes Leben ebenfalls zu mögen.
    Mochte ich mein Leben? , fragte ich mich und schnitt eine Grimasse. Was war mit Margot und ihrer Erpressung, Dads Depression und den Problemen bei der Arbeit? Was war mit dem grauenvollen Wissen, dass Hailey betrogen wurde? Die Dinge waren in der Tat alles andere als perfekt. Ich schlug mir die Hand vor die Stirn. Da war es wieder: »perfekt«. Hatte ich William nicht geschrieben, ich wolle mich von meinem Perfektionismus verabschieden? Dass ich vermutlich sehr viel glücklicher wäre, wenn ich einfach mal loslassen könnte?
    Mein Unbehagen wurde sogar noch größer, als ich an meine E-Mail-Korrespondenz mit »William« dachte. Tatsache war, dass ich während jener Zeit einige entscheidende Dinge über mich selbst herausgefunden, doch diesbezüglich nichts unternommen hatte. Sam dagegen hatte beschlossen, sein Leben umzukrempeln. Vor vier Monaten war er ein arbeitsloser, gelangweilter, ungesund lebender Faulpelz gewesen; jetzt leitete er eine Firma, ging zu Vorsprechterminen, trieb Sport und ernährte sich ausgewogen. Warum habe ich mich nicht verändert? , fragte ich mich. Habe ich versagt?
    Doch was sollte ich ändern? Sollte ich meinen Job kündigen, bloß weil mein Privatleben ständig zu kurz kam?
    Natürlich nicht! Mein Job war mein Leben!
    Und genau darin besteht das Problem , stichelte die nervende leise Stimme in meinem Kopf, die nie still war, egal, in

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