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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Kampf, das Ganze wieder auf meinen Teller zu verfrachten; ein Kampf, der uns die Missbilligung der Nadelstreifenträger einbrachte und zu weiteren Lachsalven führte. Ersticktes Schnauben tönte durch das ansonsten stille, zivilisierte Restaurant; der Kellner lächelte bemüht. Und bloß um Sam zu beweisen, dass ich tatsächlich nur aus beruflichen Gründen Michelin-Stern-befugt war, stibitzte ich eine Balmoral-Serviette. (Die ich ein paar Minuten später zurücklegte, als er gerade mal nicht hinschaute.)
    Sam brachte das Ganze auf eine neue Ebene, als das Dessert serviert wurde: Er versuchte, sich einen Weg durch die weinbrandgetränkte Hülle zu bohren, die seine Mango-Eiscreme umgab. Sie entpuppte sich als fester denn erwartet, sein Löffel prallte daran ab und flog ihm aus der Hand. Er schoss über den Tisch, knallte mit einem lauten Ping! gegen die Wand und landete dann auf dem Fußboden. Sam und ich starrten entsetzt darauf, dann fingen wir wieder an zu kichern.
    Â»Hör verdammt noch mal auf damit!«, flüsterte ich ihm zu und versuchte, mein Gesicht zu verdecken.
    Â»Hör du doch auf!«, zischte er zurück. Er hielt sich die Serviette vor den Mund, doch das half auch nichts.
    Ich gackerte laut und wandte den übrigen Gästen verlegen den Rücken zu, doch ich konnte einfach nicht aufhören. »Du zerstörst gerade unsere Chancen, einen Anleger für unser Unternehmen zu finden«, flüsterte Sam. » STECK DIR UM HIMMELS WILLEN EINE SOCKE IN DEN MUND !« Dann hielt er sich den Bauch und lachte, bis ihm die Tränen kamen. Die gut gekleideten Investoren betrachteten uns mit stummer Entrüstung. Mir war klar, dass keiner auch nur einen halben Penny für uns rausrücken würde.
    Â»Shelley wird nie mehr mit uns reden«, japste ich ein paar Minuten später. Das viele Lachen hatte mich völlig erschöpft. Sam, der ähnlich fertig aussah, hing zusammengesackt über dem Tisch und lud Würfelzucker in seinen Kaffee. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe.
    Â»Der Zucker kostet nichts«, brachte er zu seiner Verteidigung hervor.
    Wir stießen mit unseren Kaffeetassen an. »Ich bin in der Tat ziemlich betrunken«, gab ich zu. »Und ein bisschen besorgt, ob ich noch ernst und kompetent klinge.«
    Sam schlürfte seinen Kaffee. »Weder noch, Chas.« Wir kicherten.
    Die Anzugmänner waren in eine erhitzte Debatte über irgendwelche Finanzangelegenheiten vertieft, und ich starrte sie an, beeindruckt und eingeschüchtert von ihrem Vokabular und ihrer Bestimmtheit. Das Selbstvertrauen, das Leute mit Geld unweigerlich ausstrahlten, brachte mich jedes Mal aus der Fassung.
    Â»Ich denke, wir haben uns eh jede Chance versaut, die Typen zu beeindrucken«, stellte Sam sehr richtig fest. »Ich für meinen Teil würde zumindest nicht in zwei Bekloppte investieren, die in der Ecke mit Löffeln werfen!«
    Jugendliche Aufsässigkeit nahm von mir Besitz. Zum Teufel mit diesen Anzugträgern! Ich hatte keine Lust, nach nebenan zu gehen und einen auf erwachsen zu machen. Bei Salutech musste ich den ganzen Tag über vernünftig sein; ich vermisste das Gekicher, die Frotzeleien, die blöden Witze, die wir gerissen hatten, als wir First Date Aid im Sommer gegründet hatten. Im Augenblick wünschte ich mir nichts mehr, als mir meinen Schlafanzug anzuziehen und zusammen mit Sam dämliche Filme zu schauen. Eine Rotzgöre zu sein, die sich keinen Deut darum scherte, was andere von ihr dachten.
    Ich schaute ohne Begeisterung auf die Investoren. Sie schienen ihre Gespräche zu beenden, offenbar rückten die Präsentationen und der anschließende Empfang näher.
    Â»Denkst du, was ich denke?«, fragte Sam in meine Gedanken hinein. In seinen Augen blitzte es aufrührerisch.
    Â»Ich denke, ich will mich verdrücken!«, flüsterte ich.
    Â»Ich mich auch!«
    Ich blickte verstohlen zur Tür. »Sie können uns doch nicht zwingen zu bleiben, oder?«
    Â»Nein, Chas, sie werden sogar heilfroh sein, wenn wir verschwinden!«
    Einer der Anzüge sah mich überdrüssig an. Um Himmels willen , war auf seinem Gesicht zu lesen. Ich hoffte bei Gott, dass Shelley keinen von diesen Leuten persönlich kannte.
    Â»Wir werden Shelley doch nicht enttäuschen, oder?«, fragte Sam, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Ich fürchte, sie wird für unsere Anwesenheit hier bezahlen

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