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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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zurückgeschrieben, in Gedanken offenbar woanders. Für gewöhnlich redete Shelley nicht so. Jetzt schnitt sie das Thema erneut an. »Es handelt sich wieder um ein Abendessen«, bellte sie, »diesmal im Kitchen. Geschlossene Gesellschaft, das ganze Restaurant wurde für diese Veranstaltung gemietet. Ihr zwei MÜSST da hin. Das ist eine Riesenchance.«
    Ich lächelte. Irgendwann hatte ich angefangen, Shelley Cartwright zu mögen, ungeachtet ihrer dampflokähnlichen Art. Es berührte mich sehr, dass sie so eifrig darauf bedacht war, First Date Aid zu unterstützen. »Ich werde hingehen«, sagte ich, »aber du musst nur eine Person auf die Gästeliste setzen. Sam ist mittlerweile nach London umgezogen.«
    Es entstand eine kurze Pause. »Oh«, sagte Shelley schließlich, offenbar verstimmt.
    Sofort fühlte ich mich gekränkt. Dachte sie etwa, ich wäre unfähig, ohne Sam etwas aufzuziehen? »Shelley, es ist wirklich in Ordnung für mich, wenn ich allein hingehe«, sagte ich, vielleicht ein bisschen zu defensiv. »Ich habe die Agentur eine ganze Zeitlang allein geführt, bevor Sam eingestiegen ist. Außerdem habe ich über zehn Jahre in einem großen Unternehmen gearbeitet.«
    Â»Tatsächlich?«, sagte Shelley nachdenklich. Sie war ganz offensichtlich mit ihren Gedanken woanders.
    Â»Ja. Ich habe angefangen mit …«
    Â»Richtig«, unterbrach sie mich. »Nun, ich werde dich auf die Gästeliste setzen lassen. Wann kommt dein Partner nach Edinburgh zurück?«
    Stand sie auf Sam, oder was war los? Auf der Website war ein hübsches Foto von ihm (es waren prompt mehr als nur ein paar E-Mail-Anfragen eingegangen, ob man ihn daten konnte). Was, wenn Shelley es gesehen hatte und sich ein Stückchen Bowes sichern wollte? Bemüht nicht eingeschnappt zu klingen, teilte ich ihr mit, dass ich keine Ahnung hätte, wann Sam zurückkehrte – wenn er überhaupt wiederkam –, woraufhin sie das Gespräch zerstreut beendete. Es lag auf der Hand, dass es sie nicht interessierte, was ich zu sagen hatte.
    Ich ließ es dabei bewenden. Unsere Agentur lief glücklicherweise auch sehr gut ohne sie.
    Ich beschloss, mir zwanzig Minuten zu gestatten, in denen ich ein paar E-Mails für First Date Aid erledigen wollte, vielleicht um Shelley zu beweisen, dass wir ihre Hilfe nicht brauchten. Entspannen konnte ich auch noch am späteren Nachmittag.
    Entschlossen fuhr ich meinen Laptop hoch und loggte mich ein.
    Mehrere Nachrichten waren eingegangen, eine davon von einer gallespuckenden Klientin, die mit einem Mann ausgegangen war, der, wie sich herausstellte, eine Frau hatte (was allem Anschein nach meine Schuld war), doch ich war weit mehr interessiert an der zuletzt eingegangenen Mail, die erst vor fünfzehn Minuten gesendet worden war.
    Â»Eine Nachricht für Charley Lambert« stand in der Betreff-Zeile. Sie stammte von Sam. Ich lächelte erfreut. Es gefiel mir, dass er sich noch kurz bei mir gemeldet hatte. Der Gedanke war irgendwie tröstlich.
    Ich habe eine Freundin namens Charley Lambert , begann die E-Mail.
    Hä? Halb stirnrunzelnd, halb lächelnd, las ich weiter.
    Sie führt erst seit wenigen Stunden ein neues Leben in Freiheit, hat sich von einigen schädlichen Dingen aus der Vergangenheit verabschiedet – und auch von einigen schädlichen Menschen – und fängt gerade an, ihren eigenen Weg zu gehen.
    Malcolm sprang neben mich aufs Sofa. »Sam hat mir eine sehr nette E-Mail geschickt«, teilte ich ihm mit. Meine Stirn hatte sich wieder geglättet, jetzt grinste ich.
    Sie hat Angst. Sie weiß nicht, ob sie es schaffen wird, aber ich weiß es: Sie wird es schaffen. Sie hat keine Ahnung, wie es ihr gelingen soll, einfach nur still dazusitzen (ich wette, sie liest diese Nachricht binnen einer Stunde, nachdem ich sie abgeschickt habe), aber ich weiß, dass sie es lernen wird. Sie bringt alles fertig, dieses Mädchen, denn sie ist einfach unglaublich. Das Leben ohne sie wird kälter sein und längst nicht so schön wie mit ihr. Ich werde Charley Lambert vermissen, sehr sogar, und ich bin traurig, dass ich nicht da sein werde, wenn sie diesen neuen Weg beschreitet.
    Ich schlang die Arme um mich. Es war so schön, das von Sam zu hören. So schön, dass mir ein Schauder das Rückgrat hinablief. Im Ernst: Es war prickelnd. Im richtigen Leben sagte er mir solche

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