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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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letzte Woche in mein Apartment zurückgekehrt war, um Hailey beim Einziehen zu helfen, hatte ich einen Stapel Kartons vorgefunden, den Sam im Flur in eine Ecke gestellt hatte. Aus einem davon lugte sein Teddybär. Ohne nachzudenken, fischte ich den Bären heraus, nannte ihn Bowes junior und versteckte ihn in meinem Bett. Er durfte auf meinem Kopfkissen schlafen, und ich setzte ihn jeden Morgen auf, wenn ich mein Bett machte, und lehnte ihn mit dem Rücken gegen das Kissen. Ich hatte ihn auch schon ein-, zweimal auf die Nase geküsst.
    Die Tatsache, dass Sam völlig ungeniert einen Teddy hatte, machte ihn in meinen Augen noch liebenswerter. Ich platzte schier vor Liebe. Es war grauenhaft. Ich betete, dass das bald vorübergehen möge und dass ich ihn in dem Zustand nicht zu Gesicht bekäme.
    Daher war es ziemlich beunruhigend, dass ich mich in einem Zug nach London wiederfand und den ganzen Tag mit ihm verbringen sollte.
    Es war Shelleys Schuld. Sie hatte vor ein paar Tagen angerufen und voller Aufregung trompetet, sie habe einen Freund überreden können, einen Artikel über First Date Aid für die Sunday Times zu schreiben. » SO EINE CHANCE GIBT ES IM LEBEN NUR EINMAL !«, hatte sie ins Telefon gekreischt und mir klargemacht, dass nicht mal ein radioaktiver Fallout eine Entschuldigung wäre, die Fahrt nach London nicht anzutreten. »Die machen tolle Fotos von euch«, fügte sie aufgeregt hinzu, ohne die leiseste Ahnung, wie wundervoll und gleichzeitig erschreckend das in meinen Ohren klang. Wieder versicherte sie mir, wie bestrebt sie sei, unserer Agentur auf die Füße zu helfen, und dieses Mal machte ich mir nicht die Mühe, sie zu bremsen. Ich war ohnehin sprachlos.
    Zwei Minuten, nachdem ich »Ja« gekrächzt und aufgelegt hatte, rief Sam an. » WAAAHHHNSINN !«, quietschte er wie ein kleines Kind. » DIE SUNDAY TIMES !«
    Â»Wahnsinn, die Sunday Times «, wiederholte ich wenig begeistert.
    Ich hatte die letzte Nacht über nicht geschlafen und kam mir vor wie ein Wrack.
    In dem verzweifelten Bemühen, mich abzulenken, schleppte ich mich nun zum Speisewagen, um mir eine beruhigende Tasse Tee zu gönnen – die mich nur noch aufgeregter machte –, dann setzte ich mich auf meinen Platz und öffnete meine Post, die ich bei meinem Aufbruch heute früh in die Tasche gestopft hatte. Bislang hatte sich das Stillsitzen für mich als schwierig entpuppt, doch vielleicht wäre ich nun in der Lage, eine Stunde lang nichts zu tun. Oder zumindest fünfzehn Minuten.
    Es war gar nicht so einfach, mit einer lebenslangen Gewohnheit zu brechen. Diese Woche hatte ich mich zweimal dabei ertappt, wie ich morgens um halb sieben unter die Dusche sprang, was meiner neuen Mitbewohnerin nicht verborgen geblieben war. Gestern Morgen dann kam Hailey ins Badezimmer marschiert, während ich gerade am Einseifen war, und schnauzte mich an: » GEH WIEDER INS BETT , DU IRRE !« Ich tastete nach einem Handtuch, während sie wie ein Rausschmeißer an der Tür stehen blieb und darauf wartete, dass ich das Badezimmer verließ. Sang- und klanglos ergab ich mich und zog mich in mein Zimmer zurück.
    Ganz zuoberst in meinem Poststapel: ein Kontoauszug, den ich nicht ansah. Die Aussicht auf ein Leben ohne regelmäßiges Einkommen war zu beängstigend, um mich damit im Augenblick zu befassen. Ich entdeckte drei Briefe von Sam, die ich zu denen in meiner Tasche legte. Und dann fiel mein Blick auf etwas, das mein Herz einen Schlag aussetzen ließ: Ich hielt einen Brief von Salutech in der Hand.
    Es handelte sich allerdings lediglich um eine Bestätigung von der Personalabteilung, dass meine Kündigung eingegangen sei. Da ich eine Führungsposition bekleidet hatte, würde der Geschäftsführer über alles Weitere in meinem Fall entscheiden.
    Ich schluckte nervös. Was mochte das bedeuten? Würde ich in die Firma kommen und mit John persönlich reden müssen?
    Nach all den Jahren war es äußerst seltsam, nichts als Kälte zu empfinden bei dem Gedanken, ihn zu sehen. Ich vermisste ihn nicht, ich begehrte ihn nicht, ich hatte nicht mal Mitleid mit ihm. Ich wollte einfach nur einen Strich unter das Ganze ziehen und ihn so schnell wie möglich vergessen. Tag für Tag wurde mir klarer, dass er und ich nicht die mindeste Chance gehabt hatten. Nicht nur, weil er mich wegen Susan belogen hatte, nicht nur, weil er Angst vor

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