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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Chambers hatte, nicht nur, weil ich mich auf Nimmerwiedersehen von der Firma verabschiedet hatte. Nein, unsere Beziehung war von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, weil ich mich längst in einen anderen verliebt hatte.
    Â»Verflixt.« Ich seufzte. Ich hatte es gerade mal eine Minute geschafft, nicht an Sam zu denken.
    Ich steckte den Brief zurück in meine Handtasche und damit hoffentlich auch meine Gedanken an die Firma. Es war superwichtig, dass Sam und ich während des Interviews und der anschließenden Aufnahmen als perfekte Geschäftspartner auftraten. Sam hatte mir versprochen, nicht zu furzen, und ich hatte (mir selbst) versprochen, mich in seiner Gegenwart nicht aufzuführen wie eine Verrückte.
    Ich öffnete den letzten Brief, der weit interessanter aussah: ein handgeschriebener, sehr teuer aussehender Umschlag mit etwas Festem darin. Eine Einladung zu einem exklusiven Wellnesstag? Ein fetter Scheck? Vielleicht eine Valentinskarte, die jemand drei Monate zu früh abgeschickt hatte, nur um ganz sicher zu sein, dass sie auch ankam?
    Doch in dem Umschlag steckte nichts davon, stattdessen zog ich eine dicke Hochglanzkarte mit einem Schwarzweißfoto zweier wunderschöner Menschen heraus, die an einem mondbeschienenen Strand Händchen hielten und einander tief in die Augen blickten. Sie sahen aus, als würden sie sich gleich die Kleider vom Leib reißen und übereinander herfallen. Hinter ihnen warf der Vollmond einen Streifen geriffelten Lichts aufs Wasser. Ich blickte wieder auf die beiden wunderschönen Menschen. Der schöne Mann war Samuel Bowes, die schöne Frau eine blöde Schlampe namens Katia Johnson. DER STURM : SONDERVORSTELLUNG war in Kirschrot in eine Ecke des Fotos gedruckt.
    Ich starrte die Einladung an und spürte, wie mir das Herz brach, wenigstens ein bisschen. Katia Johnson musste Miranda, Sams Bühnengeliebte, sein. Er hatte sie diese Woche bereits in DREI E - MAILS erwähnt. Und natürlich passte sie genau in Sams Beuteschema. Sie war klein und hübsch und trug ein hauchzartes Kleidchen, das der Seewind bauschte. »Hör auf, ihn so anzuglotzen«, zischte ich ihr zu, betroffen über die grenzenlose Liebe in ihren Augen. Sams Gesicht war offen und verletzlich; er erwiderte ihren Blick mit einer Eindringlichkeit, die mich zum Heulen brachte. Irgendwann während meiner Sam-Manie hatte ich offenbar vergessen, dass er sehr viel Zeit damit verbrachte, leidenschaftliche Küsse mit seiner Bühnengeliebten auszutauschen. Ob die Küsserei auch jenseits des Probenraums weiterging?
    Grrr! Hör auf damit! Ich verdrehte die Augen. Bitte, lieber Gott, mach, dass ich mich in jemanden verliebe – egal, in wen, nur nicht in Samuel Bowes.
    Â»Hi«, sagte ein noch wunderschöneres Mädchen, das ein seltsames Fell-Outfit trug, »ich bin Alice, deine Stylistin.« Sie sah nicht älter aus als achtzehn. Ich schüttelte ihr die Hand und versuchte, fröhlich zu wirken. Warum war eine Stylistin hier? Ich hatte den Großteil der letzten Woche damit verbracht, ein passendes Outfit zu finden, hatte jeden einzelnen Laden in Edinburgh durchstöbert! Sogar nach Glasgow war ich gefahren!
    Â»Kaveh möchte, dass ihr zwei richtig flippig und hip ausseht«, erklärte sie ruhig. »Ich habe ein paar tolle Ideen für dich, Charley.« Sie wandte sich Sam zu, der ausgesprochen gut aussah in seinen schmalen Jeans, den bizarren Lederschuhen und einem klassischen Hemd. »Du kannst wahrscheinlich so bleiben, wie du bist«, sagte sie zu ihm. »Tolle Schuhe, übrigens.«
    Ich stapfte davon, um mich umzuziehen. Dieser Vormittag verlief definitiv nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Kaveh, der »Art Director«, ein bebrillter Mann mit Segelschuhen und einer knöchellangen Tweedhose, hatte uns mitgeteilt, dass er uns spontan, jung und lustig haben wollte. Das fing überhaupt nicht gut an, hatte ich doch keine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen sollte. Ich war nichts davon. Ich bin der strenge Business-Typ , dachte ich finster. Pyjamapartys unter Teenagern sind nicht mein Ding. Noch schlimmer war, dass der Fotograf mich sofort nach meinem Eintreffen bat, meine Brille abzunehmen – ein Ding der Unmöglichkeit: Ohne Brille war ich blind wie ein Maulwurf (und sah auch so aus) – außerdem bekam ich nur verschwommen mit, wie Anna, die Journalistin von der Sunday Times , unverhohlen mit Sam

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