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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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selbst zum Essen eingeladen und mir vorgestellt, du würdest mir gegenübersitzen. Du wärst groß und sogar noch hübscher als auf deinem Foto. Du bist ohne Brille gekommen, weil du dachtest, dann würdest du besser aussehen, aber dann musstest du sie doch aufsetzen, um die Speisekarte lesen zu können. Ich fand dich niedlich damit. Ohne genauso. Ich machte einen unpassenden Scherz über Analverkehr und wurde anschließend knallrot. Du tatest so, als hättest du – typisch Frau – nur ganz wenig Appetit, und dann hast du binnen zehn Minuten ein gigantisches Rumpsteak verdrückt.
    Ich sah dir beim Essen zu und hätte am liebsten meine Hand nach deiner ausgestreckt, was ich natürlich – typisch Mann – nicht tat. Doch dann hast du mich dabei ertappt, wie ich dich anschaute, und du hast meine Hand genommen.
    Und da kam mein Burger, in echt, und ich hörte auf, über eine imaginäre Frau zu grübeln.
    Doch jetzt stehe ich wieder ganz meinen Mann. Scheiß auf Cembali und Gedichte. Ich werde losziehen und Gewichte stemmen, Fußball gucken und Bier trinken. Jemanden vermöbeln, im Idealfall einen Patienten.
    Wie wär’s mit einem Lokal namens Polpo für unser Treffen? Eine Art italienische Tapasbar, wenn es so etwas denn gibt. Es ist immer ziemlich lärmig dort, wenn wir also nicht miteinander klarkommen, müssen wir nicht in aller Stille dasitzen. Um 20.30 Uhr? Bis dahin bist du doch bestimmt fertig mit deiner Arbeit, oder? Wenn nicht, dann mach eben eine Ausnahme.
    X
    Ich las die Nachricht dreimal, ein unkontrollierbares Grinsen auf dem Gesicht. Ich wollte William am Tisch gegenübersitzen, italienisch essen und kichern, wenn er geschmacklose Witze über Analverkehr riss. Ich wollte meine Hand nach seiner ausstrecken, genau wie er es sich vorgestellt hatte. Ich wollte das mehr, als es gut für mich war.
    War das Internet-Liebe? Nein. Es war viel mehr als das. Wahre Liebe? »Schscht«, sagte ich alarmiert zu mir selbst. Doch dann ging mir auf, dass es im Grunde völlig egal war, um welche Art von Liebe es sich handelte. Alles, was ich wusste, war, dass William der wunderbarste, brillanteste Mann war, den ich je kennengelernt hatte. Und deshalb musste ich mich Hailey widersetzen und einen Weg finden, William in mein Leben zu lassen.
    Kurz nachdem ich eine Antwort geschickt hatte, trat Sam mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter durch meine Haustür. Nein, schlimmer als sieben Tage Regenwetter, die Zeichen standen auf undurchdringliche, trostlose Finsternis. Ich klappte schnell den Deckel von meinem Laptop herunter, damit er nicht sehen konnte, was ich da tat, aber ich hätte mir ohnehin keine Sorgen machen müssen: Er warf nicht einen Blick in meine Richtung. Stattdessen stürmte er zum Schrank hinüber, um sich einen Laib mit geschnittenem Weißbrot und das Nutella-Glas zu schnappen.
    Â»Ach du lieber Himmel«, sagte ich. »Was ist passiert, Bowes?«
    Er ignorierte mich und rammte aufgebracht zwei Scheiben in den Toaster.
    Â»Sam? Stimmt etwas nicht?«
    Â»Yvonne«, knurrte er.
    Â»Was ist mit ihr?«
    Â»Es ist vorbei«, sagte er, ließ den Toast Toast sein und stampfte in sein Zimmer. Die Tür knallte hinter ihm zu. Ich starrte ihm mit offenem Mund hinterher.
    Zwei Sekunden später stieß er die Tür wieder auf, marschierte zurück zum Küchentresen, schnappte sich den Brotlaib und das Nutella-Glas und trat den Rückweg an. Die Tür knallte erneut.
    Ich war sogar noch schockierter als vor ein paar Monaten, als ich von ihrer Verlobung erfahren hatte. Sam und Yvonne waren … sie waren so süß gewesen! Einfach entzückend. Glücklich! Wie hatte das passieren können?
    Das, Charlotte Lambert, ist der Grund dafür, dass du lieber anderen Leuten hilfst, den Anfang für eine Beziehung zu finden, als selber eine zu führen , dachte ich benommen. »Verflucht«, sagte ich zu dem leeren Zimmer. Niemand antwortete, nur Sams Toast ploppte verloren aus dem Toaster.
    Die Liebe ist ein Alptraum , dachte ich. Planänderung. Hör auf, William zu mailen. Hau ab, bevor das Ganze in einem Riesenschlamassel endet.
    Traurigkeit überkam mich. Es wäre richtig loszulassen: Die Situation war wirklich ungut. William sollte Shelley in fünf Tagen treffen, der Ball war angestoßen und rollte, und es gab nichts, womit ich ihn stoppen konnte. Abgesehen von allem

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