Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
Vom Netzwerk:
lächelte, seine Augen bohrten sich in meine. Ich lächelte ihn höflich an und schob mein BlackBerry in die Tasche. »Schön, dass du wieder da bist, Charley«, sagte er nach einer Pause.
    Zwanzig Minuten später fuhr ich auf dem Rücksitz eines Taxis über die A1 und versuchte, mir einen Reim auf das Ganze zu machen. Genügte meine E-Mail-Plänkelei mit William, dem Doktor – William, dem völlig Unbekannten, auf den ich keinerlei Anspruch hatte –, wirklich, um sieben Jahre ungetrübte John-MacAllister-Besessenheit auszulöschen?
    Ich dachte an William und die Art und Weise, auf die er sich so völlig mühelos in meine Seele geschlichen hatte und bereits in Bereiche vorgedrungen war, denen John nicht mal ansatzweise nahegekommen war – und fühlte mich verwirrter denn je. So musste man sich fühlen, wenn man jemanden eine Zeitlang kannte und anfing, sich in ihn zu verlieben.
    Â» HÖR AUF DAMIT !«, schimpfte ich mich, als das Taxi vor meiner Wohnung am Bordstein anhielt. » DAS IST KEINE LIEBE !« Ich reichte dem befremdet dreinblickenden Fahrer sein Geld und machte mich daran, mich die Stufen hochzuschleppen, fest entschlossen, etwas Positives zu tun.
    Weil mir jedoch nichts Positives einfallen wollte, beschloss ich, stattdessen Hailey anzurufen.
    Â»Bankettabteilung, guten Tag?«
    Â»Hailey …«
    Â»Hi, Charley-Schätzchen! Erzähl mir bitte nicht, du rufst an, um mit mir über den Internetdoktor zu reden.«
    Â»Ã„hm, doch … genau deswegen rufe ich an.« Ich lehnte mich gegen den Küchentresen, damit ich ohne die Hilfe meiner Krücken aus dem Fenster blicken konnte.
    Ich hörte, wie Hailey mit dem Telefon um die Ecke in die Umkleide der Köche einbog. »Chas«, sagte sie. »Wir haben das doch schon besprochen. Du solltest dich da nicht reinsteigern.«
    Â»Ich weiß. Aber ich habe heute John getroffen und nichts empfunden. Ich muss immerzu daran denken, wie gut William mich zu verstehen scheint.«
    Â»Er versteht dich nicht, Chas. Er kennt nicht mal deinen Namen. Wenn er an dich denkt, sieht er eine Tussi namens Shelley vor sich. Sie ist es, mit der er sich verabredet hat.« Sie klang genervt.
    Â»Entschuldige, Hails. Ich gehe dir wirklich auf den Keks, stimmt’s?« Ich biss mir auf die Lippe und starrte abwesend aus dem Fenster. Leuchtend bunte Tanker fuhren an Newhaven vorbei, völlig unbeeindruckt von meinem emotionalen Aufruhr.
    Â»Nein, meine Liebe, es ist bloß so … Ich denke, du lebst in einer Fantasiewelt. Es ist toll, wenn du über John hinweg bist, aber du kannst das doch nicht wirklich auf diese eingebildete Liebelei schieben. Hat Shelley die E-Mails eigentlich schon zu Gesicht bekommen?«
    Â»Nein. Sie hat nicht mal danach gefragt. Es kümmert sie nicht. Sie möchte einfach nur, dass ich die Drecksarbeit für sie erledige, und dann erscheint sie auf der Bildfläche und entscheidet, ob William gut genug für sie ist. Er ist nicht der Richtige für sie, Hailey! Er ist der Richtige für mich !«
    Â»Was willst du tun? Willst du nach London fliegen und bei ihrer Verabredung Mäuschen spielen?«
    Das wäre eine Idee. »Keine Ahnung«, murmelte ich.
    Hailey seufzte, scheinbar am Ende mit ihrer Geduld. »Hör mal, ich muss jetzt auflegen. Doch ich sage dir ein für alle Mal, dass das aufhören muss. Es ist unmoralisch, es ist selbstsüchtig, es ist verrückt. Verstanden?«
    Â»Hm.« Ich beendete das Gespräch und betrachtete wieder einmal Williams Bild auf meinem Laptopmonitor. Hailey hatte recht: Ich würde ihn loslassen müssen. Es war unmoralisch, es war selbstsüchtig, und es war verrückt.
    Doch als ich ihn anschaute mit seinem Pullover und seinem männlichen Bartschatten, erschien plötzlich eine Blase auf dem Bildschirm, die mir verkündete, dass ich eine neue Nachricht erhalten hätte. Unmoralisch, selbstsüchtig und verrückt, dachte ich, stürzte ohne Krücken durchs Zimmer und öffnete die Nachricht, so schnell ich konnte.
    Liebe Shelley (Liebe? Ist das zu altmodisch? Ach, egal!),
    es ist Mittagszeit, und ich habe den ganzen Morgen an dich gedacht. Das ist doch verrückt! Ich habe beschlossen, jede Menge Hobbys anzufangen, um mich bis zu unserem Treffen zu beschäftigen. Aktuelle Vorlieben: Gedichte schreiben und Cembalostunden.
    Gestern Abend habe ich mich nach Schichtende

Weitere Kostenlose Bücher