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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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wäre, meine Mission abzublasen und stattdessen in würdevoller Einsamkeit eine Pizza in mich hineinzustopfen. Abgesehen von allem anderen fing ich langsam an, mich ziemlich unwohl wegen meines äußeren Erscheinungsbilds zu fühlen. Mein Lanvin-Kleid war atemberaubend in seiner Schlichtheit, und meine Highheels (die ich zu den seltenen Gelegenheiten herausholte, wenn ich mich mit einem Mann traf, der größer war als ich) hatten mir bei Katy zu Hause das Gefühl gegeben, etwas ganz Besonderes zu sein. Doch während ich mich durch ein Meer jeanstragender Soho-Typen schlängelte – von denen mir die meisten aus unerfindlichen Gründen wie Pygmäen vorkamen –, kam ich mir in meinem völlig übertriebenen Aufzug beinahe vor wie eine Zirkusattraktion.
    Doch jetzt war an einen Rückzieher nicht mehr zu denken. Ich mochte zwar nach außen hin wie eine durchgedrehte Tussi wirken, doch innerlich fühlte ich mich wie ein liebestoller Teenager. Mein Herz flatterte nicht, es barst förmlich, und alles, woran ich denken konnte, war, dass William und ich nur Minuten davon entfernt waren, unsere grandiose Beziehung wieder aufzunehmen. Ganz gleich, wie albern ich mir vorkam: Ich musste einfach mit ihm reden. Unbedingt!
    Später würde ich immer noch mit einer Therapie beginnen können.
    Ich blieb kurz stehen, um mein Spiegelbild in der Fensterscheibe eines Klamottenladens Ecke Carnaby Street zu überprüfen, und lächelte unsicher. Ich sah gut aus. Richtig hübsch sogar. Jetzt musste ich nur noch die Nerven behalten und einfach ich sein. Schließlich war ich es, die William so gefallen hatte: Er hatte sich nicht für die Powerfrau Charley interessiert, die es John angetan hatte, auch nicht für das Ärzte anbetende, emotional defizitäre Mädchen, das Dr. Nathan Gillies an seiner Seite geduldet hatte. Nein. William mochte die ganz normale, unkapriziöse, echte Charley Lambert. Wer hätte das gedacht?
    Eine kleine Menschenmenge hatte sich vor einem Eingang ein Stück die Straße hinunter versammelt. Bitte lass das nicht das Polpo sein! , betete ich im Stillen nervös.
    Doch natürlich war es das Polpo. Ein kleiner Laden. Dicht gedrängt standen die Leute vor dem kleinen Absperrband vor dem noch kleineren Eingang und fragten lautstark nach Tischen. Ich geriet in Panik. Welches Restaurant mochte um diese Zeit schon derart überfüllt sein? Wie um alles auf der Welt sollte ich einen Platz in Williams Nähe finden?
    Â»Mindestens zwei Stunden«, teilte mir der genervte Kellner hektisch mit. Ich spähte über seine Schulter. Meine Panik wurde noch größer. Wahre Menschenmengen türmten sich drinnen bis unter die Dachsparren; das Essen sah fantastisch aus, das Lokal selbst hatte Atmosphäre, auch wenn es ziemlich laut zuging. William hatte recht: Es war ein ausgezeichneter Ort für ein erstes Date. Wenn man denn einen Tisch bekam.
    Â»Ich habe vor, jede Menge Geld dazulassen!«, schrie ich dem Kellner verzweifelt zu. »Ich brauche auch nicht viel Platz. Dürfte ich mich dort in die Ecke setzen?« Ich deutete auf das Ende des Tresens, wo das Personal die Gläser abstellte.
    Â»Nein!«, rief er. »Wie ich schon sagte: ein, zwei Stunden.«
    Verdammt! Frustriert ballte ich die Fäuste. Ich musste ihn sehen! Das war meine einzige Chance! Wieder starrte ich durch die offene Tür und ließ meinen Blick durchs Restaurant schweifen.
    Und dann sah ich ihn. Er saß hinten im Lokal an einem hohen Tisch und las ein Buch. Er trug sogar denselben Pulli mit Polokragen. Er war schön. Ich verspürte ein seltsames Ziehen in der Brust. Bekam ich einen Herzinfarkt?
    Eine große Frau drängte sich vor mich und versperrte mir die Sicht. Am liebsten hätte ich ihr meine Fäuste in den bulligen Rücken gerammt. Ȁhm, ich stand hier an«, verkündete ich unbeholfen. Sie ignorierte mich und fing an, auf den Kellner einzureden. Ich konnte nur noch Williams Ellbogen sehen und fühlte mich schwach vor Verzweiflung. Die Frau machte einen Schritt zurück und trat mir auf den Zeh. Ein grauenvoller Schmerz schoss mir ausgerechnet das Bein hinauf, das kaum mein eigenes Gewicht tragen konnte.
    Â»Entschuldigen Sie!«, rief ich und stieß sie in die Rippen. »Entschuldigen Sie! Ich habe mir an drei Stellen das Bein gebrochen, und jetzt stehen Sie auf meinem Fuß. Könnten Sie da bitte

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