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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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mir ein großes Glas Roten. Er wartet auf eine andere. Wenn du mit ihm reden möchtest, dann musst du das jetzt tun.
    Ich schnupperte und kostete. »Der Wein schmeckt fantastisch!«, sagte ich zum Barmann, der mich durch das Gestrüpp in seinem Gesicht hindurch anlächelte und seine Fingerspitzen küsste.
    Ich nahm einen Riesenschluck und zwang mich aufzustehen. Jetzt oder nie. Es war neunzehn Uhr siebenunddreißig, und wenn sich meine Vermutung bezüglich Shelleys zehnminütiger Verspätung bestätigte, blieben mir nur noch ein paar Minuten, bevor sie hereinmarschiert kam. Du hättest gleich zu ihm gehen sollen! , schimpfte die Stimme in meinem Kopf. Dummkopf!
    Â»Verfluchter Mist«, knurrte ich. »Lass mich in Ruhe, ich habe eh schon Angst genug.« Jetzt spielten sich die Dinge in Zeitlupe ab. »Ich bin eine schottische Amazone«, flüsterte ich heiser, nahm mein Weinglas und machte einen winzigen Schritt in Williams Richtung. Schottische Amazone, haha. Ich war ein verschreckter Kobold.
    Und dann lief alles schief. Plötzlich trat ein strahlendes Lächeln auf Williams Gesicht. Er stand auf, winkte unbeholfen, dann setzte er sich wieder, nur um gleich darauf erneut aufzustehen. Entsetzt folgte ich seinem Blick, und da war sie. Groß, schmallippig und unverkennbar nervös, bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge zu ihm. Ich kannte diesen Gang nur zu gut, denn genauso ging ich in überfüllten Restaurants: seitlich, um mich zwischen den Tischen hindurchschlängeln zu können, stets darauf bedacht, wegen meiner Größe keine Teller zu Boden zu schicken.
    Ich hielt den Atem an, als William die Hand ausstreckte, um die von Shelley zu schütteln – oder um sie an sich zu ziehen und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, ich konnte nicht sagen, wofür er sich entscheiden würde –, und dann konnte ich plötzlich nichts mehr sehen. Zornig funkelte ich das albern gekleidete junge Paar an, das mir die Sicht auf William und Shelley verstellte. Diese Trottel! Diese dämlichen, szenigen, lächerlichen …
    Â»Charley!« , rief Katy. Neben ihr stand Sam, der mich mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Furcht anstarrte.
    Ich starrte zurück. Was zum Teufel …
    Die beiden glotzten mich an. »Was zum Teufel machst du denn hier?«, brüllte Katy, sehr zum Vergnügen des behaarten Barmanns.
    Â»Ã„h, hallo!«, stammelte ich, als sie aus ihrer Starre erwachte und die Arme um mich schlang. Über Katys feschen Vintage-Hut hinweg sah ich, wie sich Shelley setzte und eine trockene Bemerkung machte. William nickte übertrieben, um zu bekunden, dass er wirklich nachvollziehen konnte, worüber sie sich beschwerte. Ich fühlte mich elend. Ich musste einschreiten. Aber wie?
    Â»Was tust du hier?«, rief Katy, die absolut erfreut wirkte. Sam, alles andere als erfreut, trat an die Bar und küsste verlegen meine Wange. Er trug eine typisch Londoner Strickjacke und hatte seine Hemdknöpfe nur zur Hälfte geschlossen. Um seinen Hals baumelte eine silberne Hundemarke, und obwohl er appetitlich, trendy und jugendlich aussah, spürte ich, dass ich sauer wurde. Sam war immer schon ein Fashion Victim gewesen, doch nun drängte sich mir die Frage auf, ob er sich für Katy so aufgebrezelt hatte.
    Â»Was hast du vor, Bowes?«, fragte ich ihn daher.
    Â»Ich habe mich mit meiner Agentin gleich um die Ecke getroffen«, erklärte er. »Anschließend wollte ich Katy zum Abendessen einladen, um mich bei ihr für die Übernachtungsmöglichkeit zu bedanken.« Ich beäugte ihn misstrauisch, doch dann fiel mir sein verzweifeltes Schluchzen wegen Yvonne am Montagabend wieder ein, und ich ließ fünfe gerade sein. Selbst ich, die ich fünfzehn Jahre lang Zeugin von Bowes’ unanständigen Aktionen gewesen war, musste zugeben, dass er heute Abend wohl kaum versuchen würde, Katy anzugraben. Ich lächelte ihn an, auf sein Gesicht trat Erleichterung.
    Â»Ach, ist das geieieil !«, kreischte Katy begeistert. »Nach dem Essen können wir alle zusammen in einen Club gehen! In Brixton findet heute Abend ein total abgefahrener Gig statt. Ich wollte mit Sam hingehen!«
    Ich dachte an mein Kleid und die hohen Absätze, die hier völlig fehl am Platze waren, und fühlte mich wie eine Frau mittleren Alters auf dem Weg zur Oper. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich für einen Gig

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