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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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richtig gekleidet bin …«
    Â»Unsinn! Kein Mensch schert sich um deine Klamotten!«
    Ich konnte sehen, wie William zu lachen anfing. Etwas in meinem Innern erstarb. Konnte die humorlose Shelley wirklich einen Scherz aus dem Ärmel schütteln, der ihn zum Lachen brachte? Sam verlagerte sein Gewicht aufs andere Bein, und Shelley und William waren wieder verdeckt. Verstohlen lehnte ich mich zur Seite, um vielleicht um ihn herumblicken zu können.
    Â»Wohin schaust du die ganze Zeit?«, fragte Sam. Katy zog ihren Mantel aus und enthüllte ein taubenblaues Sechzigerjahrekleid, in dem sie abscheulich jung, schlank und hübsch aussah. Sams Augen flogen blitzschnell über sie, bevor er sich wieder mir zuwandte.
    Â»Ich will sehen, ob endlich ein Tisch frei wird«, sagte ich.
    Â»Wir müssen nur noch zehn Minuten warten«, verkündete Sam. »Setz dich doch zu uns.« Er wirkte so begeistert wie ein Fisch mit Fahrrad.
    Â» JAAA !«, rief Katy enthusiastisch. »O mein Gott, Charley, du musst Benoit kennenlernen, den Typen, der heute Morgen in der Küche geschlafen hat. Er ist ein wahnsinnig toller Hang-Spieler – du weißt, was ein Hang ist?«
    Ich blickte hinüber zu William und Shelley. Shelley saß kerzengerade da und sprach, ohne zu lächeln. Zu meiner Überraschung hatte William eine unerwartet männliche Haltung eingenommen. Er saß in schrägem Winkel seitlich auf seinem Stuhl, den Arm über die Rückenlehne gelegt, und hörte Shelley auf eine äußerst selbstbewusste Art und Weise zu. Gelegentlich strich er sich mit der Hand über seinen Bartschatten. Während sie ihren verärgerten Monolog hervorsprudelte, lehnte er sich lässig vor und goss gekonnt Weißwein in ihr Glas. Ich war ein wenig überrascht über sein Selbstvertrauen, schenkte dem aber keine große Beachtung. Tatsache war, dass ich hin und weg von ihm war.
    Ich zog meinen Blazer aus, noch erhitzter und gestresster als bei meiner Ankunft.
    Â»Kennst du die Leute da drüben?«, fragte Sam und folgte meinem Blick.
    Â»Nein«, erwiderte ich rasch. »Ich dachte nur, die Frau käme mir bekannt vor.«
    Der Oberkellner kehrte zurück. »Sie sind jetzt zu dritt?«, fragte er entnervt.
    Â»Ja!«, rief Katy und unterbrach ihre Geschichte über Benoit, den Hang-Spieler.
    Der Kellner deutete hinter sich. »Wir hätten dort einen freien Tisch für Sie.«
    Der Tisch stand in einer Nische, doch zum Glück zeigte einer der Stühle direkt auf Williams Tisch gegenüber. Ich würde dort sitzen, mich auf ruhige, erwachsene Weise mit meiner Schwester und meinem Mitbewohner unterhalten und gleichzeitig auf aberwitzige, kindische Weise William und Shelley beobachten. Außerdem verhinderte ich so, dass Sam und Katy zusammensaßen. Man konnte ja nie wissen.
    Leider hatte Sam in der Zeit, in der ich meine Tasche und den Blazer aufgeklaubt hatte, besagten Stuhl eingenommen. Dieser kleine Mistkerl! Offenbar wollte er unbedingt neben Katy sitzen!
    Erschöpft und verzweifelt ließ ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. Wofür hatte ich mir gerade ein Sechshundert-Pfund-Kleid gekauft? Für ein Abendessen, das ich vor Nervosität kaum hinunterbringen würde, gezwungenen Smalltalk mit Sam und Katy und – das war das Schlimmste – einen ganzen Abend mit William und Shelley in meinem Rücken. Das war grotesk! Eine Schande!
    Â»Charley?« Sam musterte mich neugierig. »Alles in Ordnung?«
    Katy war zur Toilette gegangen, was ich kaum bemerkt hatte. Ich nickte. »Ja. Ich bin einfach nur müde.«
    Â»Hör mal«, sagte er nach einer kurzen Pause, »ich versuche nicht, Katy anzugraben, okay? Sie ist ein wunderbares Mädchen, und sie war sehr freundlich zu mir. Ich wollte sie wirklich nur zum Abendessen ausführen.«
    Â»Ja, ja«, winkte ich ab. »Schön. Wie läuft’s mit der Schauspielerei? Was hat das Gespräch mit der Agentin von FTP  – oder wie immer die heißen – ergeben?«
    Sam fing an zu lächeln. » PFD . Ich glaube, es ist gut gelaufen«, sagte er. »Mit der Frau zu reden hat mir vor Augen geführt, wie sehr ich die Schauspielerei liebe. Ich muss es noch einmal versuchen, Chas. Ihr gefällt mein Demoband ausgesprochen gut.«
    Ich gab mir alle Mühe, Begeisterung zu zeigen. »Wahnsinn, Bowes!«
    Sams Lächeln war bereits verblasst.

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