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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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runtergehen?«
    Die Frau ignorierte mich weiterhin, doch der Kellner hatte mich gehört. »Gleich an drei Stellen? Schon gut, schon gut. Sie können sich dort hinten an die Bar setzen, sobald der Herr in dem roten Hemd aufsteht. Glücklich?«
    Vielleicht hielt er mich für eine Behindertenaktivistin, doch das war mir egal. Am liebsten hätte ich ihn umarmt.
    Ich blickte zu dem Mann im roten Hemd hinüber, der gerade seine Brieftasche einsteckte, und duckte mich hinter die Frau mit dem bulligen Rücken, um ein letztes Mal Haare und Make-up zu überprüfen. Was würde ich tun? Was sollte ich sagen? Wie sollte ich die Sache angehen? Konfrontiert mit der Tatsache, dass ich nun tatsächlich hier war, in einem echten Restaurant voller echter Leute, die aßen und sich laut unterhielten, geriet ich plötzlich ins Wanken. Bullenrücken trat zur Seite und gab den Blick aufs Restaurant frei, doch ich hielt mich verschreckt hinter ihr.
    Â»Bitte sehr«, rief der Kellner und deutete auf den jetzt freien Platz. Ich holte tief Luft und bahnte mir meinen Weg zur Bar, direkt in Williams Blickrichtung. Ich starrte ihn an, gerade als er den Kopf hob und zur Tür schaute. Er war nervös, das konnte ich ihm am Gesicht ablesen, doch das machte ihn nur noch begehrenswerter. Dann schweifte sein Blick zur Bar hinüber und traf auf meinen.
    Die Zeit blieb stehen. Ich stierte ihn förmlich an. Ich bin’s! , riefen meine Augen. Ich bin die Frau, die du nicht kennst, aber unbedingt kennen solltest! Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich seine Augen, als würde er mich erkennen, doch dann furchte er die Brauen und sah sich weiter um, überzeugt, dass ich nicht Shelley war.
    Eine Woge unverhältnismäßiger Enttäuschung schwappte über mich hinweg, und ich stellte fest, dass ich dringend einen Plan brauchte. Der ursprüngliche war in Flammen aufgegangen: Es gab keinen einzigen freien Tisch im Polpo, schon gar nicht in seiner Nähe. Sollte ich in Anbetracht dieses Desasters auf ihn zugehen? Mir einen Vorwand ausdenken? Mit der Wahrheit herausplatzen? Blitzschnell wog ich sämtliche Möglichkeiten gegeneinander ab und beschloss, dass ein Drink der beste Anfang wäre. Ich fing an zu schwitzen und setzte mich. »Fünf Minuten, per favore !«, rief mir der Barmann über den Lärm hinweg zu. Er war außergewöhnlich stark behaart.
    Â»Ich habe ein gebrochenes Bein«, rief ich zurück. »Mich interessiert das Chaos nicht.«
    Ich drehte mich um und starrte direkt in Williams Richtung. Er las wieder sein Buch. Nervös wandte ich mich ab und fing an, mir das Haar hinters Ohr zu streichen und anschließend wieder zu lösen, eine Angewohnheit, die Hailey mir wohl schon tausendmal vorgehalten hatte.
    Â»So«, sagte der Barmann und räumte die Reste des Tintenfischs ab, den der Mann im roten Hemd bestellt hatte: »Che cosa vuole da bere?«
    Â»Ã„hm, Wein, bitte. Rot. Viel.«
    Â»Welchen?«
    Â»Den Hauswein vielleicht? Auf alle Fälle den mit dem höchsten Alkoholgehalt. Ich möchte auf keinen Fall nüchtern bleiben.«
    Der Barmann lächelte. »Das ist das Beste, wenn Sie ein Date haben, Signorina. Der Mann wird Sie später schon durchschauen, wenn Sie vorbereiten, jemand anders zu sein.«
    Â»Ã„h?«
    Â»Wenn Sie vorbereiten … vorbereiten? Nein, fingere … «
    Â»Ah, vortäuschen.«
    Â»Sprechen Sie Italienisch?«
    Â»Ja. Ich spreche viel zu viele Sprachen«, murmelte ich und dachte sehnsuchtsvoll an meine Gespräche mit William über meine kostspieligen außerberuflichen Aktivitäten.
    Der Barmann blickte erfreut drein. »Ich bringe Ihnen einen Valpolicella«, sagte er. »Der ist sehr viel besser als der Hauswein. Sie müssen nicht mehr bezahlen. Das bleibt unser kleines Gleichnis!«
    Â»Geheimnis?«
    Â» Sì! Geheimnis! Ein ganz ähnliches Wort!«
    Er fing an, mir einzuschenken, und ich schaute wieder zu William hinüber. Er scannte den Eingang, und wieder begegneten sich unsere Blicke. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, als er mich ansah – ein Lächeln des Erkennens, der Anziehung, der Verwirrung? Ich konnte es nicht sagen. Gerade als ich sein Lächeln erwidern wollte, wandte er sich wieder ab, und ich war am Boden zerstört. Du weißt doch, dass er nicht nach dir Ausschau hält , sagte ich mir. Der Barmann reichte

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