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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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der Gott sei Dank nicht angeschlossen war – und lehnte mich gegen die Wand.
    Mit einem Ruck fuhr ich aus einem Traum hoch, in dem ich William und Shelley zu einer Technoparty im Wald gefolgt war. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Verängstigt starrte ich auf ein Meer von winkenden Armen und fühlte, wie laute Musik durch mich hindurchpulste.
    Ach ja, Brixton. Ich war mit Sam und Katy dort, und die beiden hatten bescheuerte, gefährliche Teenagerdrogen genommen. Ich suchte die Menge nach ihnen ab und fand sie fast sofort, gegen eine Säule zu meiner Linken gelehnt. Katy stand mit dem Rücken zur Säule, Sam küsste sie gierig auf den Mund.
    Für ein paar Sekunden war ich wie erstarrt vor Entsetzen. Doch schließlich – langsam, nüchtern und sachlich – ließ ich mich von meinem Lautsprecher gleiten und ging zu ihnen hinüber. Ich tippte Katy auf die Schulter, und sie fuhr zusammen und befreite sich von Sam, total beschämt und betrunken. »Hausschlüssel«, sagte ich zu ihr.
    Â»Entschuldige, Chas, wir sind völlig von der Rolle.« Sie kicherte.
    Ich streckte die Hand aus. »Schlüssel, bitte.«
    Sam – ich brachte es nicht fertig, ihn anzusehen – fasste meinen Arm. »Wollen nur ein bisschen Spaß haben!«, schrie er mir ins Ohr. Ein Spuckefleck landete auf meinem Ohrläppchen. Ich stieß seinen Arm weg und funkelte ihn zornig an.
    Â»Du kannst hier jedes Mädchen haben«, zischte ich. »Jedes Mädchen in Brixton, in London, in ganz Großbritannien. Ich hatte dich gebeten, meine kleine Schwester in Ruhe zu lassen, und nicht mal den Gefallen tust du mir.«
    Â»Ach, entspann dich, Charley«, lallte er. »Ein kleiner Kuss schadet doch keinem. Du solltest es selber mal versuchen. Mach dich ein bisschen locker!«
    Â»Charley, ich bin mit Ruben zusammen«, quiekte Katy. »Wir haben gerade noch gevögelt – es hat nichts zu bedeuten!«
    Â»Und ich versuche, über eine geplatzte Verlobung hinwegzukommen, wenn du dich erinnerst«, fügte Sam hinzu.
    Â»Leck mich«, sagte ich zu ihm, ohne Katy zu beachten. »Sie ist zweiundzwanzig, Sam.«
    Â»Sie sieht verdammt gut aus, und sie hat Lust darauf«, gab er zurück.
    Die Wut machte mich fast blind. »Halt die Klappe, halt einfach deine Klappe!«, schnauzte ich. »Ich gehe. Wenn du heute Nacht mit ihr schläfst, rede ich nie wieder mit dir, das kannst du mir glauben.«
    Â»Scheiß drauf.« Er wandte sich wieder Katy zu.
    Zwanzig Minuten später kauerte ich, noch immer fassungslos, auf Katys Sofa, wo ich zu dem Schluss kam, dass heute einfach nicht mein Abend gewesen war.
    Ich blickte mich im Zimmer um und wunderte mich über meine selbstgewählte Unterbringung in der schlimmsten Nacht seit meinem Beinbruch. Hunderte unerklärliche Aufnahmen von Katy in einem bordeauxroten Catsuit und Zylinder lagen auf dem Tisch verstreut, auf dem sich außerdem die Reste eines Spiegeleis befanden, in denen jemand eine Kippe ausgedrückt hatte. Daneben standen eine halb leere Flasche Bio-Cider und eine Marihuanapflanze aus Plastik, am Topf klebte ein Schildchen mit dem Namen »Stuart«.
    Es reichte.
    Ich schlurfte die Treppe hinauf in Katys Gästezimmer – mein vorübergehendes Quartier – und entdeckte, dass Sam sein ganzes Zeug einfach auf den Boden geworfen hatte. Ich wurde schon sauer, wenn ich nur seine schicke Lederreisetasche erblickte. Hatte er sie gekauft, um Katy damit zu beeindrucken? »Leck mich«, sagte ich wieder, diesmal zu seiner Tasche. Und dann: »Du schläfst heute Nacht besser auf dem Sofa, Samuel Bowes, denn wenn du mit Katy schläfst, muss ich dich leider umbringen.«
    Damit stieg ich ins Bett und zog mir die Decke über den Kopf. Mein Flieger ging um sechs Uhr fünfunddreißig, was bedeutete, dass mir noch genau fünfundvierzig Minuten blieben, bevor ich wieder aufstehen musste – eine Aussicht, die mich normalerweise erschreckte. Im Augenblick allerdings war mir das herzlich egal. Je eher der nächste Morgen anbrach, desto eher konnte ich in die Rolle schlüpfen, auf die ich mich am besten verstand: Charley, die Powerfrau. Charley, die knallharte Powerfrau, wurde mit allem fertig. Sie war eine furchtlose Amazone. Die toughste Amazone, die Schottland je gesehen hatte. Weder Sam noch Shelley konnten ihr krummkommen. Und Margot sollte sich lieber in Acht

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