Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
Vom Netzwerk:
E-Mail, die du je bekommen wirst. Ich beginne mit einer Entschuldigung für den Fall, dass du dich darüber aufregst oder dich gar beleidigt fühlst. Du sollst wissen, dass das absolut nicht meine Absicht ist.
    Mein Name ist Sam, und ich bin Ghostwriter für eine Agentur, die sich Cyber Love Assistants nennt. Ich verhelfe den Menschen, die sich aus irgendwelchen Gründen in Internet-Singlebörsen unwohl fühlen, mit meinen E-Mails zu einem Date. William, mit dem du gechattet hast, ist einer unserer Klienten, und ich bin es, der die E-Mails für ihn verfasst. Nun stellt sich heraus, dass es ihm nicht gefällt, wie persönlich unsere Korrespondenz geworden ist, was ich ihm nicht verübeln kann. Normalerweise würde ich im Namen eines meiner Klienten niemals so weit gehen, doch ich konnte mich einfach nicht bremsen.
    Ich weiß nicht, woran genau es liegt, aber ich bin absolut süchtig nach unseren Gesprächen. Mir ist klar, dass es vollkommen unprofessionell ist, die Anonymität aufzuheben und dich auf diese Art und Weise zu kontaktieren – und dann auch noch über die Agentur –, doch ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, bevor ich zu dem Schluss gekommen bin, dass mir keine andere Wahl bleibt.
    Shelley, angesichts der Tatsache, dass du dich mit mir ausgetauscht hast, würde es mich nicht wundern, wenn du nun denkst: ZIEH LEINE, DU SCHEISSKERL!
    Hier endete die E-Mail und damit meine Hoffnung, das Ganze wäre ein Irrtum.
    Es war kein Irrtum. Sam, mein Mitbewohner, hatte Williams E-Mails verfasst. Sam war mir so sehr unter die Haut gegangen, dass ich mich in eine liebestolle Irre verwandelt und – auf eine grässlich peinliche, unmoralische Art und Weise – versucht hatte, das Treffen von Shelley und William zu torpedieren. Es hatte zudem den Anschein, dass Sam genauso übergeschnappt war wie ich: Wir beide mussten aus genau demselben Grund im Polpo gewesen sein.
    Ich stützte meinen Kopf in die Hände. Was hatte das zu bedeuten? Hatte ich mich in Wirklichkeit in Sam verliebt? BITTE NICHT , LIEBER GOTT , BITTE NICHT !
    Ich versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren und in Ruhe darüber nachzudenken. Ich stellte mir vor, Sam würde in diesem Augenblick vor mir stehen. Er würde seine albernen, trendigen Klamotten tragen und die Verwegenheit und das Selbstvertrauen ausstrahlen, die nur extrem attraktiven Menschen zu eigen sind. Wahrscheinlich würde er einen Nutella-Toast mampfen und sich mit einem leicht eingeschüchterten Gesichtsausdruck dafür entschuldigen, Drogen genommen und mit meiner kleinen Schwester geknutscht zu haben.
    Nein. Ich war nicht in Sam verliebt. Wenn ich mir einer Sache absolut sicher war, dann dieser. Ein hundertprozentiges, kategorisches Nein.
    Aber er ist William! , rief die Stimme in meinem Kopf.
    Ich schloss die Augen. Was für ein Chaos!
    Schon wenige Minuten, nachdem ich Sam kennengelernt hatte, hatte ich gewusst, dass ich mich nie für ihn interessieren würde, ganz egal, wie er aussehen mochte. Er war amüsant, nett und ein talentierter Schauspieler, doch er verkörperte gleichzeitig genau den Typ Mann, der mich kaltließ: Er war schlampig und kindisch, und sein ganzes Leben drehte sich nur um Sex, Essen und Sport.
    Trotzdem machte die Tatsache, dass er so ehrliche, mutige E-Mails verfasst hatte – die mir, das konnte ich nicht leugnen, eine gewaltige Dosis Selbsterkenntnis gebracht hatten –, die Dinge äußerst verworren.
    Dennoch: Nein, nein, NEIN ! , dachte ich. Er schreibt einfach nur gute E-Mails, mehr steckt nicht dahinter!
    Meine hin und her schweifenden Gedanken wurden von dem lauten Knall der ins Schloss fallenden Haustür unterbrochen.
    Â»Na dann, gute Nacht«, hörte ich Katy sagen. Sie klang ziemlich verlegen, und ein paar Sekunden später vernahm ich ihre klackernden Schuhe, als sie en route zu ihrem Schlafzimmer an meiner Tür vorbeihuschte. Erleichtert registrierte ich, dass sie allein zu Bett ging.
    Nun hörte ich Sam unter mir durchs Wohnzimmer schleichen und versuchte, ihn mir vorzustellen, wie er das Sofa gerade in ein Bett verwandelte. Bin ich tatsächlich in diesen betrunkenen, Pillen einwerfenden Mann verknallt?
    Nein , kam die instinktive Antwort, und zwar erfreulich entschieden. Nein, das bin ich nicht. Bin ich nie gewesen und werde es auch nie sein. Sollen die E-Mails ruhig in ihrer Cyberwelt bleiben, dort, wo sie

Weitere Kostenlose Bücher