Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
sagen wollte, aber Thomas ging zu schnell davon, sodass sie keine Chance hatte. Sie sah, wie er in der Menge verschwand, dann wandte sie sich zu Etienne um, der sich gerade auf dem Stuhl niederließ, den sein Vetter kurz zuvor für ihn frei gemacht hatte.
„Du hast mir gefehlt”, verkündete er, sobald ihr Blick den seinen traf. Rachels Augenbrauen schnellten erstaunt nach oben.
„Das sah aus meiner Sicht ganz anders aus”, ging ihr durch den Kopf, und Etienne lächelte leise.
„Das habe ich gehört”, sagte er heiter.
„Ich dachte, du könntest meine Gedanken nicht lesen”, sagte Rachel misstrauisch.
„Das kann ich auch nicht”, versicherte er. „Nur, wenn wir miteinander intim sind. Dann öffnet sich mir dein Geist.”
„Wie hast du dann -“
„Du hast diesen Gedanken eben genau auf mich projiziert.”
„Tatsächlich?”, fragte sie.
„Ja. Es war wahrscheinlich ein Zufall, aber mit einiger Übung wirst du es auch willentlich tun können.”
„Tatsächlich? Kannst du mir beibringen, wie?”
Er schwieg einen Moment, dann sagte er: „Ich habe eine bessere Idee. Ich werde einen Gedanken auf dich projizieren, und du versuchst, ihn zu empfangen.”
„Einverstanden”, stimmte sie zu, dann sah sie ihn zweifelnd an.
„Und wie soll das funktionieren?”
„Öffne mir einfach nur deinen Geist, und ich übernehme den Rest”, sagte er. Dann schwieg er und kniff die Augen fest zusammen. Nur ein Moment verging, bevor Rachel seine Gedanken hörte, so klar, als spräche er dicht an ihrem Ohr.
Du fehlst mir. Ich sehne mich so sehr nach dir. Wenn du nicht bei mir bist, fühle ich mich verloren. Ich will dich wieder bei mir haben, in meinem Zuhause und meinem Bett. Ich möchte jeden Abend neben dir aufwachen. Ich liebe dich, Rachel.
Rachel starrte ihn an und mochte ihren Ohren kaum glauben. „Warum hast du dann nicht angerufen? Wenn Thomas mich heute Nacht nicht hierher gebracht hätte - ”
„Hätte ich einen anderen Ort und eine andere Möglichkeit gefunden, dich zu treffen”, versicherte er ihr ernst. „Ich wollte nur erst den Abgabetermin für das Spiel hinter mich bringen, damit ich mich ausschließlich auf dich konzentrieren konnte.”
Rachel fand, dass sich das ziemlich lahm anhörte. Er hatte erst die Arbeit beenden wollen. Sie kam also nach der Arbeit, nach seinem Videospiel? Wie schmeichelhaft.
„Du musst wirklich sauer sein”, sagte er trocken. „Du sendest deine Gedanken so klar und deutlich wie Glockenschläge.”
Als sie nicht lächelte und auch nicht mit der kleinsten Geste zu einem Einlenken bereit schien, seufzte er und sagte: „Vielleicht sollten wir irgendwo hingehen, wo es ruhiger ist.”
Rachel nickte, trank ihr Glas aus und erhob sich. Schweigend verließen sie den Night Club und gingen zu seinem Wagen. Sie fragte nicht, wohin sie fuhren. Doch sie war auch nicht besonders überrascht, als er vor seinem Haus anhielt. Dort hatten sie den größten Teil ihrer gemeinsamen Zeit verbracht. Es schien nur folgerichtig, ihre Beziehung an diesem Ort zu klären.
Rachel folgte ihm ins Haus und in die Bibliothek. Sie spürte, wie sie ruhiger wurde, als sie den Raum betrat. Sie hatten zusammen sehr angenehme, stille Abende in diesem Raum verbracht.
„Also schön”, sagte Etienne, als sie sich auf das kleine Sofa setzten und er den Arm um sie legte und sie an sich zog. „Es war nicht die Arbeit. Das war eine Ausrede.” Das überraschte sie nun nicht besonders, deshalb schwieg sie weiter, bis er mutig hinzufügte: „Ich hatte Angst.”
Das hingegen überraschte sie sehr, und sie richtete sich aufmerksam auf und blickte ihn forschend an. „Angst wovor?”
„Davor, dass du mir wehtust, Rachel”, sagte er leise. „Ich habe mich nie für einen Feigling gehalten, aber das hier war eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Mir war noch nie zuvor eine Frau begegnet, zu der ich mich hingezogen fühlte, deren Gedanken ich nicht lesen konnte. Ich fand das ziemlich beunruhigend. Ich war unsicher und verwirrt, nehme ich an. Du darfst nicht vergessen, dass ich dreihundert Jahre gelebt habe, ohne mich zu verlieben. Die Gefühle, die du in mir geweckt hast, haben mich maßlos überrascht.”
„Ich war ebenfalls ziemlich überrascht”, gab Rachel leise zu und lehnte sich wieder an seine Schulter. „Und ich fürchtete mich auch davor, deine Liebe zu verlieren. Ich hatte Angst, du würdest erkennen, was du aufgegeben hast, um mich zu retten, und mich deshalb hassen, was
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