Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
leben. Ihre körperlichen Reaktionen zu beherrschen gehörte zu den wichtigeren der Dinge, die sie noch zu meistern hatte.
Etienne holte frisches Blut aus dem Kühlschrank, dann ersetzte er damit den leeren Beutel am Infusionsständer. Sobald er das getan hatte, betrachtete er Rachel und streckte unwillkürlich die Hand aus, um ihr eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, und er lächelte, als sie im Schlaf seufzte und sich seiner Berührung zuwandte. Er würde eine Möglichkeit finden, damit sie bei ihm blieb. Er wollte sie beschützen, obwohl sie nicht zu den Frauen gehörte, die es sonderlich mochten, wenn man sie zu sehr einengte.
Nachdem er sie wieder richtig zugedeckt hatte, verließ er leise das Zimmer. Er musste seine Gedanken in Ordnung bringen und ein überzeugendes Argument finden, damit sie ein paar Wochen blieb. Und er musste sie davon überzeugen, den Vorschlag der Familie anzunehmen und in der Öffentlichkeit zu behaupten, dass Pudge sie entführt habe. Pudge stellte immer noch eine große Gefahr dar, und Rachel hatte noch viel zu lernen.
8
Es war schon dunkel, als Rachel aufwachte. Daran war sie bereits gewöhnt, jedenfalls im Spätherbst und Winter, wenn die Dämmerung früh einsetzte. Zu den Dingen, die sie an der Nachtschichtarbeit immer scheußlich gefunden hatte, gehörte auch, um sieben Uhr morgens nach Hause zu kommen und die wenigen hellen Tagesstunden verschlafen zu müssen. Seltsamerweise störte es sie diesmal nicht, solange geschlafen zu haben. Sie erwachte erfrischt und bereit, den Tag zu beginnen - oder den Abend, um genau zu sein.
Da sie keine große Auswahl bei ihrer Kleidung hatte, zog sie wieder die engen Jeans und das T-Shirt an, die Marguerite aus ihrer Wohnung geholt hatte, und dann suchte sie in Etiennes Schrank nach einem langärmligen Oberhemd. Sie streifte es über, band die losen Enden des offenen Hemds in der Taille zu einem Knoten und verbrachte einen Augenblick im Bad damit, sich die Zähne zu putzen und sich zu kämmen. Sie überlegte sich kurz, ob sie ein wenig Puder und Lippenstift auftragen sollte, die Marguerite ihr netterweise mitgebracht hatte, aber tatsächlich brauchte sie sie gar nicht. Ihre Haut strahlte vor Gesundheit, und ihre Lippen waren röter als sonst. Eine Vampirin zu sein hatte offenbar noch andere Vorteile - zum Beispiel würde sie ein Vermögen an Kosmetik sparen können.
Fröhlich vor sich hin summend, verließ Rachel das Schlafzimmer und sprang die Treppe hinab. Sie schaute in die Küche, sah Etienne dort aber nicht, also ging sie weiter, ins Souterrain hinunter. Das Arbeitszimmer war beinahe dunkel, nur die Bildschirmschoner leuchteten. Sie konnte sehen, dass das Zimmer leer war - bis auf den geschlossenen Sarg.
Etienne war offenbar noch nicht wach.
Rachels Blick fiel auf den Schreibtisch und das Telefon. Es war das einzige, das sie bisher im Haus gesehen hatte, und ihr fiel ein, dass sie schnell ihre Familie anrufen könnte, nur um ihnen zu sagen, dass es ihr gut gehe. Sie wollte nicht, dass sie sich Sorgen um sie machten.
Sie hatte den Hörer schon fast in der Hand, als sie es sich wieder anders überlegte. Vielleicht würde der Anruf Etienne wecken, und wenn das geschah.... Nun, sie war nicht sicher, wie er reagieren würde. Er würde sicher ohnehin bald aufwachen. Dann konnte sie ihn fragen, ob sie das Telefon benutzen durfte. Langsam und leise kehrte sie wieder in das Schlafzimmer zurück.
Sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte, und beschloss dann, sich das Haus anzusehen. Ziellos schlenderte sie von Zimmer zu Zimmer und bewunderte den ausgesucht modernen Einrichtungsstil, verweilte aber nirgendwo länger, bis sie die Bibliothek entdeckt hatte. Sie war immer schon ein Bücherwurm gewesen. Also betrat sie den Raum und sah sich die Bücher an, bis eines ihr besonderes Interesse fand.
Sie ließ sich auf einem dick gepolsterten Sessel nieder, zog die Füße unter sich und fing an zu lesen. Und so fand Etienne sie schließlich. „Ich war überzeugt davon, dass Sie noch schlafen”, sagte Rachel, klappte das Buch zu und stellte es wieder ins Regal.
„Nein. Ich habe Ihnen noch etwas zum Anziehen geholt. Ich dachte, Sie hätten vielleicht gerne ein bisschen Abwechslung.”
„Oh. Das ist nett von Ihnen.” Sie sah, wie unbehaglich er dreinschaute, dann betrachtete sie die Tasche, die er dabeihatte, und schließlich kehrte ihr Blick wieder zu ihm zurück. „Wie kommt es, dass Sie und Ihre Mutter in meine Wohnung
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