Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
für sie selbst als auch für seine Familie gefährlich werden könnte. Und noch schlimmer - falls sie die Gedanken anderer noch nicht beherrschte, würde sie auch keine Möglichkeit haben, den Schaden zu beheben, den sie dadurch angerichtet habe. Und dann war da die Sache mit dem Blut: Sich nicht selbst ernähren zu können konnte zu einem unüberwindlichen Problem werden.
„Da bin ich.”
Etienne wandte sich vom Fenster ab und sah Rachel an. Sie trug eine grüne Bluse, die ihre Augenfarbe hervorhob, und sah hinreißend aus. Atemberaubend. Alles, was Etienne sich eben noch sorgfältig zurechtgelegt hatte, schlug vergnügt Purzelbäume, und er wusste nicht mehr, was er hatte sagen wollen.
„Sie wollten mit mir sprechen?”, fragte Rachel und trat näher, während er sie nur immerzu anstarrte.
„Ja. Sprechen”, stimmte Etienne zu, aber das war alles, was er herausbringen konnte. Er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen.
Warum nur? Es war ja nicht so, als sähe er sie zum ersten Mal. Er war sich ihrer Schönheit von Anfang an bewusst gewesen. Vielleicht kam diese Anziehung von ihrem unsicheren Gesichtsausdruck und der leichten Nervosität, die sich in ihrem Blick spiegelte. Oder es lag daran, wie sie an der Oberlippe nagte. Es konnte selbstverständlich auch die Tatsache sein, dass sie nicht mehr das hochgeschlossene T-Shirt trug, sondern eine Bluse, deren oberste zwei oder drei Knöpfe offen standen. Dieses Dekolleté, das er in seinen Träumen mit den Lippen ertastet hatte - oder in ihrem gemeinsamen Traum.
„Wollten Sie nicht etwas mit mir besprechen?”
Etienne versetzte sich innerlich einen Ruck. „Ja. Ja, ich.... Sie sind wahrscheinlich beunruhigt, dass sie sich nicht mit Ihrer Familie und Ihren Freunden und Ihrem.... Haben Sie einen Freund?”, unterbrach er sich.
„Im Augenblick nicht”, sagte Rachel.
„Oh, gut.” Er grinste. Sie zog irritiert die Brauen hoch.
„Wieso ist das gut?”
„Wieso?” Etienne stutzte kurz, dann versuchte er es mit: „Nun, das ist einer weniger, um den Sie sich Gedanken machen müssen, oder?” Sie nickte bedächtig und wirkte ein wenig verwirrt. „Wie auch immer.” Er räusperte sich. „Ich weiß, dass Sie das alles beunruhigt, aber -“
„Aber ich muss lernen, mich zu ernähren, bevor ich gehen kann”, unterbrach sie ihn.
„Tatsächlich?”, fragte er überrascht. Dann korrigierte er sich: „Ich meine, das ist Ihnen also klar?”
„Selbstverständlich. Es wäre wirklich nicht gut, wenn meine Zähne bei der Arbeit herauskommen oder wenn ich Familienmitglieder, einen Mitarbeiter oder einen Priester beißen würde.”
„Nein. Nein, das wäre nicht gut”, stimmte er erleichtert grinsend zu. Sie war wirklich sehr vernünftig. „Wir sollten also vielleicht damit anfangen, dass Sie mir beibringen, wie man sich ernährt.”
„Ja.” Er nickte, aber er blieb einfach weiter stehen und starrte sie an, bis sie schließlich ungeduldig wurde.
„Wo sollen wir es machen? In der Küche?”, fragte sie.
„Ja, sicher.” Etienne zwang sich dazu, seine Blicke von ihr zu lösen, aber seine Gedanken überschlugen sich schon wieder. Sie schien entschlossen zu sein, mit diesem Problem fertig zu werden, was gut war, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie es nicht zu schnell bewältigte. Er wollte sie noch nicht so bald ziehen lassen.
Es gab natürlich Möglichkeiten, ihre Bereitwilligkeit, ihrem Körper Blut zuzuführen, zu beeinträchtigen. Aber um das in Erfahrung zu bringen, würde er ein kurzes Telefonat mit Bastien führen müssen. „Warum setzen Sie sich nicht hin und ruhen sich noch eine Weile aus?”, schlug er vor und blieb in der Tür stehen. „Wir müssen sowieso warten, bis neue Blutvorräte geliefert werden.”
„Ich dachte, Sie hätten Unmengen davon hier”, sagte sie überrascht.
„Nein”, log Etienne. „Wir haben letzte Nacht die letzten Beutel aus meinem Vorrat benutzt. Ich musste Ihre Beutel mehrere Male auswechseln.”
„Ach.” Rachel seufzte. „Also gut. Ich werde eine Weile lesen.” Lächelnd drehte Etienne sich um und eilte aus dem Zimmer.
„Oh Gott!” Rachel spuckte das Blut wieder in den Becher und schob ihn angewidert weg. „Wie können Sie dieses Zeug bloß trinken? Es ist widerwärtig! Ekelhaft! Es riecht nach Stinktier! Sind Sie sicher, dass es nicht schlecht geworden ist?”
Etienne versuchte, nicht schuldbewusst auszusehen. Das Blut war nicht schlecht geworden. Es war einfach schlechtes Blut. Es war
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