Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
ebenso schön wie Lissianna und Marguerite, sah aber ganz anders aus als diese. Sie hatte ein runderes Gesicht, dünnere Lippen, exotischere Augen und tiefschwarzes Haar. Sie war eine Cousine von Lissianna und Nichte von Marguerite, und obwohl Rachel alle drei Frauen mochte, konnte sie sich sehr gut vorstellen, dass sie und Jeanne Louise einmal wirklich gute Freundinnen sein würden. Sie arbeitete im Labor des Unternehmens der Argeneaus und hatte ihr schon von ihren Aufgaben dort erzählt. Erst sehr al gemein, dann, als sie erkannt hatte, dass es Rachel nicht schwerfiel, ihrem Fachjargon zu folgen, ja, dass sie sogar die experimentellen Techniken und die dazugehörigen Begriffe kannte, war sie mehr in die Tiefe gegangen und hatte Rachel mit Berichten über die Tests, die sie durchführte, vollkommen fasziniert.
Argeneau Industries leistete offenbar Erstaunliches in der medizinischen Forschung.
Die beiden Frauen hatten erst aufgehört, sich miteinander zu unterhalten, als die Spiele begannen, die sehr zu Rachels Erstaunen den ganz gewöhnlichen Spielen auf ganz gewöhnlichen Brautpartys entsprachen. Sie hatten so al täglich gewirkt, dass sie beinahe vergessen hätte, dass die geladenen Damen alle Vampirinnen waren. Sie hörte eine Weile nur schweigend zu und betrachtete die vielen Gesichter und Gestalten. Die Gäste unterschieden sich voneinander wie die einer ganz normalen Party: kleine Frauen, hoch gewachsene Frauen, schöne oder eher schlicht aussehende Frauen. Unter den Wichtigeren von ihnen gab es ein paar sehr arrogante, mit schleppenden, näselnden Stimmen; es gab freundliche und liebenswerte, einfache junge Frauen, ein paar kluge Frauen, die sich ein wenig unwohl zu fühlen schienen und sich leise mit ihren Vertrauten unterhielten, und sogar einen Vampir-Vamp in einem hautengen schwarzen Kleid, die Lissianna ununterbrochen wegen der bevorstehenden Hochzeitsnacht neckte. Es war also ganz das Übliche.
Rachel hatte vergessen, dass Marguerite ihre Gedanken lesen konnte, und war zusammengezuckt, als sie sich plötzlich zu ihr vorbeugte und murmelte: „Natürlich ist es das, meine Liebe. Wir sind ganz normale Leute, genau wie Sie.”
„Nur, dass Sie alle mehrere hundert Jahre alt sind und noch erheblich älter werden können”, wandte sie ein.
„Ebenso wie Sie”, erinnerte Marguerite sie amüsiert. „Aber wir sind immer noch ganz normale Geschöpfe. Stellen Sie sich uns als Autos vor. Wir haben einen besonderen Rostschutz, mit dem wir länger halten, aber davon einmal abgesehen sind wir nur Autos - mit den gleichen Sorgen und Problemen wie Autos ohne Rostschutz. Außerdem”, fügte sie hinzu, „gibt es hier auch ein paar junge Frauen, die nicht mal hundert Jahre alt sind. Jeanne-Louise ist erst zweiundneunzig.”
Rachel hatte sich umgedreht, die schöne Labortechnikerin angesehen und den Kopf geschüttelt. „Sie ist die attraktivste Zweiundneunzigjährige, die ich je gesehen habe.”
Jeanne-Louise hatte die Bemerkung gehört und lachte. „Übrigens klingt Schwarzwälder Bluttorte nicht besonders appetitanregend”, sagte sie dann.
Rachel fand sich wieder ins Gespräch gezogen und schnitt sich ein Stück Kuchen ab. „Nein, wirklich nicht. Ich weiß nicht, wie Sie es schaffen, Blut zu trinken, ohne es gleich wieder von sich zu geben. Etienne sagt, man kann es lernen, aber mir fällt es offenbar besonders schwer. Wenn ich mich nicht so schwach fühlen würde und Schmerzen hätte, wenn ich keins bekomme, würde ich es wieder aufgeben.”
Sie nahm einen Bissen Kuchen auf die Gabellund fing an zu kauen, dann hielt sie inne, als sie bemerkte, dass Jeanne Louise und Marguerite einen Blick wechselten. Rachel wusste nicht, ob ihre Instinkte besser geworden waren oder nicht, aber sie war sicher, dass die Frauen sich in Gedanken unterhielten. Über sie. Sie zog fragend die Brauen hoch und sagte: „Was ist?”
„Nichts, meine Liebe.” Marguerite tätschelte ihren Arm und lächelte. „Genießen Sie Ihren Kuchen. Und trinken Sie ein Tässchen Tee dazu.”
Rachel nahm den Tee entgegen, aß und trank einen Augenblick schweigend und hörte den Gesprächen ringsum zu. Dann fragte sie Marguerite: „Wie lange haben Sie gebraucht, um sich an das Bluttrinken zu gewöhnen?”
Diesmal entging ihr der Blick nicht, den Jeanne Louise und Marguerite sich gegenseitig zuwarfen. Sie sprachen tatsächlich unhörbar über sie. Dann lächelte Etiennes Mutter und sagte: „Bei mir ging es relativ schnell. Aber damals war
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