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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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hervorlinste, ohne den Kopf zu heben. So hatte sie sich den Herrn eines Guts namens Travestor House im beginnenden 19. Jahrhundert vorgestellt, genau so: Haare kurz, Koteletten lang, das Kinn kantig, die Haltung eitel. Er trug eine Uniform aus grauer Hose und roter Jacke und blitzblanken Knöpfen und ebensolchen Stiefeln und er war geradezu heran geschritten , nachdem sie dem Butler ihr Anliegen vorgetragen hatten, ein Mann von stattlicher Größe und stattlicher Natur, mit dunklem Haar und dunklen Augen und düsterer Attitüde.
    »Und das ist?«, fragte er, und nickte in Emilys Richtung. Er war von unaussprechlicher Arroganz.
    »Emily«, sagte Matt. »Sie hat als Mädchen gearbeitet, seit sie von zu Hause fort ist.«
    Aha, dachte Emily. Interessant.
    »Emily.« Der Gutsherr, Mr. Wakefield vermutlich, nickte. Eine Emily wurde offensichtlich nicht nach ihrem Nachnamen gefragt. »Und Sie kommen hier zufällig vorbei«, merkte er an, »ein Gärtner, ein Stallbursche und ein Mädchen?«
    Uh-oh.
    »Wir sind auf dem Weg nach Norden, Sir«, erklärte Matt, »zu dem Castle, in dem ein Verwandter als Verwalter tätig ist. Wir hörten von Ihrer personellen Notlage und könnten ein wenig Extralohn sehr gut gebrauchen. Der Weg ist weit. Sir. «
    »Hm.« Mr. Wakefield betrachtete Matt mit unergründ licher Miene. »Sie haben von unserer personellen Notlage g ehört – wo?«, fragte er.
    »In Crediton«, antwortete Cullum sofort. Es musste der nächstgelegene Ort sein. Sie hatten bis zum Nachmittag in der Ruine gewartet, um sicherzugehen, dass sie erstens eine Chance haben würden, irgendwo von dem mysteriösen Verschwinden der Mitarbeiter von Travestor House zu hören und zweitens die Lage auf dem Gut verzweifelt genug war, um ihr zufälliges Aufkreuzen nicht zu hinterfragen.
    Letzteres schien gescheitert zu sein.
    Mr. Wakefield musterte Cullum skeptisch, dann Matt, dann blieb sein Blick an Emily hängen. Schließlich ertönte aus dem Inneren des Hauses eine heisere Stimme.
    »Jonathan! Was ist da draußen? Ist Lennis aufgetaucht? Jemand muss das Holz für die Kamine bereitstellen, es ist eiskalt im Inneren. Was ist mit Brixton? Die Pferde müssen versorgt werden. Gibt es in diesem Haus irgendjemanden, der noch etwas arbeiten kann? Ist es zu viel verlangt, dass …«
    »Vater«, unterbrach besagter Jonathan den Redefluss seines Vaters, »das hier sind Mr. Chauncey, Mr. La Barre und ihre …«
    »Cousine Emily«, erklärte Matt.
    »… Cousine Emily«, fuhr er fort. »Wie es der Zufall wollte, hörten sie von unserem personellen Engpass und erklärten sich bereit, vorübergehend einzuspringen.«
    Der Tonfall, der Blick – es war glasklar, dass er ihnen kein Wort glaubte. Wollte er sie dennoch ins Haus lassen?
    Wieso?
    Er sah noch immer auf Emily, mit dunklen, düsteren Augen.
    Gruselig, dachte sie. Sie musste sich wirklich anstrengen, sich nicht vor Gänsehaut zu schütteln.
    »Ja, also, das ist …« Wakefield senior war aus dem Haus auf sie zugekommen, nun stützte er sich mit beiden Händen auf seinen Stock und sah von einem zum anderen. Er wirkte noch nicht übertrieben alt, vielleicht war er in seinen Fünfzigern, vielleicht schon sechzig, doch die dunklen Haare hatten erst an den Schläfen begonnen, grau zu werden, und seine Haut war faltig, aber noch nicht sehr. Es war der Stock, der ihn alt machte, die in sich zusammengesunkenen Schultern, der matte Glanz in seinen Augen.
    Natürlich, dachte Emily. Seine Frau ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Oder verschwunden? Was hatte Pfarrer Harry noch gleich gesagt?
    Er rief nach seinem Butler, seine Stimme klang erschöpft. »Mr. Graham, zeigen Sie Mr. Chauncey und Mr. La Barre, was es zu tun gibt und wo sie nächtigen können«, sagte er. »Mrs. Pratt, kümmern Sie sich um das Mädchen?« Er nickte einer älteren Dame zu, die mit dem Butler aus dem Haus gelaufen kam.
    Noch einen Augenblick starrte er auf die drei Neuzugänge, dann runzelte er die Stirn und wandte sich an seinen Sohn. »Wir werden morgen gemeinsam nach ihnen suchen«, sagte er.
    »Vater, ich denke nicht …«, warf Jonathan Wakefield ein, doch Wakefield senior unterbrach ihn.
    »Bis dahin danken wir dem Zufall für jede Unterstützung, die wir bekommen können.« Er starrte seinem Sohn in die Augen, wandte sich um und ging ins Haus zurück.
    Jonathan Wakefields Gesicht blieb unbewegt. Mr. Graham forderte Matt und Cullum auf, ihm in Richtung Stall zu folgen. Mrs. Pratt, eine hagere Frau mit

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