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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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links, einmal nach rechts fallen. »Der Gärtner«, sagte er leise. »Er hat im Stall geschlafen. Der Bursche bin ich.«
    Matt hatte die Jacke ausgezogen und die Ärmel seines Leinenhemds aufgekrempelt. Emily konnte sehen, wie sich die Muskeln in seinem Unterarm spannten, als er den Jungen auf den Bauch drehte, ihn mit einem Knie am Boden festhielt und seine Hände auf dem Rücken mit einem Stück Seil zusammenband.
    »Was wollen Sie von mir?«, jammerte der Junge, und dann schluchzte er auf, und Emily wurde vor Mitleid ganz schlecht.
    »Wo ist Amber?«, fragte Matt, während er die Beine des Jungen zusammenband. Er machte das so geschickt, so elegant, so schnell, dass sich Emily unwillkürlich fragte, wie oft er schon unschuldige Menschen verängstigt, gefesselt und … was sonst noch mit ihnen getan hatte.
    »Amber?«, stöhnte der Junge. »Welche Amber?«
    Emily kniff die Augen zusammen. Sie hatte völlig vergessen, weshalb sie hier waren, dass sie wegen Amber hier waren, dass sie sie retten und ihr Geheimnis lüften wollten.
    Matt drehte sein Opfer auf den Rücken und zog ihn dann am Kragen nach oben. Er drückte ihn gegen die Stallwand und legte die Hände an seine Wangen. Sie beide drehten Emily ihr Profil zu. Brixton atmete schwer und starrte Matt an.
    »Je weniger du dich bewegst, desto …«, begann Matt, da holte Brixton auf einmal Luft und rief: »Anna! Hat das hier mit Anna zu tun?«
    Matt drückte dem Stallburschen den Mund zu. »Ssssshhhhh«, machte er ungeduldig. »Welche Anna?«
    »Sie … sie ist verschwunden«, stammelte er, sobald Matt seine Hand sinken ließ, »vor zwei Tagen. Ihre Mutter ist krank geworden, wir dachten, sie besucht sie.« Er holte zittrig Luft. »Gesagt hat sie das aber nicht, sie war einfach weg.«
    Matt zögerte einen Augenblick, dann nahm er die Hände aus Brixtons Gesicht und legte sie stattdessen auf seine Schultern.
    »Mittelgroß, dunkle Locken?«
    »Wo ist sie?«, hauchte der Junge.
    »Ist sie eine Magd?«
    »Hausmädchen. Ist sie …?« Brixtons Augen weiteten sich ebenso wie sein Mund, und Matts Kiefermuskeln spannten sich an.
    »Und sie ist verschwunden, sagst du? Vor zwei Tagen?«
    »Vor zwei Tagen«, wiederholte der Junge leise. »Verschwunden.«
    Matt schien einen Augenblick zu überlegen. »Mit wem war sie zuletzt zusammen?«, fragte er schließlich. »Hat ihr jemand gedroht? Ist ihr irgendetwas geschehen, bevor sie fortging?«
    Der Junge starrte mit riesigen Augen. »Ich weiß nicht«, stammelte er. »Ich weiß nicht. Ich weiß doch nichts. Ist sie tot? Ist sie tot? Ist sie …«
    Matt legte seine Hände wieder auf die Wangen des Jungen, die Finger gespreizt, und dieser klappte den Mund zu. Und obwohl Emily eine ähnliche Szene schon einmal beobachtet hatte, war sie schockiert über das Licht, das der Junge verströmte – seine Haut sah aus wie ein Lampenschirm, der von innen heraus leuchtete, und Matts Finger wie die Streben, die das fragile Konstrukt zusammenhielten. Einige Sekunden leuchtete der Junge, und als der Schein verglomm, landete mit einem leisen Rascheln seine Mütze auf dem Boden. Er hatte sie festgehalten, die ganze Zeit über, in seinen auf den Rücken gebundenen Händen.
    Es war dieser Augenblick, der Emily das Herz brach. Das Bild des verlorenen Kampfs und Matts ungerührte Art, damit umzugehen.
    Er zögerte nicht eine Sekunde, hob den Jungen hoch und warf ihn auf den Körper seines Kollegen, der seinen eigenen Kampf bereits verloren hatte. Er ging dabei keinesfalls zimperlich vor, ganz im Gegenteil: Seine Handgriffe waren pragmatisch, sein Ausdruck finster, die Augen leer. Es machte Emily traurig, unsagbar traurig, ihn so zu sehen.
    Matt, dachte sie.
    Matt.
    Sie hing an seinem Anblick fest, als er den zweiten Jungen ebenfalls auf dem Rücken des Pferds festband, die Kappe aufhob, sie in dessen Hosentasche steckte, dann die Zügel nahm. Gleich würde er das Tier aus seiner Box führen und an ihnen vorbeikommen, doch bevor das Hufgeklapper laut und gespenstisch durch den nächtlichen Stall hallte, zog Cullum Emily hinter sich her und in das Innere der Kutsche. Sie warteten, bis Matt fort war. Cullum sah ihm durch das Fenster nach, während Emily wie paralysiert auf dem Boden des Wagens kauerte.
    Schließlich drehte er sich um und ließ sich neben Emily nieder.
    »Er ist weg«, sagte er.
    »Sind sie tot?«, fragte sie.
    »Wo denkst du hin?« Sie konnte sein Lächeln nicht sehen, aber sie hörte es in seinem Tonfall, und es machte sie verrückt,

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