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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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strengem grauem Dutt unter ihrem Häubchen und strengem braunem Kleid unter ihrer Schürze, winkte Emily ins Haus. Als die sich in Bewegung setzte, hielt Jonathan Wakefield sie am Arm fest, ganz leicht nur.
    »Ein Mädchen, seit sie von zu Hause fort ist«, flüsterte er. »In diesem Kleid?« Er musterte Emily, dann fuhr er ausdruckslos fort: »Macht hier die kleinste Dummheit, Emily , und ihr werdet es auf ewig bereuen.«
    Na, das war ja mal ein großartiger Einstieg.
    Emily wartete mit pochendem Herzen, dass Wakefield junior ihren Arm freigeben würde, und als er es endlich tat, schloss sie schnell zu Mrs. Pratt auf, die stirnrunzelnd auf sie gewartet hatte.
    Sie musste sich nicht umdrehen – sie spürte, wie Matt ihr nachsah, mit großen Augen, die Hände zu Fäusten geballt.
    Dann war sie auf sich allein gestellt.
    »Die oberen Räume sind tabu«, sagte Mrs. Pratt in dem Augenblick, in dem sie die Eingangshalle von Travestor House betraten, einen hohen, eleganten Raum mit weißen Türen und goldschimmernden Knäufen und einem blank polierten Holzboden. In der Mitte führte eine breite Treppe nach oben, auf der rechten Seite gab eine halbrunde Türöffnung den Blick auf einen schmalen Gang frei. Emily nahm an, dass er in den kürzeren Teil des L’s führte, das sie vom Hügel aus gesehen hatten.
    Sie staunte, während sie sich umsah. Es wirkte alles so neu, so … schick .
    »Mr. Wakefields Arbeitszimmer, das Speisezimmer, der Salon.« Mrs. Pratt war in die Mitte des Raums marschiert, vor der Treppe stehen geblieben und deutete nun mit dem Zeigefinger rundherum auf jede einzelne Tür. »Das Musikzimmer«, fuhr sie fort, »und hier das private Zimmer von Lady Joyce, das niemand zu betreten hat. Niemand hat hier Zutritt, es ist verschlossen, seit – nun ja.« Sie bekreuzigte sich, murmelte »Gott hab sie selig« und fuhr fort: »Oben befinden sich die Privatgemächer der Herrschaften, das hat dich nicht zu interessieren. Das alles nur zu deiner groben Orientierung. Da hinten geht es zu den Räumen für das Personal. Folge mir.«
    Aber Emily hatte Mühe, Mrs. Pratt zu folgen – sowohl ihrem zackigen Schritt als auch ihrer Art, ohne Punkt und Komma Instruktionen zu erteilen. Es rasselte bei jedem dieser ehrgeizigen Schritte, so als verwahre sie Münzen in der Tasche ihres Kleids oder einen ziemlich großen Schlüsselbund, und ganz abgesehen davon war Emily abgelenkt: von einem reich bestickten Stuhl hier, einer kostbaren Vase da, einem funkelnden Bilderrahmen dort. Dieses Haus sah aus wie ein Museum, nur dass hier die Farben nicht verblasst, das Porzellan nicht hinter Glas und die Führung nicht multi-medial waren. Es war alles echt, im Hier und Jetzt, Emilys ganz persönliches BBC -Kostümdrama zum Anfassen.
    »Nichts anfassen«, kreischte Mrs. Pratt, und Emily zog schnell die Hand zurück, deren Fingerspitzen gerade über das glänzende Holz einer Kommode tasten wollten.
    Die Haushälterin seufzte theatralisch, dann drehte sie sich zu Emily um und blieb vor dem Türbogen zum kurzen L stehen. »Ich weiß nicht, wo du gelernt hast, Kind, aber hier befolgen wir die Regeln.« Sie maß Emily mit einem unnachgiebigen Blick, zwei, drei Sekunden lang, dann hoben sich ihre Augenbrauen erwartungsvoll gen Stirn. »Nun?«, fragte sie.
    »Nun …«, setzte Emily an. Nun was? Sie hatte keine Ahnung, was dieser mittelalte Hausdrachen von ihr erwartete. Wenn sie es genau betrachtete, sah sie allerdings viel weniger nach Drachen aus als nach Nagetier. Ihre Augen standen viel zu eng zusammen, und der Kopf, er war so spitz.
    »Vermutlich sollte ich …«, begann Emily noch einmal. Nein, ihr wollte einfach nichts einfallen.
    »… knicksen?«, schlug Mrs. Pratt vor. »Und zwar nicht nur vor den Herrschaften, wie du es gerade eben schon versäumt hast, sondern auch vor Mr. Graham und mir, die wir dem Personal vorstehen?«
    »Oh, okay«, stammelte Emily und starrte Mrs. Pratt in das steinerne Gesicht. Knicksen. Sie hob ihren Rock mit beiden Händen und ging vorsichtig in die Knie.
    Mrs. Pratt kniff ihre Augen zusammen. »Nachdem Anna fort ist«, erklärte sie, »hat Becky ihre Pflichten übernommen, was bedeutet, sie hilft Mr. Wakefields Töchtern Miss Mary Wakefield und der kleinen Miss Millicent beim Ankleiden, sie ist für ihre Waschtische und Bäder zuständig sowie für ihre Räume, sie weckt sie morgens auf und bringt sie abends ins Bett, etc. etc. Es ist ein Segen, dass Miss Margaret, die mittlere, dieser Tage bei ihrer

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