Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
stur.«
»Stur?«
»Hm-hm.«
Sie ließ die Hand über seinen Rücken nach oben wandern und vergrub sie in seinen Haaren. Dann küsste sie ihn, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt, denn genauso fühlte es sich an: selbstverständlich, absolut natürlich und über jeden Zweifel erhaben. Sie hatte keine Ahnung, wo diese Gewissheit plötzlich herkam. Es war einfach …
… als hätten sie sich schon immer geküsst.
Als gehörten sie für immer zusammen.
»Emily?«
»Ja?«
Sie klangen jetzt beide ein bisschen außer Atem, und es war überhaupt nicht mehr kalt in dem kleinen Pavillon. Kein bisschen.
»Das ist irgendwie eine echt schlechte Zeit für … so etwas«, sagte er.
»Ich wäre schon froh, wenn es das richtige Jahrhundert wäre.«
Matt grinste, küsste sie auf die Nasenspitze und rückte dann ein Stück von ihr ab. »Du bist süß«, stellte er fest.
»Danke«, sagte Emily und strahlte.
»Gern geschehen.« Matt betrachtete sie drei Sekunden lang, dann zog er sie erneut an sich, und diesmal begann Emily zu kichern.
»Hee, du Schizo«, sagte sie lachend. »Wie war das mit der falschen Zeit? Wir waren uns doch einig, dass das Jahrhundert nicht ganz passend ist.«
»Hm«, murmelte Matt gegen Emilys Lippen. »Vielleicht sollten wir das nicht so eng sehen. Immerhin ist das neunzehnte Jahrhundert bekannt für seine heißen Tête-à-têtes.«
»Ist es das? Na, du musst es ja wissen.«
»Ganz recht.« Matt küsste sie, wieder und wieder, doch nach einer Ewigkeit, als er sie erneut ein Stück von sich schob, war aller Humor aus seinen Augen verschwunden.
»Ich wünschte, wir hätten uns unter normalen Umständen kennengelernt«, sagte er leise.
» Normal ?«, wiederholte Emily. »Du meinst, in der Schule zum Beispiel?«
»Zum Beispiel.«
»In der Disko?«
»Warum nicht?«
Emily lächelte.
»Was?«, fragte Matt.
»Ich stelle mir dich gerade auf der Tanzfläche vor.«
»Und das ist lustig?«
Emily grinste jetzt. »Oh, ja.«
»Hm. Du dagegen würdest sicher hinreißend aussehen in diesem Dienstmädchen-Outfit«, erklärte Matt. »Vielleicht kannst du die Mode ins Nachtleben des 21. Jahrhunderts retten.«
»Das würde vielleicht in Berlin funktionieren, in München sicher nicht.«
Matt hob eine Hand und strich Emily eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, dann küsste er sie auf die Stirn, und schließlich legte Emily ihren Kopf wieder an seine Brust. Sie atmete tief ein. Er roch wirklich ziemlich gut, nach Holz und Heu.
»Erzähl mir von München«, forderte er sie auf.
»Hmmmm«, machte Emily. »München ist die Hauptstadt Bayerns und um einiges größer als Hollyhill«, begann sie, und Matt knuffte sie leicht.
»Ernsthaft«, sagte er.
»Okay, ernsthaft«, sagte Emily. Sie überlegte einen Augenblick, dann begann sie: »Ich wohne bei meiner wunderbaren Großmutter, wie du weißt, in einer kleinen Altbauwohnung. Es ist die gleiche Wohnung, in der schon mein Vater aufgewachsen ist. Ich … ähm, ich lebe in seinem Zimmer, mit seinen alten Schränken und seinen alten Büchern – was vermutlich der Grund ist, warum ich mich auch für Medizin entschieden habe – und … ja. Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Fee ist meine beste Freundin seit dem Kindergarten. Sie hat mich damals gerettet, quasi. Nachdem das mit meinen Eltern passiert ist.«
Emily stoppte ihren Redefluss. Sie kam sich auf einmal dumm dabei vor, all dieses langweilige Zeug aus ihrem langweiligen Leben zu erzählen, also hob sie den Kopf und sah Matt an. »Es ist nicht sehr aufregend«, sagte sie entschuldigend. »Eher das Gegenteil.«
Matt lächelte sie an. »Bist du verrückt?«, fragte er. »Ich will alles wissen. Erzähl mir von Fee. Wie hat sie dich gerettet?«
»Das ist eine ziemlich traurige Geschichte.«
»Erzähl sie mir, wenn du willst.«
Emily ließ den Kopf zurück auf Matts Brust sinken. »Die Geschichte handelt von einem Mädchen, das fast ein Jahr lang nicht gesprochen hat«, begann sie. »Sie handelt von Psychologen und Kinderkliniken und Albträumen und einer furchtbar leidenden Großmutter, die auf einen Schlag nicht nur Sohn und Schwiegertochter, sondern im Grunde auch die Enkelin verloren hatte.«
Matt drückte Emily fester an sich.
Emily schloss die Augen. »Ich kann mich kaum noch an dieses erste Jahr nach ihrem Tod erinnern«, sagte sie. »Meine Oma hat mir später davon erzählt.«
Matt seufzte. »Kein Kind sollte so etwas durchstehen müssen«, sagte er, und Emily nickte. »Und kein
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