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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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sie sah. Sich so zu sehen, wie er wirklich war.
    »Wie lange warst du dort?«, begann er. »In dem Stall.«
    »Lange genug«, sagte Emily, und Matt schloss die Augen.
    »Es war nicht so schlimm, wie du offenbar glaubst«, erklärte sie sofort. »Du bist nur halb so furchterregend, wie du denkst.«
    Ob er wusste, dass er die Worte schon einmal von ihr gehört hatte? In seinem Wagen, als er sie das erste Mal nach Hollyhill gebracht hatte? Emily nahm es an. Matt sah immer noch in Richtung Fenster, doch seine Mundwinkel hatten sich gehoben.
    »Als wir in den Stall kamen«, begann sie langsam, »war der eine Junge schon bewusstlos, und du hast absichtlich Krach geschlagen, um Brixton anzulocken. In dem Lärm haben wir uns an die Pferdebox herangeschlichen. Das einzige Licht in dem Stall kam von dem Körper des Jungen. Er glühte irgendwie. Du bliebst im Schatten verborgen, bis Brixton auftauchte. Du nahmst sein Gesicht in deine Hände, und er fing an zu leuchten.«
    Matt schnaubte. »Ich werde Cullum dafür umbringen, dass er dich dorthin gebracht hat.«
    »Ich bin froh, dass er es getan hat«, sagte Emily, und jetzt wandte Matt ihr sein Gesicht zu.
    »Wie kannst du froh darüber sein?«, fragte er und wedelte mit der Zeichnung, die er immer noch in der Hand hielt. »Das ist es, wie du mich sehen willst, oder etwa nicht? ›Perfekt getroffen‹, das hast du selbst gesagt.«
    »Ja, und ich habe es so gemeint – perfekt getroffen , denn der auf diesem Bild, das bist ganz du. Sieh dir deine Augen an, Matt.« Sie rutschte näher an ihn heran, nahm die Zeichnung an sich und deutete mit dem Finger darauf. »In diesem winzigen Lächeln steckt so viel mehr, als du Milly hast zeigen wollen. Siehst du das nicht?«
    »Emily …« Matt runzelte verwirrt die Stirn.
    Emily legte das Bild auf den Boden und nahm stattdessen Matts Hände in ihre. Er sah überrascht aus, doch er erwiderte ihren Druck sofort.
    Sie holte Atem. Dann sagte sie: »Sie sind auf dich angewiesen, habe ich recht? Weil es nun mal nicht immer um Stallburschen und Gärtner geht, die es auszuschalten gilt, sondern um Mörder wie Quayle und Gaunerpärchen mit Pistolen, die meine Mutter in ihrem Traum übersehen hat.«
    Matt ließ den Kopf hängen. Emily starrte auf ihre ineinander verflochtenen Finger und suchte nach den richtigen Worten für die Frage, die ihr auf der Seele brannte, seit sie Matt gesehen hatte, in diesem Stall, bei dem, was er tat.
    »Tut es weh?«, fragte sie leise. »Ich meine – Cullum stellte es so dar, als müssten die anderen dankbar sein, dass ihnen nur Lebensenergie geraubt und keine Zähne ausgeschlagen würden. Oder so ähnlich.«
    »Cullum«, knurrte Matt.
    »Was passiert, wenn jemandem Lebensenergie geraubt wird?«, fuhr Emily fort. »Wird sie dann nicht irgendwann an irgendeinem Punkt des Lebens fehlen?«
    Matt holte Luft. »Bei allem, was wir tun, ist immer das größte Problem, dass uns niemand entdecken darf«, sagte er. »Die … Methode , die ich anwende, sie gewährleistet, dass derjenige sich später nicht mehr daran erinnern kann, was ihm widerfahren ist.« Er sah Emily an. »Das ist überlebenswichtig für uns«, sagte er. »Stell dir vor, jemand käme dahinter, was wir tun, wer wir sind …« Matt schüttelte den Kopf. »Jedenfalls tut es nicht weh. Und wir wissen nicht sicher, ob wirklich Lebensenergie dieses Licht freisetzt. Wie könnten wir da sicher sein?«
    »Was ist mit deinen Augen?«
    Matt blinzelte, dann ließ er Emilys Hände los und rückte ein winziges Stück von ihr ab. »Ich werde Cullum dafür umbringen, dass er dich dorthin gebracht hat«, wiederholte er.
    Emily lachte leise.
    »Was?« Matt sah sie stirnrunzelnd an. »Das ist nicht witzig!«
    »Warum nicht?«, fragte sie. »Weil du tust, was du denkst, dass du tun musst, aber nicht möchtest, dass jemand davon weiß? Weil du dich für ein Monster hältst? Weil du glaubst, andere könnten dich für ein Monster halten, wenn sie …«
    »Meine Mutter«, rief Matt dazwischen, und Emily verstummte augenblicklich. Er atmete geräuschvoll aus. »Mum. Sie war unglücklich. Ziemlich. Und manchmal denke ich … ich denke, sie war es meinetwegen. Weil ausgerechnet ich, von allen anderen im Dorf, die Aufgabe habe, Menschen zu verletzen. Sie … Es hat sie zermürbt.« Er sah Emily an. »Es zermürbt jeden, der mir nah ist.«
    Für eine Millisekunde hörte Emilys Herz auf zu schlagen.
    Es zermürbt ihn. Cullums Worte. Es höhlt ihn aus. Es zieht ihn in die Tiefe. Und mit ihm

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