Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Erwachsener«, fügte sie hinzu.
Sie schwiegen eine Weile. Emily lauschte auf Matts Herzschlag unter ihrem Ohr. Er ging ruhig und gleichmäßig, und sie hätte ihm ewig zuhören können.
»Was hat Fee getan?«, fragte er.
Emily lachte leise. »Fee war einfach Fee«, sagte sie. »Wir waren in einer Kindergartengruppe, und sie war die Einzige, die mich nicht für verrückt hielt, weil ich nicht gesprochen habe. Sie hatte beschlossen, es zu ignorieren. Jeden Tag saß ich in der gleichen Ecke und habe darauf gewartet, dass meine Großmutter mich wieder abholte, und jeden Tag hat sich Fee vor mich hingesetzt und mir Geschichten erzählt. Oder Szenen mit ihren Puppen vorgespielt. Oder Lieder vorgesungen.«
»Das klingt nach einer ziemlich guten Therapie«, sagte Matt.
»Die Einzige, die geholfen hat«, stimmte Emily zu. »Allerdings singt Fee sehr schlecht. Und mit Texten hat sie es auch nicht wirklich. Irgendwann bin ich ihr ins Wort gefallen, weil sie ›Oh, Tannenbaum‹ jedes Mal falsch gesungen hat. ›Es heißt du grünst , nicht du blühst ‹ hab ich gerufen, und mit einem Mal waren alle Kinder still.«
Matt küsste Emilys Haar.
»Und dann?«, fragte er.
Emily zuckte die Schultern. »Und dann war Fee ausnahmsweise mal sprachlos. Und wir wurden Freundinnen.« Sie hob den Kopf und rutschte ein Stück nach oben, sodass sie Matt bequem ins Gesicht sehen konnte. »Best friends forever«, sagte sie.
»Hm-hm.« Matt fuhr mit dem Zeigefinger die Konturen ihres Munds nach und folgte dann mit seinen Lippen.
»Sie tut es heute noch«, sagte Emily.
»Was?«, murmelte Matt gegen ihren Mund.
»Falsch zitieren.«
»Ja?«
Sie räusperte sich. » You have bewitched me, body and soul «, erklärte sie.
Matt hob eine Augenbraue.
»Fee sagt ›beschwipst‹. Sie macht es mit Absicht.«
»Verstehe. Klingt nach irgendeinem Klassiker.«
»›Stolz und Vorurteil‹.«
»Ah«, sagte Matt. »Kommt daher deine Schwäche für Jane Austen?«
»Oh, nein!« Emily schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Erinnere mich bitte nicht daran! Es war so peinlich! Du kannst lesen? Dieses Buch ist vor ein paar Tagen erst erschienen. Wer ist Jane Austen? «
Matt lachte, und Emily gab ihm einen Klaps auf die Schulter. »Das war gar nicht komisch«, erklärte sie. »Fast hätte mich Miss Wakefield einsperren lassen.«
»Um welches Buch ging es denn?«
»›Sinn und Sinnlichkeit‹.«
»Und es ist gerade erst erschienen? Jane Austen lebt also wirklich?«
Wieder gab Emily Matt einen Klaps, diesmal ein bisschen fester.
»Autsch«, machte er.
»Geschieht dir ganz recht.«
Matt küsste sie auf die Stirn. Emily küsste ihn auf den Mund.
»Fee würde ausflippen«, erklärte sie. »Sie liebt Jane Austen. Sie liebt diese romantischen Geschichten. Sie hat mich zu ›Colin & Cake‹-Nachmittagen gezwungen, bis selbst ich die Dialoge mitsprechen konnte.« Emily räusperte sich. » In vain I have struggled «, begann sie halbwegs theatralisch, » it will not do. My feelings will not be repressed .« Sie sah Matt an, absolut ernst. »Colin Firth in ›Stolz & Vorurteil‹«, erklärte sie, »aber es gab auch Gwyneth Paltrow in ›Emma‹, Sally … wie hieß sie mit Nachnamen? … in ›Persuasion‹, Kate Winslet in bereits erwähntem ›Sinn & Sinnlichkeit‹ …« Emily stockte. Sie setzte sich auf und schaute auf Matt herab, der sich auf seinen Ellbogen aufstützte.
»Was ist?«, fragte er.
Emily kniff die Augen zusammen. »›Sinn & Sinnlichkeit‹«, sagte sie langsam. »Weißt du noch, um was es in dem Buch geht?«
»Um drei Schwestern, oder?« Matt überlegte einen Moment. »Sind die nicht verarmt und müssen in so einem heruntergekommenen Cottage leben?«
Emily wedelte mit einer Hand. »So ähnlich«, sagte sie, »jedenfalls die mittlere, Marianne, gespielt von Kate Winslet – sie verliebt sich in einen Halunken, Willoughby, sie denkt, er will sie heiraten, dabei ist er längst einer anderen versprochen, irgendeiner reichen Tante, und am Ende lässt er sie sitzen, und sie wird schwer krank und …« Emily biss sich auf die Lippen.
»Und?«, fragte Matt. Er setzte sich ebenfalls auf, neben Emily. »Worauf willst du hinaus?«
»Ich weiß nicht genau.« Emily überlegte. Worauf wollte sie hinaus? Gerade eben, als sie an Marianne gedacht hatte und an ihre unglückliche Liebesgeschichte, da war ihr ein Gedanke gekommen.
»Was, wenn Amber gar nicht Anna ist – sondern die in Exeter verschollene Margaret?«
Sie sah
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