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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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konnte. Im Auto ließ die Anspannung allmählich nach, und sie begann sich über den unverhofften Ausflug in die Filmwelt, die sie so sehr liebte, zu freuen. Wer wusste denn, ob sie auf der Suche nach dieser Frau Schubert aus der Kostümabteilung nicht wirklich einem Schauspieler über den Weg lief?
    Emma erschrak. Wie sah sie denn überhaupt aus? Ausgerechnet an einem »Raupen-Tag« bestand die Möglichkeit, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben einem Filmstar begegnete. Sie versuchte, im Rückspiegel zu überprüfen, ob ihre Lider noch so unvorteilhaft geschwollen waren, und fuhr dabei, ohne es zu bemerken, immer langsamer. Sofort setzte hinter dem Wagen mit der Aufschrift »Atelier Kreuzstich«, der sich nun fast im Schritttempo die Grünwalder Straße entlang bewegte, ein ohrenbetäubendes Hupkonzert ein.
    Da Emma mit dem Zustand ihrer Augen einigermaßen zufrieden war, gab sie wieder Gas. Trödeln konnte sie immer noch, wenn sie »ihm«, wer auch immer es war, erst gegenüberstand. Sie überlegte, welche bekannten Darsteller in »Amtliche Gefühle« mitspielten, aber ihr fiel keiner ein. Sie guckte einfach viel lieber Kinofilme als Serien. Dann würde sie sich wohl oder übel überraschen lassen müssen – und hoffen, dass sie ihn auch tatsächlich erkannte. Immerhin würde es ganz ausgezeichnet in ihre Kinoträume passen, wenn sie einen richtigen Star kennenlernte. Vielleicht wurde irgendwann sogar mehr daraus? Marisa und William hatten das schließlich auch geschafft.
    An der Pforte des Bavaria-Filmgeländes erkundigte sie sich nach dem Weg zum Studio drei, in dem die tägliche Fernsehserie »Amtliche Gefühle« gedreht wurde. Ein ziemlich bescheuerter Titel, wie Emma fand, doch darum ging es jetzt nicht. Zunächst einmal war sie froh, dass sowohl Firmenwagen als auch Hochzeitskleid heil an ihrem Bestimmungsort angekommen waren. Damit war sie schon so gut wie aus dem Schneider – dachte sie.
    Emma parkte das Auto und nahm entschlossen den Kleidersack mit dem Hochzeitskleid heraus. Doch schon nach wenigen Schritten blieb sie ehrfürchtig vor der riesigen Halle stehen, in die sie eigentlich schleunigst hineingehen sollte. Kahl und mächtig ragte die Wand des Studios vor ihr auf, fast schwindelerregend hoch, und Emma fühlte sich unwillkürlich an die Burg erinnert, auf der Rapunzel im Märchen gefangen gehalten wird. Es gab weder Fenster noch Türen, damit auch nicht der kleinste Lichtstrahl ins Innere fiel. Lediglich über ein mannshohes schweres Eisentor hätte man sich eventuell Zutritt verschaffen können, doch das war mit einem gewaltigen Riegel fest verschlossen. Und das Metallgestänge an der Außenseite verstärkte den Eindruck eines Hochsicherheitsgefängnisses noch.
    Eingeschüchtert betrat Emma den Büroflur neben dem abschreckend wirkenden Koloss. Mit einem Blick erfasste sie ihr tragisches Dilemma: Kein einziger Schauspieler, nicht einmal eine Schauspielerin war zu sehen. Genau genommen weit und breit keine Menschenseele, also auch niemand, den man nach Frau Schubert, der Kostümdame, hätte fragen können. Emma blieb im Eingangsbereich stehen und blickte ratlos den leeren Gang entlang. Er wurde nur von dem durch die Tore an beiden Enden einfallenden Tageslicht erhellt, was ihn geradezu unheimlich wirken ließ.
    Da öffnete sich plötzlich eine schwere Eisentür auf der linken Seite, ein junger Mann sprang heraus und hechtete gegenüber in eines der Büros. Emma hätte ihn gerne gefragt, wo sie anklopfen sollte, um ihre kostbare Fracht loszuwerden, doch da hatte er bereits die Tür hinter sich zugezogen. Und schon gingen mehrere rote Lampen an Wänden und Decke an, was nach höchster Alarmstufe aussah. Es machte die Atmosphäre nicht gerade anheimelnder.
    Als sich einige Minuten später immer noch niemand ihrer erbarmt hatte, wagte Emma es notgedrungen, selbst einen Schritt zu machen. Sie kam sich vor, als wollte sie unbefugt das Allerheiligste eines Tempels betreten, und war darauf gefasst, sofort erwischt und hinausgeworfen zu werden. Andererseits hatte sie einen Auftrag auszuführen, von dem zwar nicht ihr Leben, aber doch zumindest ihre berufliche Zukunft abhing. Würde sie das Kleid nicht ordnungsgemäß abliefern – die Folgen wollte sie sich unter keinen Umständen ausmalen!
    Mit dem Mut der Verzweiflung klopfte sie zaghaft an die erstbeste Tür und erschrak selbst über das laute, hallende Geräusch. Im Geiste sah sie bereits zahllose Filmschaffende aus sämtlichen Räumen stürzen und

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