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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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jetzt auch Daniel am anderen Ende der Leitung. »Das musst du mir unbedingt genauer erzählen. Wollen wir heute Abend was trinken gehen? Dann kann ich dir noch ein paar weitere Tipps geben. Ich frag mal Jo, ob er auch Zeit hat.« Diesem Angebot konnte Emma natürlich nicht widerstehen. Eilig verabredete sie sich mit dem Regieassistenten und legte auf.
    Kaum hatte Emma ihr Handy verstaut und war unter dem Nähtisch, wo ihre Tasche stand, wieder hervorgetaucht, nahm Mona sie ins Kreuzverhör: »Was hab ich da gerade gehört? Du hast eine Rolle? Was für eine Rolle? Etwa bei ›Amtliche Gefühle‹?« Du meine Güte, Mona war ja noch naiver als sie selbst. Eine Rolle bei »Amtliche Gefühle«? Was hatte sie denn für merkwürdige Vorstellungen?
    »Spinnst du? Wie kommst du denn auf so etwas? Natürlich nicht.« Das war schließlich nicht gelogen. Jetzt allerdings musste sie wohl ein bisschen mehr von der Wahrheit abweichen. Denn von dem bescheuerten Yogilight-Werbespot würde sie ihr mit Sicherheit nichts erzählen. Aber was dann? Erst mal Zeit gewinnen. »Da geht’s um etwas völlig anderes.«
    Welche möglichst unspektakuläre Rolle könnte Emma denn sonst bekommen haben? Eine Nackenrolle, Klorolle, Biskuitrolle? Quatsch. So konnte sie Monas Neugier jedenfalls nicht befriedigen. »Da gibt es so ein Laientheater bei meinen Eltern in Tutzing. Die haben noch ein – ein Aschenputtel gesucht.«
    »Wie jetzt? Ist das eine Kinderaufführung?«
    »Na ja … So dazwischen.«
    »Wie dazwischen? Versteh ich nicht.«
    »Dazwischen eben. Und jetzt lass uns mal weiterarbeiten. Die Stichsäge kommt bestimmt gleich aus dem Büro und faltet uns zusammen, wenn wir hier rumstehen und quatschen.«
    »Dann erzählst du mir aber später alles ganz genau.«
    »Was erzählst du uns ganz genau?« Jasmin hatte den letzten Satz beim Hereinkommen gehört und schaltete sich sofort ein.
    »Nichts«, kam es wie aus einem Mund von den beiden anderen, die sich sofort besonders eifrig über ihre Nähstücke beugten.
    Zum Glück musste Mona nach Feierabend ganz dringend zu einer Verabredung, sodass es an diesem Montag »leider« nicht mehr zu einer erschöpfenden Aussprache kommen konnte.
    Und auch Emma hatte es natürlich eilig. Da die Kneipe, die Daniel vorgeschlagen hatte, mitten in Schwabing lag, hatte sie sich entschlossen, vor dem Treffen nicht mehr zu ihrer Wohnung nach Haidhausen zu radeln. Stattdessen wollte sie einen Abstecher zur Großmutter ins Lehel machen, sich dort die Zeit vertreiben und dann zu ihrem Date fahren. Fanny hatte ohnehin mehr und bessere Kosmetiksachen, die sie auch benutzen durfte.
    »Ja, ja, die liebe Verwandtschaft kommt nur vorbei, wenn sie was braucht«, wurde sie von Fanny lächelnd begrüßt.
    »Was soll das denn heißen?« Emma wusste genau, dass sie nicht nur zu Besuch kam, wenn sie etwas brauchte. Auch wenn die Tipps und Ratschläge der Oma ein durchaus wichtiger Bestandteil ihres Lebens waren.
    »Ach, der Jung von nebenan hat mir mal wieder einen Vortrag gehalten. Und bei der Gelegenheit hat er auch gleich über seine Angehörigen und die gesamte Gesellschaft hergezogen. Der Mann hat so eine negative Einstellung zum Leben … Das ist ja wirklich gesundheitsschädlich.«
    »Mensch, Oma, könnt ihr nicht endlich Frieden schließen? Der Klügere gibt nach, das weißt du doch.«
    »Tja, der Klügere, das ist natürlich er. Und das betont er auch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Da ist er genau wie die Mutter der kleinen Laura. Heute hat sie sich wieder beschwert, dass ich ›Schneeweißchen und Rosenrot‹ beim Erzählen so ein ganz kleines bisschen verändert hab. Haben die alle nichts Wichtigeres, über das sie sich aufregen können?«
    »Das darf doch nicht wahr sein! Fanny, Fanny … Wie schaffst du es nur, dich bei allen unbeliebt zu machen?«
    »Was heißt hier ›bei allen‹? Die Kinder lieben meine Märchen. Und sie verstehen sehr wohl, warum ich kleine Veränderungen vornehme. Viele Erwachsene werden einfach so schnell spießig. Die Mutter von Laura zum Beispiel ist kaum älter als du, stell dir das mal vor.«
    Fanny zog ein derart entsetztes Gesicht, dass Emma nun doch lachen musste. Und dann erzählte sie der Großmutter von ihrer überraschend ergatterten Rolle als Joghurt schlemmende Werbe-Ikone.
    »Von diesem Vorsprechen hast du ja gar nichts erzählt«, meinte Fanny etwas vorwurfsvoll.
    »Weil wir seitdem überhaupt nicht miteinander gesprochen haben«, verteidigte sich Emma.

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