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Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)

Titel: Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Spur.
    »Cinderella!« Daniels Miene hellte sich merklich auf, als er seine Verabredung entdeckte. Er sprang auf und küsste sie links und rechts auf die Wange: »Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.«
    Während sie sich zu ihm setzte, sah Emma sich suchend nach Jo um. Offensichtlich schien er noch nicht da zu sein, denn sie konnte weder ihn noch Getränk oder Jacke irgendwo entdecken.
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, alles zu bestellen, was auf der Karte steht. Ich wusste ja nicht, was du magst.« Dass Daniel grinsend an die Pretty-Woman -Zitate vom letzten Mal anknüpfte, erleichterte ihr den Einstieg ein wenig. Schließlich kannte sie ihn kaum. Und ohne Jo kam sie sich hier noch komischer vor als ohnehin schon.
    Er deutete ihren erschrockenen Blick als Reaktion auf sein Zitat und meinte, sie beruhigen zu müssen: »Keine Angst, war natürlich nur ein Witz. Sozusagen in Anlehnung an unser nettes Gespräch vor einer Woche.« Wo blieb Jo denn nur? Hatte er ihr die nächtliche Flucht vielleicht so übel genommen, dass er sie gar nicht mehr sehen wollte?
    »Wie kommst du auf Cinderella?«, versuchte sie ihre Verwirrung zu überspielen.
    »Na, du siehst jedes Mal so anders aus, dass man den Eindruck bekommen könnte, du hättest eine gute Fee in der Hinterhand, die dich ausstattet. Hast du?«
    »Leider nicht. Aber als Schneiderin …« Entsetzt brach Emma ab und hielt sich – ganz unauffällig – den Mund zu. Zum Glück war Jo noch nicht da. Doch auch sein Assistent sollte wohl besser nicht erfahren, dass Emma bei ihrem Beruf ein klitzekleines bisschen geschwindelt hatte. Vor allem jetzt nicht, wo ihre Lüge doch zumindest teilweise Wirklichkeit wurde.
    Vor Emmas innerem Auge zog eine Karawane von Schreckensszenarien vorbei, die alle Jos niederschmetternde Reaktion auf die Wahrheit verdeutlichten. Einmal verkündete er, sie nie mehr sehen zu wollen. Kurz darauf stellte er sie vor dem kompletten Werbeteam bloß, indem er sie als infame Lügnerin bezeichnete.
    »Cinderella … Hallo!« Daniel fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, offenbar versuchte er schon eine Weile verzweifelt, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann musste sie jetzt wohl Farbe bekennen, da half alles nichts. Abwartend blickte sie Daniel ins Gesicht und machte sich auf die schlimmsten Vorwürfe ihres Lebens gefasst.
    Aber der Regieassistent sagte nur ungeduldig: »Was du bestellen willst, würde die Dame gern wissen.«
    Erst jetzt bemerkte Emma, dass die Bedienung neben ihr bereits genervt mit dem Kugelschreiber auf ihren Block trommelte. Schnell bat sie um einen trockenen Rotwein. Den würde sie vermutlich gleich brauchen. Es konnte schließlich nicht schaden, sich ein wenig Mut anzutrinken.
    »Du schneiderst also hobbymäßig so richtig. Na klar, wenn du Pretty-Woman -Kleider nähst, musst du das ziemlich gut können. Hast du dir das selbst beigebracht? Oder wie lernt man so etwas?«
    Emma hätte Daniel küssen können. Ohne es zu wissen, hatte er ihr die Erklärung für ihren Versprecher sozusagen kostenfrei ins Haus geliefert. Wahrscheinlich konnte er sich nicht im Traum vorstellen, dass seine neue Bekannte keine Schauspielerin war. Gut so. Sie hatte also noch eine Chance. Und Chancen musste man nutzen, wie sie erst vorhin wieder von ihrer Oma eingetrichtert bekommen hatte. Dann musste Fanny wohl oder übel für die nächste Ausrede herhalten.
    »Meine Großmutter war Schneiderin und hat mir alles beigebracht.« Wenn man das Schwindeln mal konnte, kam man offensichtlich nur noch schlecht wieder aus diesem Teufelskreis heraus. Fanny war vor ihrer Heirat mit dem Richter Max Lechner zwei Jahre auf dem Konservatorium gewesen, eine abgeschlossene Berufsausbildung hatte sie nicht, schon gar keine Schneiderlehre. Aber das würde Daniel vermutlich nie erfahren.
    »Das, was du heute anhast, sieht wieder umwerfend aus. Ist das auch selbst geschneidert?«
    »Nein, das ist ausnahmsweise von der Stange.« Und das war ebenso ausnahmsweise nicht einmal gelogen. Emma entspannte sich allmählich und fragte sich einmal mehr, wo Jo eigentlich blieb. Möglichst unauffällig behielt sie den Eingangsbereich im Auge und sah immer wieder kurz auf ihre Armbanduhr. Hoffentlich kam er nicht allzu spät, schließlich musste sie morgen wieder früh raus.
    Daniel erzählte gut gelaunt von ihrem momentanen Dreh bei »Amtliche Gefühle« und erkundigte sich interessiert nach dem Casting am vergangenen Donnerstag. »Und er hat wirklich ›Anfängerin‹ gesagt?

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