Verliebt und zugenäht!: Roman (German Edition)
romantisches Happy End? Nein, das hätte ihren Kummer nur verstärkt. Da hielt sie sich lieber an ihre DVD s, bei denen sie ganz genau timen konnte, wann die Tränen flossen und wann nicht. Am Sonntagabend war Emma so deprimiert, dass sie überhaupt keine Lust auf die nächste Woche hatte.
Doch überraschenderweise war die Stichsäge am Montag erstaunlich gut gelaunt von der Stoffmesse zurück, und auch sonst ging erst mal nichts schief.
»Du, ich glaub, die hat sich verliebt«, flüsterte Jasmin über die Nähmaschine hinweg Emma zu und wies mit einer knappen Kopfbewegung auf die Chefin.
»Ja, klar«, wisperte die zurück, »und ich bin Hollywoodstar. Die Stichsäge und sich verlieben … Eher fällt Weihnachten in den Mai.«
»Doch, bestimmt. Ich hab vorhin gesehen, wie sie sich den Lippenstift nachgezogen hat. Kaum dass sie eine halbe Stunde im Laden war.«
»Und was soll das mit Liebe zu tun haben? Der Richtige nimmt dich doch so, wie du bist. Da musst du nicht ständig Maske machen.«
Kaum hatte Emma das ausgesprochen, stutzte sie. Was hatte sie da gerade gesagt? Wenn das stimmte, dann war Jo entweder nicht der Richtige oder ihre Eroberungstaktik komplett die falsche. Vielleicht auch beides? Noch während sie darüber nachgrübelte, meldete sich Ronan Keating zu Wort. »When you say nothing at all«, trällerte er aus Emmas bunter Flickentasche, die zu ihren Füßen lag. Die Nummer, von der da angerufen wurde, konnte das Handy offensichtlich keinem Namen zuordnen, denn es drückte sich mit der vagen Aussage »Unbekannter Teilnehmer«.
Kurze Zeit später wünschte seine Besitzerin, sie hätte es ihm gleichgetan und sich ebenfalls gedrückt. Denn am anderen Ende verkündete ihr eine freudig erregte Stimme, dass sie eine besonders gute Nachricht und Emma die Rolle im Yogilight-Werbespot habe. Dass das »Fitting« (was auch immer das sein mochte) schon in zwei Tagen stattfinde und der Dreh dann am darauffolgenden Montag.
Wie in Trance schrieb Emma alle Termine und Informationen mit und legte am Ende völlig betäubt auf. Es war doch passiert. Jetzt war sie tatsächlich so etwas wie eine Schauspielerin – wider Willen sozusagen.
9
Für ihn wurde Aschenputtel
eine Prinzessin, doch er
kam gar nicht erst zum Ball.
Atelier Kreuzstich
Innen/Tag
Noch während Emma ins Leere starrte und krampfhaft versuchte, das eben Gehörte irgendwie zu verdauen, klingelte ihr Handy erneut. Am liebsten wäre sie gar nicht drangegangen, aber die neugierigen Blicke der Kolleginnen zeigten, dass sie eine solche Entscheidung hätte erklären müssen. Auf dem Display erschien diesmal eine Nummer, die Emma nicht kannte. Es half nichts, sie musste abheben. Noch eine Werbespot-Rolle würde es ja wohl hoffentlich nicht sein.
»Hey, wie geht’s?«, grüßte eine unbekannte Stimme.
»Geht so«, antwortete sie und fand das angesichts ihrer momentanen Lage schon enorm positiv.
»Du, entschuldige, ich hab mir deine Nummer von Jo besorgt. Das ist doch kein Problem für dich, oder?«
So langsam dämmerte es Emma. Das konnte eigentlich nur Daniel sein. Aber warum rief er an? Schon wieder eine Rolle, ein Casting, Fitting, Vorsprechen? Diesmal würde sie es einfach abwimmeln. Ein wichtiger Termin, zwei wichtige Termine, Urlaub – irgendetwas würde ihr schon einfallen.
»Daniel, bist du das?«
»Aber so was von … Ich wollte mich mal erkundigen, wie dein Casting gelaufen ist. War’s schlimm?« Immerhin einer, der ein bisschen Mitleid hatte.
»O ja, das war es. Der Regisseur hat sofort gemerkt, dass ich Anfängerin bin, weil ich alles falsch gemacht habe, was man nur falsch machen kann.« Da Mona und Jasmin soeben die Werkstatt verlassen hatten, konnte sie frei reden.
»Ehrlich? Das glaub ich dir nicht. Du übertreibst wahrscheinlich maßlos.«
Obwohl das doch eher das Metier von euch Filmleuten ist, dachte Emma. Sie freute sich, dass Daniel sich nach ihr erkundigte, auch wenn Jo ihr lieber gewesen wäre. Na gut, man konnte schließlich nicht alles haben. Auf diese Weise hielt sie auf jeden Fall auch irgendwie den Kontakt zu ihrem Traummann.
»Nein, nein. Aber du errätst nie, was gerade passiert ist! Die haben vorhin tatsächlich angerufen. Ich hab die Rolle.« Ein spitzer Überraschungsschrei, der allerdings nicht aus dem Telefon kam, ließ Emma erschrocken zusammenfahren. Sie drehte sich um und sah Mona, die Augen weit aufgerissen, im Türrahmen stehen. Sie schluckte.
»Nein! Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch«, quietschte
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