Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
hatte, Carlton beim Tennis mal so richtig zu zeigen, dass ich auch was draufhabe.
Denn beim Tennis bin ausnahmsweise ich unschlagbar. Mein Körper scheint dafür geschaffen, Vorhandschläge und Rückhandschläge flach über ein Netz zu schmettern. In High Heels mag ich zwar ab und an über meine eigenen Füße stolpern, aber auf dem Tennisplatz bewege ich mich anmutig wie eine Gazelle.
Ich spielte, seit ich einen Schläger halten konnte. Kaum konnte ich laufen, hatte mein Dad mich in der Tennisschule angemeldet. Wahrscheinlich hat er davon geträumt, eines Tages selbst bei den U. S. Open zu sitzen und mich anzufeuern,
während ich mir ein Match mit Venus Williams liefere. Profi bin ich dann zwar nicht geworden, aber: Ich spiele nicht nur gut Tennis - ich spiele ganz hervorragend.
Und da bot es sich natürlich an, Carltons allzu gesundem Ego auf dem Tennisplatz den einen oder anderen Dämpfer zu verpassen. Nur so zum Spaß, versteht sich. Aber davon hatte ich eindeutig mehr als Carlton. Er war ein Gewinnertyp und jedes Mal fassungslos, wenn er gegen eine halbe Portion wie mich verlor und sich dabei auch noch voll verausgaben musste. Ich war zwar klein, aber schnell wie der Teufel. Und es bereitete mir ein teuflisches Vergnügen, Carlton auf dem Platz herumzuscheuchen. Tat ihm mal ganz gut.
Außerdem war mein Können immer gut für einen Witz, den Carlton bei Partys erzählen konnte. »Maddy mag ja wie ein kleines, süßes Ding aussehen«, sagte er zu seinen Freunden, »aber seid gewarnt - sie spielt Tennis wie der Teufel und fegt euch glatt vom Platz.« An dieser Stelle strich Carlton sich meist eine seiner perfekten Haarsträhnen aus der perfekten Stirn. »Echt brutal.« Und manchmal schloss er auch Wetten ab und forderte seine Kumpels zu einem »Match mit Maddy« heraus.
Gelegentlich gewann er Geld, meistens Freibier. Aber ich gewann immer.
An jenem Abend vor dem großen Meeting mit Carltons Vater und den Investoren wollte Carlton unbedingt Tennis spielen.
»Ich muss Dampf ablassen«, meinte er und hielt die Schläger hoch. »Lust auf eine kleine Herausforderung?«
Ich nahm ihm meinen Slazenger aus der Hand und fuchtelte ihm damit vor der Nase herum. »Aber immer. Dann wollen wir doch mal sehen, was du draufhast, Kleiner«, sagte ich.
Der Slazenger war ein Geburtstagsgeschenk von meinem Vater, das ich allerdings erst nach seinem Tod bekam. Er hatte
den Schläger in einem Laden, der auch Profis ausrüstete, extra für mich anfertigen lassen. Drei Tage nach der Beerdigung kam ein Anruf. »Dies ist eine Nachricht für Mr Piatro. Der Schläger für Ihre Tochter ist jetzt fertig«, schnarrte der Anrufbeantworter.
Der Slazenger war genauso wie mein Dad. Er hatte Stil und das gewisse Etwas. Manchmal wollte Carlton deshalb mit mir die Schläger tauschen, aber das änderte nichts am Ergebnis. Mit seinem Wilson schlug ich ihn auch.
Obwohl Carlton meinte, der Slazenger hätte »irgendwie mehr Saft«, wusste er im Grunde selbst, dass es nicht am Schläger lag. Er war zwar der Mann und hatte mehr Kraft, aber ich hatte mehr Finesse. Und wie mein Vater immer zu sagen pflegte: »Gut taktiert ist halb gewonnen.«
Meine Schläge waren stets präzise platziert. Carltons einzige Chance zu punkten bestand darin, so schnell und hart zurückzuschlagen, dass ich den Ball nicht mehr erwischte.
Dabei war Carlton keineswegs unsportlich, sondern der geborene Athlet. Er machte diese ganzen Outdoorsachen - er joggte, fuhr Rad und Kajak und spielte Fußball beim Unisport.
Unsere Tennismatches müssen also mächtig an seinem Ego gekratzt haben. Aber ich kannte keine Gnade und zeigte nie Erbarmen. Schließlich gehöre ich nicht zu der Sorte Frauen, die ihren Mann natürlich gewinnen lassen. So etwas brauchte Carlton nicht, hatte er doch wie gesagt ein sehr gesundes Selbstvertrauen. Allerdings schlug ich ihn nie so haushoch, wie ich ihn hätte schlagen können. Da hielt ich mich schon ein wenig zurück.
Und doch versuchte Carlton immer mich auszutricksen. Seine beliebteste Strategie war es, mich vom anderen Ende des Platzes aus zu provozieren.
Auch heute versuchte er es wieder. Der Satz stand nämlich
4: 0 - für mich, natürlich. Vielleicht war es doch mal an der Zeit, ihn wenigstens einen Satz gewinnen zu lassen.
Ich hatte Aufschlag.
»Alle aufgepasst!«, schrie Carlton. »Der geht voll daneben!«
Das machte er immer, wenn er am Verlieren war. Er versuchte, mich aus der Ruhe zu bringen.
Ich schaue zu, wie er eine ziemliche
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