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Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman

Titel: Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Barrett Alexandra Kranefeld
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aus.«
    Doch Heather ist schon auf und davon, stellt Michael seinen Teller vor die Nase und wischt sich die Hände an ihrer Bluse ab. »Ta-taa! Das Frühstück ist serviert.«
    »Das Beste aus Tel Aviv mit einem Hauch South Carolina!«, schwärmt Michael, tunkt sein Brötchen in die dicke, helle Soße und leckt sich genüsslich die Finger ab.
    Heather streicht eine Messerspitze Hummus auf eine hauchdünne Scheibe Brot und beißt einen winzigen Happen ab. Kein
Wunder, dass sie noch immer in Größe 32 passt, wenn sie wie eine Ballerina isst.
    Michael und ich dagegen schaufeln - und ich meine wirklich schaufeln - das Essen in uns rein. Verputzen alles, was auf unseren Tellern ist. Als Heather sich endlich an ihre kleine Portion Gurken und Joghurt macht, leckt Michael schon seine Gabel ab.
    Dann lehnt er sich zurück und tätschelt sich zufrieden den Bauch. »Ahh, das war absolut köstlich, Honey«, seufzt er.
    Heather strahlt ihn auf diese glückliche Art an, die mir gerade ziemlich zusetzt. So was will ich auch, denke ich, als das perfekte Paar sich küsst und mich über den Tisch hinweg anlächelt.
    »Wann wirst du denn nun ganz offiziell Jüdin?«, frage ich Heather. »Noch bevor das Kind zur Welt kommt?«
    So wie Heather mich jetzt anschaut, weiß ich gleich, dass das gar keine gute Frage war. Sie knetet betroffen ihre Serviette, was sie immer macht, wenn sie nervös ist.
    Aufmunternd tätschelt Michael ihr den Rücken. »Die Prüfung beim Rabbi ist nächste Woche. Aber Heather glaubt, sie sei noch nicht so weit.«
    »Bin ich auch noch nicht«, murrt Heather.
    »Natürlich bist du das«, sage ich und deute auf die Bücher, die sich auf der Küchenanrichte stapeln. »Sieh dir nur all diese Bücher an, die du gelesen hast.« Ich verrenke mir den Hals und fange an vorzulesen: »›Judentum leicht gemacht‹, ›Konvertieren - aber wie?‹, ›Das Buch jüdischer Gebräuche‹ …«
    »Es sitzt aber noch nicht«, sagt Heather etwas kleinlaut und starrt auf ihren leeren Teller. »Jüdisch werden ist so … schwer«, seufzt sie leise.
    »Komm schon, Heather. Deinen Abschluss an der University of South Carolina hast du auch mit Bravour gemeistert«, sage ich. »Ist es eine schriftliche Prüfung?«

    »Nein«, erwidert Heather. »Ich werde vom Rabbi mündlich geprüft.«
    Michael ergänzt: »Danach kommt noch die rituelle Reinigung in der Mikwe, und dann erhält sie einen hebräischen Namen.«
    Heather vergräbt das Gesicht in den Händen. »Aber ich habe unser Haus doch noch gar nicht jüdisch eingerichtet!«, sagt sie verzweifelt. Sie springt auf und eilt zur Haustür, reißt sie mit Schwung auf und ruft Michael zu: »Hier! Sieh dir das an, wir haben noch nicht mal eine Bazooka an der Tür!«
    Michael sieht mich an, dann sagt er: »Mesusa, Honey. Es heißt Mesusa. Und weshalb hängen wir uns eine Mesusa an den Türpfosten?«
    Ein kleiner Vorgeschmack auf die mündliche Prüfung beim Rabbi.
    Heather richtet sich kerzengerade auf und räuspert sich, als wäre sie wieder in der Schule und gerade aufgerufen worden.
    »Die Besusa soll uns an die Allgegenwart Gottes erinnern und daran, Gottes Gebote zu befolgen«, antwortet Heather. »In der Kapsel der Besusa befinden sich zwei Abschnitte der Tora.« Wow. Das hat sie auswendig gelernt. Wort für Wort.
    »Sehr gut«, lobt Michael. »Aber nicht vergessen: Es heißt Mesusa - mit einem M, Honey.«
    »Mesusa«, wiederholt Heather und lächelt kläglich.
    »Das wird schon«, meine ich aufmunternd.
    Heather hält sich den Bauch. »Ups. Die Pflicht ruft«, sagt sie, schließt die Haustür und eilt Richtung Bad. »Wenn man schwanger ist, rennt man nur noch aufs Klo«, ruft sie uns über die Schulter zu.
    Michael winkt ab. »So genau wolllten wir es gar nicht wissen, Honey.«
    Dann wendet er sich mir zu.
    »Frauen«, stellt er fest und grinst.

    Wir stapeln unsere leeren Teller, und Michael tätschelt sich noch mal seinen Bauch. »Ahh, war das lecker!«
    Ich trinke einen Schluck Kaffee, warte einen Moment und stelle meine Tasse dann sehr bedächtig auf dem Tisch ab. »Sag mal, Michael, wie ist das eigentlich … so von wegen Auge um Auge ? Erlauben die jüdischen Gebote Rache?«
    »Ach, jetzt lass mal gut sein, Maddy. Hast du etwa immer noch diesen Tick wegen Carlton?«
    »Ich habe keinen Tick. Ich bin besessen«, stelle ich klar.
    Michael grinst. »Okay. Die relevante Textstelle lautet: Leben für Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Steht im Deuteronomium. Und gemeint ist eine Strafe,

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