Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
du stehst da mit einer riesigen Hypothek und den Kindern am Hals.«
»Stimmt schon«, sage ich und füge mich, denn ich weiß, dass Heather sich dann bestätigt fühlt. Als hätte sie irgendetwas erreicht.
»Danke für deinen Rat«, füge ich großzügig hinzu.
Während sie weiterplappert, halte ich das Telefon ganz fest umklammert und starre angestrengt zur Decke hinauf. Dabei überlege ich mir, wie ich Carlton vergiften kann, ohne die Hälfte seiner Kollegen gleich mit umzubringen.
Ich schaue mich in der Küche um. Mein Blick fällt auf den Kühlschrank. Dann auf den Gefrierschrank.
Der Gefrierschrank! Carlton hat immer eine eisgekühlte Flasche Wodka im Haus, um sich nach der Arbeit einen kleinen Schluck zu gönnen. Aha! Das wäre doch eine Möglichkeit. Absolut Zyankali. Geradezu perfekt, denke ich.
»Was fällt dir zu Zyankali ein?«, unterbreche ich Heather beschwingt.
»Au wei«, seufzt Heather ins Telefon.
»Meinst du, man kann Zyankali auf dem Schwarzmarkt kaufen?«, frage ich sie. Wahrscheinlich bin ich heute Morgen wirklich nicht ganz bei mir.
»Wo soll dieser Schwarzmarkt denn sein?«, fragt Heather.
»Weiß ich auch nicht. Wir könnten ja mal auf der Karte nachschauen«, überlege ich.
»Vielleicht solltest du es mit einem Minenzerstörer probieren«, schlägt Heather vor. »Du weißt schon - weil Carlton so scharf ist.«
Ich kichere. Ach, meine wunderbare Heather!
»Zyankali soll nach Mandeln riechen«, sinniere ich.
Das überhört Heather einfach. »Komm vorbei«, sagt sie. »Ich mache uns ein traditionelles israelisches Frühstück.«
»Oh, das klingt köstlich!«, rufe ich begeistert. »Bin gleich da. Soll ich was mitbringen?«
»Nur deinen Appetit«, sagt sie.
Weil Heather leidenschaftlich gern kocht und ich so leidenschaftlich gern esse, dreht sich unsere Freundschaft immer irgendwie ums Essen.
Nach unserem Gespräch springe ich unter die Dusche, wasche mir zum ersten Mal seit drei Tagen wieder die Haare und rasiere mir die Beine, damit Michael nicht wieder sagt, ich würde verwildern.
Schnell ziehe ich mir meine kurzen Cargopants und ein T-Shirt über, springe ins Auto und fahre noch kurz bei Starbucks vorbei, wo ich ein Pfund kenianischen Röstkaffee kaufe, als Geschenk für Heather. Und einen Mini-Starbucks-Kaffeebecher kaufe ich auch noch - für das Baby. Einen winzig kleinen Becher, richtig süß. Der wird Heather gefallen, das weiß ich.
Wenig später fahre ich bei der Wassersteinschen Residenz vor - ein einfaches, eingeschossiges Häuschen, das Michael noch während seines Jurastudiums gekauft hatte. Das Haus war ziemlich heruntergekommen gewesen, woran sich auch wenig geändert hatte, solange er dort allein wohnte. Eine wüste Junggesellenbude, in der es immer ein wenig säuerlich nach verdorbener Milch roch. Doch nachdem er und Heather geheiratet hatten, machte sie ein richtig heimeliges Nest daraus. Für so was hat sie ein Händchen: Grünpflanzen, Gardinen mit Volants, Kissen mit Quasten, das volle Programm.
Ich flitze durch die Fliegengittertür in die Küche und sehe, dass Heather sich mal wieder selbst übertroffen hat. Auf dem Tisch häuft sich das Essen. Warmes Olivenbrot mit Honig. Ein Teller mit cremig weißem Käse. Außerdem ein Salat aus Gurken, Strauchtomaten und frischer Minze. Und für Michael natürlich seine innig geliebten Würstchen und Brötchen.
Michael sitzt am Küchentisch und klopft erwartungsvoll mit Messer und Gabel auf die Tischplatte.
»Essen, Essen!«, dröhnt er durch die Küche. »Der König verlangt sein Essen!«
»Hey Maddy!«, ruft Heather und eilt herbei, um mich zu umarmen. Sie riecht wie ein Pfirsich. Gesund und rosig sieht sie aus. Selbst in schwangerem Zustand könnte sie noch Werbung für Gesichtscreme machen, wie unfair.
Und ich sehe, dass sie jetzt einen Davidstern um den Hals trägt.
»Der ist aber schön«, meine ich und schaue ihn mir genauer an.
»Ein Geschenk von meinem Göttergatten«, sagt sie.
»Gab es einen besonderen Anlass?«
»Ich brauche keinen besonderen Anlass, um meiner schönen Frau ein Geschenk zu machen«, verkündet Michael in seinem breiten Texanisch.
Ah … ja. Vielsagend schaue ich Heather an.
»Ich weiß, ich weiß«, sagt sie. »Ich bin die glücklichste Frau auf Erden.«
»Teufel aber auch, und ich werde der glücklichste Mann auf Erden sein, wenn ich endlich was zu essen bekomme!«, dröhnt Michael durchs Zimmer.
»Die Kette steht dir«, sage ich zu Heather. »Sieht richtig gut
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