Verliebt Verlobt Vergeltung - Roman
Erin Brockovich zu Ende geschaut!«
Schwungvoll strecke ich die Beine aus dem Wagen, setze die Füße auf den Boden und versuche aufzustehen. Das Garagentor ist offen, und ich sehe Michael, wie er auf mich zukommt und mich anschaut, die Arme vor der Brust verschränkt. Sieht aus, als wäre er richtig sauer.
»Wir haben gesehen, dass in der Garage noch Licht war«, sagt er. »Nur gut, dass Heather weiß, wo du deinen Ersatzschlüssel versteckt hast.«
»Ich … tut mir leid«, murmele ich mit heiserer Stimme.
»Ich habe zu ihr gesagt, wenn die Abgase dich nicht längst umgebracht haben, würde ich den Rest erledigen«, lässt Michael mich wissen und schaut mich zwar nicht böse, nur ziemlich genervt an.
»Wir sollten einen Krankenwagen rufen«, sagt Heather und fängt an, in ihrer Tasche nach dem Handy zu kramen.
»Wasser«, krächze ich. »Keinen Krankenwagen.«
Michael verschwindet kurz und kehrt dann mit einer Flasche Mineralwasser zurück. »Trink«, sagt er.
Ich trinke schnell und gierig. Zu schnell und zu gierig. Plötzlich merke ich, wie es losgeht. Dieses Gurgeln im Bauch. Ich stolpere zu dem kleinen Rasenstück vor dem Haus, schaffe es nicht mehr ganz und kotze mitten auf die Auffahrt.
Michael enthält sich jeden Kommentars. Schweigend holt er den Gartenschlauch und spült das Erbrochene auf die Straße. Dann greift er nach seinem Handy.
»Nein! Bitte nicht. Keinen Krankenwagen, meine Krankenversicherung ist abgelaufen!«
Michael hält den Finger hoch, damit ich endlich ruhig bin.
»Hey Dad. Entschuldige die späte Störung«, sagt er. »Ich hätte mal eine Frage bezüglich Kohlenmonoxidvergiftung.« Michael wendet mir den Rücken zu, und ich höre, wie er sich leise mit seinem Vater unterhält.
Sein Vater ist Arzt, was manchmal ganz praktisch ist. So was wie jetzt hat Michael schon öfter gemacht - seinen Dad angerufen, als ich ein Muttermal bei mir entdeckte, dass sehr nach Hautkrebs aussah. Oder als Heather dachte, sie hätte bestimmt die Lyme-Krankheit, weil sie sich die ganze Woche über schon absolut erschöpft gefühlt hatte.
Dr. Wasserstein nennt uns seine kleinen Hypochonder.
Ich lasse mich auf den Boden plumpsen und halte mir den Bauch. Heather setzt sich neben mich und streichelt mir den Rücken. Ganz sanft und behutsam, wie sie nun einmal ist.
»Was ist los mit dir, Maddy?«, fragt sie mit sanfter Stimme. »Du warst doch sonst immer so unverbesserlich optimistisch. Weißt du noch, als ich mich total verrückt gemacht habe, weil ich einfach nicht schwanger wurde? Das wird schon , hast du
mir ganz zuversichtlich versichert. Oder erinnerst du dich daran, was du mir immer geraten hast? Augen zu und durch .«
Ich nicke und starre vor mich hin ins Gras. »Vielleicht solltest du besser nicht auf meine Ratschläge hören.«
»Ach, Unsinn«, sagt Heather.
Michael hält mir sein Handy hin.
»Mein Vater will mit dir sprechen«, sagt er.
Ich schüttele den Kopf, aber Michael drückt mir das Telefon einfach in die Hand.
»Dr. Wasserstein?«, sage ich und klinge ziemlich kleinlaut.
»Haben Sie Kopfschmerzen, Maddy?«
»Ja.«
»Übelkeit?«
»Oh ja.«
»Haben Sie Sehstörungen?«
Blinzelnd schaue ich Heather an. Sie sieht immer noch rosa aus. Aber nicht verschwommen rosa, sondern einfach nur klar knallrosa.
»Nein.«
»Okay. Ich würde sagen, das sind die üblichen Symptome, wenn man sich eine gewisse Zeit einer erhöhten Konzentration an Kohlenmonoxid ausgesetzt hat. Deswegen muss man keinen Rettungswagen rufen, denke ich. Wenn die Symptome sich jedoch verschlimmern, wenn Sie plötzlich Atembeschwerden bekommen oder Ihnen schwindling wird, dann möchte ich, dass Sie umgehend 911 wählen - und mich auf meinem Handy anrufen. Michael wird Ihnen die Nummer geben.«
»Danke, Dr. Wasserstein«, sage ich und klinge wie ein Kind, das etwas ausgefressen hat.
»Außerdem hielte ich es für sehr ratsam, wenn Sie einen Therapeuten aufsuchen würden, Madeline.«
»Hmm. Ich denke mal darüber nach«, druckse ich herum.
»Eigentlich müsste ich diesen Vorfall melden.«
Ich muss lachen, aber dann wird mir klar, dass Dr. Wasserstein das gar nicht als Witz gemeint hat. Denkt er das wirklich? Denken etwa alle, dass ich mich umbringen will?
Na ja, was hast du dir auch dabei gedacht?, fragt eine leise Stimme in meinem Kopf.
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, sage ich kühl und sachlich. In meinem Kopf hämmert und pocht es, meine Augen tränen, und mir ist, als müsse ich gleich schon wieder
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