Verliebt verlobt verhaftet - Roman
leuchtend pinkfarbenen, die wie aus einem Dr. Seuss-Kinderbuch aussahen; der Spielplatz, auf dem die Kinder es genossen, ohne Handschuhe oder bis zum Hals zugeknöpfte Winterjacken spielen zu können. Es war, als hätte sich ihre gesamte Welt praktisch über Nacht von düsterem Schwarzweiß in ein Bild aus leuchtenden Farben verwandelt.
Savannah blieb einen Moment lang auf dem Gehsteig stehen und genoss die Sonnenstrahlen auf ihrer bloßen Haut
und das Gefühl, wie sie warm auf ihren Rücken brannten. Sie hörte das stete Tröpfeln eines Brunnens ein Stück die Straße hinunter und das Gelächter einer Frau, als ihr Hund einem vorbeifliegenden Schmetterling nachkläffte.
Sie schloss die Tür des Büros auf, trat ein und zog die Tür hinter sich zu. Wie erwartet waren die Räume verwaist.
Sie ging zu ihrem Schreibtisch und fuhr den Computer hoch, zuckte jedoch zusammen, als ihr Blick auf die reichlich harsche Mail ihrer Kollegin Lucy fiel.
»Herzlichen Dank, dass Sie sich gestern krankgemeldet haben«, stand da. »Ich habe Ihren Neun-Uhr-Termin zugewiesen bekommen und habe eine geschlagene Stunde damit zugebracht, nur um am Ende herauszufinden, dass die Mandantin sowieso keine Rückzahlung bekommt, weil sie nicht zu ihrem Anhörungstermin erschienen ist, der früher in diesem Jahr angesetzt war. Dann durfte ich mir ihr Gejammer über ihre finanzielle Misere anhören, dass sie das Haus verlieren wird, das sie von ihrer Mutter geerbt hat, und dass sie zwei Jobs hat, um ihrer Schwester zu helfen, ihre Kinder satt zu bekommen blablabla - also genau das, was mir zusätzlich zu meiner ganzen anderen Arbeit gerade noch gefehlt hat.«
Savannah sagte sich, dass sie die Feindseligkeit ihrer Kollegin mehr als verdient hatte. Sie schwor sich in aller Feierlichkeit, dass so etwas nie wieder vorkommen würde, ehe sie eine Antwortmail an Lucy verfasste, in der sie ihr für ihre Hilfe dankte und ihr anbot, ihr als Gegenleistung einige ihrer Akten abzunehmen.
In der Zwischenzeit musste sie nachsehen, was mit Jane Smith los war. Sie griff nach der Akte, die Lucy ihr auf den Tisch gelegt hatte.
Als sie die Formulare und Lucys handschriftliche Notizen
durchging, stieß sie auf das Schreiben des IRS, warum Jane Smiths Steuerrückzahlung zurückgehalten und nicht ausbezahlt wurde.
Savannah beschloss, in den Unterlagen nachzusehen, ob ein Mitarbeiter von Refund City die Steuererklärung in dem Jahr gemacht hatte, für das eine Überprüfung angesetzt worden war. Wenn ja, konnte sie zumindest noch einmal prüfen, ob die Erklärung ordnungsgemäß erstellt worden war. Wenn dem so war, würde sie die Kundin anrufen und sie beruhigen, dass sie nichts zu befürchten hatte. Außerdem würde sie ihr gut zureden, so schnell wie möglich einen neuen Anhörungstermin zu vereinbaren. Und wenn etwas nicht stimmte, würde Savannah alles daransetzen, den Schaden wiedergutzumachen.
Es war das Mindeste, was sie tun konnte.
Mit der aktuellen Erklärung in der Hand trat Savannah zu den Aktenschränken, die die hintere Wand des Büros säumten. Die Papierformulare wurden nach der Sozialversicherungsnummer des jeweiligen Steuerzahlers abgelegt, also suchte Savannah anhand der Nummer, die Lucy auf dem aktuellen Formular eingetragen hatte, nach der passenden Nummer in den Vorjahresakten. Als sie nichts fand, beschloss sie, im Computer nachzusehen, ob jemand die Dokumente vielleicht falsch abgelegt hatte oder, was noch schlimmer wäre, ob die Erklärung selbst mit der falschen Versicherungsnummer versehen worden war.
Sie gab ihren Benutzernamen und das Passwort ein, ehe sie eine Suche nach dem Namen und dem Wohnort der Steuerzahlerin startete, die ergab, dass Refund City tatsächlich im Vorjahr die Steuererklärung von Jane Smith erstellt hatte. Aber wo war dann die Akte?
Savannah überprüfte noch einmal die Sozialversicherungsnummer, um sicherzugehen, dass Lucy sie korrekt notiert hatte. Sie passte, also ging Savannah zurück zum Aktenschrank, um nachzusehen, ob die Akte nur unter der verkehrten Nummer eingeordnet war. Sie fand sie fünf Mappen weiter, wo sie an einer anderen Akte haftete. So etwas würde es nicht mehr geben, wenn die Akten erst einmal im Computer erfasst waren und elektronisch verarbeitet wurden.
Kopfschüttelnd trug sie die Akte zu ihrem Schreibtisch zurück und schlug sie auf. Gerade als sie ein neues Steuerformular aufrufen wollte, um die Berechnungen ihres Vorgängers zu überprüfen, bemerkte sie, dass eine zweite Steuerakte
Weitere Kostenlose Bücher