Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Lücke. Der letzte Parkplatz - direkt vor dem Büro, wo Mike normalerweise seinen Pickup abstellte - war nur zu einem Viertel besetzt. Ein alter rot-weißer Thunderbird stand auf dem Nebenparkplatz, seine linken Reifen ragten jedoch mindestens zehn Zentimeter weit über die weiße Linie.
Mike schüttelte den Kopf. »Rowdy«, brummte er und fuhr vorsichtig rückwärts aus der zu engen Parklücke, um sich einen freien Platz auf der Straße zu suchen.
Etwa einen Block entfernt fand er einen und manövrierte den Wagen geschickt hinein. Die Gehsteige waren verlassen, was Mike nicht im Mindesten überraschte. Naples war nicht wie Daytona oder Pensacola, wo sich die partysüchtigen Youngsters in den Frühlingsferien drängten. Hier würde MTV keine ausgelassenen Massen finden, die sie filmen konnten, dachte er, schloss seinen Wagen ab und wandte sich zum Gehen.
Mike runzelte die Stirn, als er um die Ecke bog und das erbarmungslose und viel zu laute Wummern von Bässen hörte. Wer auch immer es war, er hoffte, derjenige würde dem Lärm ein Ende machen … und zwar bald. Denn falls nicht, würde es nicht lange dauern, bis die Polizei von Naples auftauchte und sich der Angelegenheit annahm.
Doch als er die Tür aufschloss, die ins Innere der Motelanlage führte, wuchs seine Verärgerung, denn statt leiser zu werden, schwoll der Lärm noch weiter an.
Er ging am Treppenhaus vorbei und starrte verblüfft auf das Szenario, das sich ihm bot.
Es war, als wäre er fünfzehn Jahre in der Zeit zurückversetzt worden. Frühlingsferien. Daytona Beach. Fast nackte junge Männer und Mädchen. Volleyball im Pool. Ein Fass vom billigsten Bier. Ein scheppernder Kassettenrekorder. Heftig knutschende Pärchen (die sich höchstwahrscheinlich vor diesem Abend noch nie zueinander hingezogen gefühlt hatten und nun im Schatten hinter der Eismaschine fummelten). Zwei mit Wasserpistolen bewaffnete Jungs, die sich gegenseitig über die Galerie im ersten Stock jagten.
Genau das hätte nicht passieren sollen.
Seine Mutter hatte doch versprochen, dass sich die Kids benehmen würden wie … nun ja, eben nicht wie Studenten in den Frühlingsferien.
Mike wusste, dass sie ihn wegen des kreischenden Gelächters und der Rapmusik nicht hören würden, also fuhr er sich erschöpft mit der Hand über die Stirn und ging in die Mitte des Innenhofs, um den Kassettenrekorder abzuschalten. Er drückte die Stopp-Taste. Alle erstarrten wie Kinder, die »Reise nach Jerusalem« spielten. Aus irgendeinem anderen Gerät drangen dumpfe Bässe, die eindeutig einige Dezibel zu laut
waren, doch er beschloss, sich erst einmal um diese Horde hier zu kümmern.
Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Mike räusperte sich. »Hallo. Ich bin Mike Bryson und der Besitzer des Sand Dunes Motel. Wenn wir die nächsten Wochen hier gut miteinander auskommen wollen, gibt es einige Regeln, an die ihr euch halten müsst. Erstens: Keine laute Musik nach Mitternacht. Zweitens: Kein Alkohol für Minderjährige hier auf dem Gelände, wo ich es mitkriege. Drittens: Der Parkplatz vor der Eingangstür gehört mir. Wer auch immer die Hälfte davon besetzt, weil er nicht anständig parken kann, macht sich jetzt auf den Weg und stellt den Wagen anders hin. Und zwar sofort.«
Mike wusste, dass er nicht mehr tun konnte. Seine Mutter würde ihm nur einen ihrer »Du kannst sie doch nicht rauswerfen, wo sollen sie denn hin?«-Blicke zuwerfen, wenn er versuchte, sie vor die Tür zu setzen. Und okay, solange sie keinem etwas taten, hatten sie dasselbe Recht hier zu sein wie jeder andere Gast auch.
Er ging auf die Treppe zu, während die Studenten wieder zum Leben zu erwachen schienen - wenn auch ohne Musik. Mike folgte dem Lärm bis zur Tür von Zimmer dreiundzwanzig. Im Gegensatz zu der Musik unten im Hof erkannte er den Song wieder. Die Klänge von Def Leppards »Pyromania« vibrierten mit ohrenbetäubender Lautstärke hinter der Tür.
Mike hämmerte dagegen. »Musik aus!«, rief er.
Die Musik wurde abgeschaltet. »Was?«, schrie jemand im Inneren des Zimmers.
»Es ist nach Mitternacht. Die Musik muss leise sein«, befahl Mike. Er kam zu dem Schluss, dass er genug Drama für einen Tag erlebt hatte, wandte sich ab und ging davon, ohne
sich noch einmal umzudrehen, als die Tür hinter ihm geöffnet wurde und eine Frauenstimme sagte: »Ich tu’s, wenn Sie’s tun.«
Was ist Ihr Traumjob?
Haben Sie, als Sie noch ein kleines Mädchen waren, davon geträumt, eines Tages Ärztin zu werden?
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