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Verliebt verlobt verhaftet - Roman

Verliebt verlobt verhaftet - Roman

Titel: Verliebt verlobt verhaftet - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Brandt Andrea Brandl
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nächsten Morgen um halb acht weckte.
    Sie schlug sofort die Augen auf und schaltete den Wecker ab - sie hatte noch nie zu denen gehört, die das Aufstehen stundenlang mit der Schlummertaste hinauszögerten, obwohl sie schon längst auf dem Weg zur Arbeit sein sollten. Sie schlug die Decke zurück und fühlte sich zwar ein wenig steif, aber überraschend optimistisch, was den vor ihr liegenden Tag betraf.
    »Wahrscheinlich weil er nicht schlimmer werden kann als der gestrige«, sagte sie sich mit einem selbstironischen Lachen. Sie schlurfte in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, und stellte stirnrunzelnd fest, dass sie in letzter Zeit eindeutig zu viele Selbstgespräche führte.

    »Vielleicht sollte ich mir eine Katze anschaffen«, meinte sie, als ihre Zehen das kühle Linoleum berührten, und fragte sich, ob ein Haustier ihr wohl helfen könnte, sich weniger verrückt vorzukommen.
    Sie ließ sich viel Zeit an ihrem ersten Tag als »Savannah Taylor, Topschuhverkäuferin«. Sie wiederholte diesen Begriff einige Male, wobei sie die Stimme senkte wie eine TV-Moderatorin und genoss den Klang der Worte, die sie wahnsinnig wichtig klingen ließen, wie Spiderman oder Wonder Woman oder so etwas in dieser Art.
    Die Eingangstür zu Valeen’s war verschlossen, als sie um Viertel vor neun dort eintrudelte, also setzte sie sich auf eine Bank auf dem Gehsteig und beobachtete die Passanten. Alle hier sahen so glücklich aus, selbst diejenigen, die Kaffeebecher in der Hand balancierten, während sie die Tür zu irgendwelchen Büros, Kunstgalerien oder Boutiquen aufschlossen. Savannah fragte sich, ob die Menschen hier tatsächlich glücklicher waren oder ob es an der Sonne lag, die ihnen diesen besonderen Glanz verlieh.
    Aus den Augenwinkeln betrachtete sie einen hochgewachsenen, hageren Mann, der ihr auf dem Gehsteig entgegenkam. Seine Haut wies eine gräulichbleiche Farbe auf, die sie außer bei ihr selbst noch nie an jemandem hier beobachtet hatte. Nein, er strahlte nicht von innen heraus, sondern starrte vielmehr finster vor sich hin.
    Er ging an ihr vorbei, ohne sie zur Kenntnis zu nehmen. Offenbar war er viel zu beschäftigt mit der vor ihm liegenden Aufgabe, um andere Menschen auf dem Gehsteig zu bemerken. Als er etwa einen halben Häuserblock von ihr entfernt eine Tür öffnete, erkannte sie die Buchstaben am Fenster. »Ah. Das erklärt natürlich alles.« Der Mann arbeitete für ihre
alte Firma, Refund City. Und da es nur noch ein Monat bis zum 15. April war, kannte sie auch den Grund für die bleiche Gesichtsfarbe des Mannes. Wahrscheinlich hatte er in den letzten zwei Monaten kaum die Sonne zu sehen bekommen, woran sich auch in den nächsten vier Wochen nur wenig ändern würde. Steuerberater waren in dieser Phase wie Maulwürfe, deren Köpfe nur über der Erde erschienen, wenn der Hunger oder ein Raubtier sie dazu zwang.
    Sie nahm an, dass auch die Schuhbranche saisonalen Schwankungen unterlag, aber schätzungsweise war es nicht mit der Arbeit bei Refund City zu vergleichen, wo die Hauptarbeit zwischen Mitte Februar und dem 15. April erledigt werden musste.
    Savannah wandte sich um, als die Tür hinter ihr geöffnet wurde. Ihre neue Chefin, Valeen, stand im Türrahmen und sah aus wie ein Filmstar aus den Vierzigern. Ihr dunkelgrüner Filzhut war mit gesprenkelten Federn verziert, und sie trug Nylonstrümpfe mit Naht auf der Rückseite. Die Krokoschuhe waren in demselben Dunkelgrün wie ihr Hut und hatten quadratische Kappen, dicke Absätze und eine Schnalle aus poliertem Messing. Dazu trug sie ein schmal geschnittenes Kostüm im Stil von Doris Day - der Rock war so eng an den Knien, dass sie nur gehen konnte, indem sie übertrieben die Hüften schwang. An Savannah hätte das Outfit völlig albern ausgesehen, doch an der hochgewachsenen, blonden Valeen wirkte es absolut glamourös.
    Für ihren ersten Arbeitstag hatte Savannah sich für die Nummer drei aus ihrer »Die sieben sexiesten neuen Looks der Saison«-Liste - »Skihäschen« - entschieden und fühlte sich ganz in Weiß mit dem Silbergürtel um die Taille selbst fast glamourös. Die weiße Strickjacke mit dem Pelzbesatz
war zwar ein wenig warm für Florida, aber sie nahm an, dass sie sich im klimatisierten Schuhgeschäft sehr behaglich darin fühlen würde. Das einzige Problem stellten die Schuhe dar. In der Zeitschrift war das Outfit durch ein Paar weißer Sherpa-Stiefel komplettiert worden, die hier im sonnigen Naples völlig deplatziert gewirkt hätten.

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