Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Also hatte Savannah ein paar Silbersandaletten von Look Nummer sechs - »Hot City Nights« - ausgeborgt, doch zehenfreie Sandalen zu einer pelzbesetzten Strickjacke waren auch nicht das Richtige.
Sie hoffte, dass Valeen ihr einen guten Rat geben konnte, also beschloss sie, das Thema gleich zur Sprache zu bringen, bevor ihre neue Chefin es tun konnte. »Heute Morgen habe ich bemerkt, dass die Schuhe nicht zu meinem Outfit passen. Haben Sie irgendeinen Vorschlag?«
Valeen verstaute ihre Handtasche in einer Schublade unter der Registrierkasse in der Mitte des Ladens, ehe sie sich umdrehte und Savannahs Füße betrachtete. Sie kniff die Augen zusammen, schürzte die Lippen und tippte mit der Spitze ihres Zeigefingers gegen ihre volle Unterlippe. »Hmm.«
Schließlich nickte sie und wirbelte herum. »Ja, ich habe genau das Richtige. Welche Größe haben Sie? Sechsunddreißigeinhalb?«
»Wow, sind Sie gut«, staunte Savannah und legte ihre Handtasche in die Schublade neben Valeens.
»Kommen Sie mit«, forderte Valeen sie auf. »Ich zeige Ihnen das Lager.«
Und so begann Savannah ihre neue Karriere in einem Paar silberner Stiefeletten mit zehn Zentimeter hohen Absätzen, die ihr zwar beim Gehen einige Mühe bereiteten, ihr jedoch das Gefühl gaben, wie eine echte Sexgöttin auszusehen, wann immer sie sich in einem der vielen Spiegel im Laden betrachtete.
Die Schuhe - trotz des vierzigprozentigen Angestelltenrabatts - kosteten sie über hundert Dollar. Mit gerade einmal noch zweihundert Dollar auf ihrem Konto war sie nahezu pleite. Der Verlust ihrer Identität und ihr Entschluss, hierherzukommen und Vanna zu finden, hatte sie an den Rand des finanziellen Ruins gebracht, doch es kümmerte sie nicht länger. Wenigstens tat sie zu Abwechslung einmal etwas Unerwartetes.
Apropos unerwartet - Savannah fragte sich, ob die Frau, die ihre Identität gestohlen hatte, je davon ausgegangen war, dass eines ihrer Opfer versuchte, sie aufzustöbern. Wahrscheinlich wusste sie, dass das FBI sich nicht die Mühe machte, sich an ihre Fersen zu heften, solange sie den monetären Wert ihrer kriminellen Aktivitäten niedrig hielt und ihre Spuren sorgfältig verwischte. Wie Agent Harrison erklärt hatte, behandelten die Behörden Identitätsdiebstahl als eine Art Straftat ohne Opfer, bei dem die unschuldige Partei lediglich gegen den Missbrauch Einspruch erheben musste, um von den Vorwürfen freigesprochen zu werden. Es war zwar weder ganz einfach, noch ging es besonders schnell, seine Kreditfähigkeit nach einem derartigen Betrug wiederherzustellen, doch es war auch nicht unmöglich. Wer bezahlte also für das Verbrechen? Diese Frage hatte Savannah dem Polizisten gestellt. Agent Harrison hatte ihr erklärt, die Kreditkartenunternehmen und Händler kämen im ersten Moment zwar für den Schaden auf, gäben ihre Ausgaben aber in Form von höheren Kreditzinsen und höheren Preise indirekt wieder an den Kunden weiter. In gewisser Weise war es also eine Art Verbrechenswäsche. Man nehme das Verbrechen, ersetze das Opfer, und voilà - schon gibt es kein Verbrechen mehr.
Aber Savannah würde nicht so einfach aufgeben. Sie wollte die Frau sehen, die tausende Dollar hier in Valeen’s Schuhboutique für Schuhe hingeblättert hatte wie die, die sie im Moment an den Füßen hatte. Sie war sich nicht sicher, was sie tun würde, wenn sie Vanna ausfindig gemacht hatte, aber sie musste sie kennen lernen, um herauszufinden, ob all die teuren Abendessen und schicken Schuhe sie zu der Frau gemacht hatten, die sie so gern selbst werden würde.
»Ah, Ihre erste Kundin«, murmelte Valeen neben ihr, als die Türglocke ertönte und eine dunkelhaarige Frau, gefolgt von einer Miniaturversion ihrer selbst, den Laden betrat. Valeen lächelte Savannah knapp zu und zog sich ins Hinterzimmer zurück.
Savannah wusste, dass Valeen sie beobachten würde, wie sie mit den Kunden umging, also setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf. »Guten Morgen, kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie fröhlich.
»Byrony, du siehst dich hier um, während ich kurz über die Straße gehe. Ich hole dich ab, wenn ich fertig bin.« Die Frau, bei der es sich vermutlich um die Mutter des Mädchens handelte, machte sich nicht einmal die Mühe, Savannahs Frage zu beantworten.
Stattdessen drehte sie sich um und verließ den Laden. Das Mädchen, dem es nicht das Geringste auszumachen schien, allein zurückgelassen zu werden, schlenderte zu der kunstvoll dekorierten Auslagefläche im vorderen
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