Verliebt verlobt verhaftet - Roman
Teil der Schuhboutique.
Valeen stellte die Schuhe auf Acrylständern in verschiedenen Höhen aus. Jedes Arrangement wurde von Halogenspots an der Decke angestrahlt, die den Eindruck erweckten, als
würden die Ständer von innen beleuchtet. Das Ganze verströmte eine Art »Schuhe als verehrungswürdige Objekte«-Ambiente.
Byrony, die höchstens elf oder zwölf sein konnte, war offenbar nicht in Verehrungslaune, sondern schnappte sich lässig eine mit Swarovski-Steinen besetzte Sandale von Stuart Weitzman, ließ sie zu Boden fallen und schob ihren Fuß hinein, ohne sich die Mühe zu machen, zuerst ihre Adidas-Badelatschen auszuziehen, so dass sie wie Captain Hook mit seinem Holzbein im Laden umherhinkte.
»Äh, wir führen eigentlich keine Kinderschuhe«, erklärte Savannah zögernd, nachdem das Mädchen eine volle Runde gedreht hatte und zur zweiten ansetzte. Gleichzeitig warf sie einen Blick in Richtung Hinterzimmer, um zu sehen, wie Valeen über die Situation dachte, doch ihre Chefin war verschwunden.
»Ich suche nach einem Geschenk«, erklärte Byrony und warf Savannah einen verächtlichen Blick durch ihre dichten Wimpern zu, als hielte sie sie für eine komplette Idiotin.
Savannah, die das Mädchen nicht beleidigen wollte, falls sie doch die Wahrheit sagte, verkniff sich den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag - Welches Kind gibt schon dreihundertfünfundsechzig Dollar für ein Paar Schuhe aus, selbst wenn es ein Geschenk ist? -, sondern begnügte sich mit einem »Okay. Und für wen soll das Geschenk sein?«
Byrony nahm ihre hinkende Wanderung durch den Laden wieder auf. »Mein Kindermädchen«, erklärte sie.
»Oh«, sagte Savannah. »War das dein Kindermädchen vorhin?«
Das Mädchen blieb stehen und musterte Savannah mit einer Verachtung, die sonst nur Kinderschändern und Tierquälern
vorbehalten ist. » Nei-ein «, erklärte Byrony. »Das war meine Mutter. Carmina ist krank.«
»Und deshalb kaufst du ein Geschenk für sie? Damit es ihr wieder besser geht?«, hakte Savannah nach und fragte sich, wie dieses magere, arrogante Ding es schaffte, dass sie sich so hoffnungslos minderwertig fühlte.
Byrony starrte sie einen Moment lang an, ehe sie ein angewidertes »Puh« ausstieß, gefolgt von dem Wort »Geburtstag«, als wäre sie endgültig mit ihrer Geduld am Ende.
Doch Savannah weigerte sich standhaft, sich noch länger von diesem Kind einschüchtern zu lassen, sondern hielt sich vor Augen, dass niemand sie dazu zwingen konnte, sich wie eine Idiotin zu fühlen. Nur sie allein konnte das. Sie schenkte dem Mädchen ein keckes Lächeln und ging zu einer Reihe pastellfarbener, mit Schaffell besetzter Slippers mit dem Nike-Logo darauf. »Die wären ein hübsches Geschenk für jemanden, der viel auf den Beinen ist«, erklärte sie. »Und sie kosten nur 89,95 Dollar.«
Byrony würdigte die Schuhe nicht eines Blickes, sondern humpelte an Savannah vorbei.
Savannah stellte den Schuh auf den Ständer zurück. »Nein? Etwas Extravaganteres vielleicht?« Sie sah sich im Laden um, ehe ihr Blick an einem Exemplar hängen blieb, von dem Valeen gemeint hatte, es sei erst vergangenes Wochenende hereingekommen. Es war ein schwarzer Clog mit weißer Stickerei an der Zehe und Verzierungen aus blauen, weißen, rosa und roten Lederblüten. »Die sind doch süß«, meinte sie und hielt Byrony einen hin, damit sie ihn sich ansehen konnte, ehe sie ihn umdrehte, um einen Blick auf das Preisschild zu werfen. »Und der Preis ist mit 79,95 Dollar sogar noch vernünftiger.«
Byrony schnaubte nur, doch Savannah ließ nicht locker.
Die nächste halbe Stunde zog sie Antiklederstiefel hervor, handgeflochtene Mokassins, hochhackige Riemchensandalen, praktische Loafer, Mules und schlichte Pumps, doch jeder ihrer Vorschläge wurde mit einem angewiderten Blick verworfen.
»Wenn Peter Pan sich so aufgeführt hat, kann ich verstehen, wieso Captain Hook ihn lieber tot sehen wollte«, murmelte sie, als sie spürte, wie ihre Geduld allmählich nachließ. Am liebsten hätte sie das Mädchen angeherrscht, sich endlich hinzusetzen, die Klappe zu halten und ihr den Schuh zu geben, als die Türglocke ertönte und Byronys Mutter eintrat.
»Warst du auch artig? War sie artig?«, fragte die Mutter zuerst ihre Tochter und dann, ohne deren Antwort abzuwarten, Savannah.
»Ich wusste gar nicht, dass ich hier Babysitter spielen muss«, grummelte Savannah.
»Entschuldigung?« Die Frau schob sich den Riemen ihrer Neunhundert-Dollar-Vuitton-Tasche
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