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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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arbeiten und Kinder großziehen, profitieren von dieser Regelung je nach Einkommen nicht oder nur minimal.
    Es wäre höchste Zeit, dieses schwachsinnige Relikt aus der Nazizeit (das Gesetz stammt von 1934 und wurde von Adenauer später übernommen) durch ein Familiensplitting oder eine andere zeitgemäße Regelung zu ersetzen.
    Es muss aber auch noch andere Gründe geben, zu heiraten. Gründe, die mehr im emotionalen Bereich angesiedelt sind. Man heiratet heute ja üblicherweise nicht mehr, weil:
es sich eben so gehört,
die Eltern es von einem erwarten,
die Kinder ehelich sein sollen,
die Frau sich einen sozialen Aufstieg erhofft,
man leichter eine Wohnung findet,
    sondern, weil man der Welt zeigen will, dass man den - oder diejenige so sehr liebt, dass man gegen alle statistische Wahrscheinlichkeit einen Schritt geht, den man nicht gehen muss, der ziemlich unzeitgemäß ist und mit annähernd fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit in den Abgrund führt. Es trotzdem zu tun, ist eine Rebellion gegen unsere durchrationalisierte Welt, in der bei jedem Projekt Kosten und Nutzen gegeneinander abgewogen werden, und in der Überschwang, Euphorie und Leidenschaft kaum mehr Platz haben. Es ist ein Aufbegehren gegen Ängstlichkeit und Statistikgläubigkeit, ein Sieg der Hoffnung über die Erfahrung.
    Vielleicht gibt in unserer modernen, aufgeklärten Zeit überhaupt nur noch einen Grund zu heiraten: Weil es eigentlich total überflüssig ist. Und gerade deshalb so romantisch.

» Es gibt zwei Perioden, in denen ein Mann eine Frau nicht versteht– vor der Hochzeit und nach der Hochzeit.«
    Robert Lembke
    Topfenknödel
    Warum hatte mir nie jemand gesagt, was Hormone mit Frauen anstellen? Vor allem die Hormone, die während einer Schwangerschaft ausgeschüttet werden. Dass die werdende Mutter sich zur Urgewalt entwickelt, und der Versuch sich ihr entgegenzustellen so sinnvoll ist, wie einen Tsunami mit einer Sandburg aufhalten zu wollen.
    Amelie hatte die Ehe immer als eine Einrichtung für Spießer und Angsthasen bezeichnet, nun musste es plötzlich ganz schnell gehen. Das sei gut für unser Kind. Mein Vorschlag, abzuwarten und die Meinung des Kindes einzuholen, fasste sie zu Recht als Humorbeitrag auf. Denn ich wollte ja auch unbedingt heiraten und möglichst auf ewig bei ihr bleiben. Ich konnte mir gut eine Hochzeit auf einem Berggipfel vorstellen (dazu war Amelie die falsche Partnerin) oder eine in einem Olivenhain in Italien, auf Ischia zum Beispiel. So bekämen die Legionellen dort eine weitere Chance, unschuldige Menschen zu befallen und zu verkuppeln. Amelie erklärte mir, dass eine Hochzeit eine ernste Angelegenheit sei, und bestellte das Aufgebot. Ich war beunruhigt und befürchtete, dass sie in ihrem hormonerfüllten Zustand, wie schon bei unserer Verlobung, eigentlich nicht geschäfts- und zurechnungsfähig war. Dafür war sie umso steuerungsfähiger, das heißt, sie steuerte alles. Es sollte eine kleine, diskrete Hochzeit werden, eine turbulente wollte sie dem Kind, das fünf Monate später eintreffen sollte, ersparen. Außerdem war sie sich ihrer Sache trotz aller Hormone doch nicht ganz sicher. Wenn wir uns also bald wieder scheiden ließen, mussten wenigstens nicht so viele Leute informiert werden. Amelies Mutter, eine sehr großzügige Frau, finanzierte die Hochzeit und wollte, dass wir uns ein Leben lang an den bedeutenden Tag erinnern. Das gelang. Allerdings anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Amelie wählte als Veranstaltungsort nicht etwa den Bayerischen Hof oder das Schumanns, sondern zu unser aller Erstaunen das Knödelstüberl. Hierbei handelte es sich um eine verrufene Einraumkneipe für Fernfahrer. Woher kannte Amelie dieses Etablissement überhaupt? Sollte einer meiner Vorgänger ein Held der Landstraße gewesen sein? Ich habe es bis heute nicht herausgefunden. Bei der ersten Besichtigung des Knödelstüberls war ich verwirrt, obwohl meine Eltern die Bescheidenheit immer als eine der wichtigsten Tugenden gefeiert hatten. Wollte Amelie den schönsten Tag unseres Lebens wirklich unter Pin-ups, Büffelhörnern und Fuchsschwänzen feiern? » Mir ist wichtig, dass die Feier nicht so förmlich und steif wird«, erklärte sie. Sie wurde leider sehr steif, weil Amelies Mutter einige ihrer kultiviertesten Verwandten eingeladen hatte, die sich im Knödelstüberl

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