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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Geburt eines Kindes übrigens der einzige Anlass, bei dem Männer weinen dürfen, ohne uncool zu sein!)
    Ich fand es wunderschön, dass er dabei war, aber ich hätte es ihm auch nicht verübelt, wenn er es nicht geschafft hätte und rauchend auf dem Flur auf und ab gegangen wäre. Das wäre mir allemal lieber gewesen, als einen traumatisierten Ehemann mit nach Haus zu nehmen.
    Zurück zum Anforderungsprofil: Die einzige Chance, den idealen Ehemann zu finden, ist, nicht nach ihm zu suchen. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen, unsere Defekte und Neurosen– wichtig ist nur, dass sie mit denen des Partners harmonieren. Wir sollten unsere Anstrengungen also nicht darauf richten, den idealen Mann zu finden, sondern einen passenden. Und den sollten wir möglichst so lassen, wie er ist.
    Von der Schauspielerin Michèle Morgan stammt der Ausspruch, dass wir Frauen die Hälfte unserer Eheprobleme nicht hätten, wenn wir begreifen würden, dass man Ehemänner nicht erziehen kann (umgekehrt trifft das übrigens auch zu). Aber genau das versuchen viele Frauen: Aus ihrem Mann den Mann ihrer Träume zu formen. Das funktioniert genauso wenig wie die Sache mit den zu kleinen Schuhen: Egal wie schick sie sind, man sollte sie nicht kaufen. Sie werden auch durchs Tragen nicht passend– man kriegt nur Blasen an den Füßen.
    Natürlich gibt es Verhaltensschwächen, an denen man arbeiten kann. Wenn jemand mit vollem Mund redet, seine Sachen in der ganzen Wohnung herumfliegen lässt oder ständig vergisst, das Licht im Bad auszumachen, kann man ihn freundlich darum bitten, das zu ändern. Wenn man genügend Geduld aufbringt, kann es sogar sein, dass man Erfolg hat. Niemals aber wird man aus einem introvertierten Schöngeist einen kommunikativen Partylöwen machen oder aus einem gemütlichen Dickerchen eine Sportskanone. Diese Bemühungen kann man sich sparen, sie sind mit absoluter Sicherheit zum Scheitern verurteilt. Merkwürdig, dass es noch immer Frauen gibt, die es trotzdem versuchen.
    Auch ich habe anfangs einen gewissen gestalterischen Ehrgeiz an meinem Mann ausgelebt. So verbannte ich eine Reihe von Kleidungsstücken (darunter das Sakko, in dem ich ihn kennengelernt habe) aus seinem Kleiderschrank und bat um die Abschaffung der Werner-Lorant-Frisur. Ich assistierte ihm beim Kleidungskauf, wofür er ausgesprochen dankbar war, weil er– wie die meisten Männer– Einkaufen hasst. Weitergehende Eingriffe erlaubte ich mir nicht. Dafür beobachtete ich ihn genau (Testphase!), um herauszufinden, ob ich mit seinen Eigenschaften und Eigenheiten würde leben können. Manches fand ich befremdlich, so seine Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, die darin bestanden, dass er seine Zigaretten aus dem Fenster warf, um sie eine halbe Stunde später aus einer Pfütze zu fischen und einzeln auf dem Toaster zu trocknen.
    Seine Auffassung vom Kochen fand ich ebenfalls ziemlich eigenwillig: Als er mich das erste Mal zu sich nach Hause zum Essen einlud, öffnete er eine Dose Nasi Goreng und würzte sie mittels Tomatenmark und Oregano zum italienischen Risotto um.
    Auch sein Musikgeschmack entspricht meinem nicht; er hatte (und hat) eine Schwäche für Alte-Säcke-Musik aus der Steinzeit der Rockgeschichte, deren Protagonisten heute zwischen siebzig und achtzig sind.
    Nach zwanzig Jahren habe ich noch weitere Eigenheiten an ihm entdeckt: So schließt er immer Türen und Schränke ab (damit die Einbrecher nicht reinkommen), und versteckt die Schlüssel dann so gut, dass er sie nach dem Urlaub nicht wiederfindet. Er kontrolliert jedes Mal vor Verlassen des Hauses, ob alle Lichter gelöscht sind, und beschuldigt uns ständig, wir würden Strom verschwenden (was stimmt). Er fährt gerne Stunden vor dem Abflug zum Flughafen (falls unterwegs ein Stau ist), und hört dabei ununterbrochen Nachrichten und Verkehrsfunk, weil er Sorge hat, etwas zu verpassen. Er fragt mich immer, wie warm oder kalt es draußen ist, statt mal eben selbst vor die Tür zu gehen– später beschuldigt er mich, er sei völlig falsch angezogen gewesen.
    Das alles nervt natürlich, aber letztlich finde ich es unerheblich. Wichtig finde ich, dass wir über alles reden können, uns gegenseitig absolut vertrauen, meistens die gleichen Bücher, Filme und Menschen mögen, über vieles– auch über uns selbst– lachen
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