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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Tochter ernähren, wobei wenigstens sie im Notfall durch ihren Vater abgesichert wäre. Aber dann ärgere ich mich gleichzeitig über meine Unsicherheit, dass ich seit 25 Jahren auf eigenen Füßen stehe und so gekämpft habe, und plötzlich Panik bekomme. Dann denke ich: Bist du bescheuert? Willst du dir jetzt einen wohlhabenden Mann suchen, nur damit du abgesichert bist?
    Worin besteht für Sie der Unterschied zwischen einem Zusammenleben ohne Trauschein und der Ehe?
    Bei Türken herrscht die Vorstellung, dass erst die Ehe das Zusammenleben vollkommen macht. Sie fühlen sich, solange sie nicht verheiratet sind, auch nicht gebunden oder verpflichtet. Erst die Eheschließung beendet den Zustand der Unverbindlichkeit.
    Wir spüren bei Ihnen eine merkwürdige Ambivalenz, ein Hin- und-he rgerissen-Sein.
    Natürlich ist es wunderbar, zwei Kulturen in sich zu tragen. Aber man kann nicht zwei Leben gleichzeitig leben, deshalb empfinde ich auch eine gewisse Zerrissenheit. Ich wurde von meinen türkischen Eltern konservativ erzogen, und gleichzeitig in Deutschland sozialisiert. Meine Lehrerin, eine Alt- 68 erin, die niemals verheiratet war, hat mich sehr geprägt. Ich habe zwei komplett unterschiedliche Lebensmodelle vermittelt bekommen, die ich nun irgendwie zusammenbringen muss.
    Welches Modell wirkt stärker?
    Das wechselt. Und das ist das Anstrengende.
    Und beim Thema Ehe ist es offenbar besonders schwierig, s ich für eines zu entscheiden?
    Ja, weil ich immer wieder schwanke, denn es spricht ja für beide Modelle einiges. Von meinen Eltern habe ich ein traditionelles Bild der Ehe vermittelt bekommen. Meine Lehrerin , die ein wichtiges Vorbild für mich war , hat mir aber gezeigt, dass man als Frau nicht verheiratet sein muss, um glücklich zu sein. Gleichberechtigung ist für mich ein hoher Wert, dieses Denken spielt eine große Rolle bei mir. Ich kann mich nicht mehr zurücklehnen und denken, bei uns Türken gibt es nun einmal die starken Unterschiede zwischen Mann und Frau. Ich lebe als alleinerziehende Mutter und emanzipierte Frau, die ohne den romantischen Kitsch auskommt. Und dann passiert es eben doch manchmal, dass ich im Bett liege und bete: » Bitte, lieber Gott, schick mir endlich den richtigen Mann, ich verspreche auch, dass ich diesmal alles dafür tun werde, dass es klappt.« Das ist einfach nicht sachlich!

    Bild 8

» Ehe man eigene Kinder hat, hat man nicht die geringste Vorstellung davon, welches Ausmaß die eigene Stärke, Li ebe od er Erschöpfung annehmen kann.«
    Peter Gallagher
    Eltern werden ist nicht schwer, Familie sein dagegen sehr
    Wie sehr ich mir Kinder wünschte, war mir offenbar selbst nicht bewusst. Peter behauptet, ich hätte ihn bereits bei unserer ersten Verabredung gefragt, ob er sich vorstellen könnte, eine Familie zu gründen. Und zwar innerhalb der ersten fünf Minuten, noch bevor ich beim Kellner etwas zu trinken bestellt hatte. Ich bin zwar zielstrebig, wenn ich mir etwas vorgenommen habe, aber das erscheint mir dann doch übertrieben. Bis die Getränke serviert waren, habe ich sicher gewartet.
    Ja, ich hatte es eilig. Meine biologische Uhr tickte, und ich hatte nicht die Absicht, mich weiter mit Männern aufzuhalten, die an dieser Thematik grundsätzlich kein Interesse zeigen. Peter signalisierte Bereitschaft, aber da wir uns gerade erst kennengelernt hatten, verging dann doch noch etwas Zeit, bis wir zur Tat schritten. Als wir ein Dreivierteljahr zusammen waren, setzte ich– natürlich mit seinem Wissen– die Pille ab und wartete gespannt, was passieren würde. Es passierte …nichts. Zwei Monate, drei Monate. Ich wurde nervös und fing bereits an, mich über künstliche Befruchtung zu informieren– da wurde ich schwanger. Und bekam sofort Panik. Genau wie vor der Hochzeit.
    Bahnbrechende Veränderungen scheinen nicht so mein Ding zu sein. Immer, wenn sich in meinem Leben fundamental Neues zuträgt, erschrecke ich erst mal furchtbar und würde es am liebsten ungeschehen machen. Aber sobald ich mir ausgemalt habe, welch unabsehbare Folgen diese Veränderung mit sich bringen und was alles Schreckliches passieren könnte, kurz: wenn ich mich so richtig schön verrückt gemacht habe, dann setzt eine Art resignativer Entspannung ein, und ich ergebe mich meinem Schicksal. Im Fall der Schwangerschaft fing ich überdies bald an, mich ungläubig und

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