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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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mich war irgendwann klar: Entweder ich bleibe mit dieser Frau zusammen oder mit niemandem. Und das ist dann für mich schon der Punkt, wo man das für sich selbst, aber auch nach außen dokumentiert und sich rechtlich nochmal absichert. Aber es ist eben eine Ehe zweiter Klasse, mit den Pflichten …
    L: …aber nicht mit allen Rechten.
    H: Wir werden jetzt noch, mit den beiden Kindern, besteuert wie zwei Alleinstehende und stehen damit schlechter da als ein kinderloses Ehepaar. Das Ehegattensplitting greift nicht bei uns, und wir sind in einer höheren Steuerklasse. Das macht jedes Jahr mehrere tausend Euro Unterschied aus, die auch den Kindern verloren gehen. Das verstößt gegen den Grundsatz, dass eheliche und uneheliche Kinder gleichgestellt sind.
    Es sind diesbezüglich Beschwerden beim Verfassungsgericht anhängig . Wird sich also demnächst etwas ändern?
    L: Ja, es tut sich schon langsam etwas.
    H: Aber nur so scheibchenweise. Man muss um jeden kleinen Schritt kämpfen. Und viele Leute glauben, wir seien durch die Verpartnerung gleichgestellt. Die wissen gar nicht, dass es da noch Unterschiede gibt.
    Hätten Sie denn gern ohne die Sachzwänge, nur aus romantischen Gründen, geheiratet?
    L: Ich hätte das sogar gern ganz traditionell, vielleicht sogar im religiösen Rahmen gemacht. Ich habe ja einen jüdischen Hintergrund, und ich würde es toll finden, diese ganzen Rituale zu erleben, auf Glas treten und so. In den USA wäre das möglich, in einer der Reformgemeinden. Vielleicht können wir in fünfzehn Jahren dort ein » Renewal« feiern, da könnten die Kinder dabei sein, sowas kann ich mir gut vorstellen. Ich fand unsere » Hochzeit« aber auch ganz schön, die hatte so was Bizarres, gleichzeitig Intimes, aber auch etwas Witziges, Provokantes.
    Ãœber welche Unterschiede zwischen der herkömmlichen Ehe und der Homo-Ehe ärgern Sie sich noch?
    L: Völlig unsinnig ist zum Beispiel das Adoptionsrecht. Ein homosexuelles Paar darf nicht gemeinsam ein Kind adoptieren, ein alleinstehender Homosexueller schon. Das widerspricht auch der gesellschaftlichen Realität– in Berlin zum Beispiel werden lesbische oder schwule Paare oft vom Jugendamt als Pflegefamilien für Kinder aus schwierigen Verhältnissen ausgewählt, weil man gemerkt hat, das funktioniert gut– in vielen Fällen sogar besser als in » normalen« Familien.
    Worauf führen Sie das zurück?
    L: Zum einen, weil es eine bewusste Entscheidung für ein Kind ist – in solchen Familien » kommt« ein Kind ja nicht einfach, zum anderen, weil es bestimmte Fallen nicht gibt, die mit Rollenklischees zu tun haben. Wir waren ja beide früher auch mit Männern zusammen und das ist schon ein gewaltiger Unterschied. Das Zusammenleben von Frauen ist wenig codiert, es gibt – anders als zwischen Männern und Frauen – nicht diese klaren Erwartungen. Man fragt sich nicht ständig, ob man sich jetzt gerade » richtig« verhält, weil es kein so klar definiertes Richtig und Falsch gibt.
    Tut sich Deutschland eigentlich besonders schwer mit der Akzeptanz von homosexuellen Eltern?
    H: Ja, absolut. In anderen europäischen Ländern funktioniert das reibungslos, sogar in denen, die sehr katholisch sind. Das liegt vermutlich daran, dass die Menschen in diesen Ländern sich so stark über Familie definieren, dass niemand sich anmaßt, jemandem den Wunsch nach einer Familie zu verwehren.
    L: Zum Beispiel in Spanien, da herrscht ein ganz anderes Selbstbewusstsein, da sagt man: Schaut her, unser Familienmodell ist so toll, dass sogar die Schwulen und Lesben es übernehmen wollen! Hier in Deutschland gibt es diese Blockadementalität, dass man unter sich bleiben und auf keinen Fall eine Gleichstellung mit den Homosexuellen akzeptieren will.
    Erleben Sie in Ihrem Alltag irgendwelche Formen der Diskriminierung ?
    H: In unserem Umfeld überhaupt nicht. Die soziale Anerkennung, die wir erfahren, unser Status und die Akzeptanz, die man uns entgegenbringt, gehen weit über unseren tatsächlichen, rechtlichen Status hinaus. Das ist eigentlich komisch, sonst ist das ja eher umgekehrt.
    L: Aber wir kennen schon Leute, die in einem anderen beruflichen Umfeld sind, in dem es deutlich schwieriger ist. Selbst unter unseren Studierenden kam es vor, dass welche nach ihrem Outing von ihren Familien verstoßen wurden.
    Und Sie haben tatsächlich noch

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