Verliebt, verlobt - verrueckt
in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften könnten gegenseitige Verantwortung und menschlicher Beistand eingeübt werden.
Als die Diskussion um die EheschlieÃung von Homosexuellen entbrannte, haben wir uns natürlich gefragt, warum diese so scharf darauf sind, eine Lebensform zu wählen, die sich bei ihren heterosexuellen Mitmenschen nur als mäÃig erfolgreich erwiesen hat. Und jetzt, da die Unterschiede zwischen eingetragener Lebenspartnerschaft und Ehe nur noch relativ klein sind, könnte man auch fragen, warum die vollständige Gleichstellung vielen Homosexuellen so wichtig ist. Es mag hauptsächlich symbolische Bedeutung haben, aber für Lesben und Schwule, die immer noch vielfach subtil diskriminiert werden, wäre es ein wichtiges Signal, dass sie auch in dieser Hinsicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden. Constanze Körner vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg sagt: » Es geht nicht um die Aufwertung der antiquierten Ehe, sondern um gleiches Recht für alle.«
Ganz ehrlich: Wenn ich mir manches Hetero-Hochzeitspaar ansehe, würde ich, ohne zu zögern, meine Altersversorgung verwetten, dass die es keine zwei Jahre miteinander schaffen. Fast wünschte ich, es gäbe so etwas wie eine Führerscheinprüfung für Ehe-Anwärter. Aber jeder Dödel darf hierzulande heiraten, egal wie unreif, beziehungsunfähig oder sonst ungeeignet er ist. Nur hetero muss er sein. Aber wenn jeder heiraten darf, dann muss das auch für die Homosexuellen gelten. SchlieÃlich soll jeder das Recht haben, in sein (Un-)Glück zu rennen â¦
Bild 25
»Trotz aller Warnungen vor dem Ehestan de (â¦) trotz der nachgewiesenen Berechtigung , ihn einen Wehrstand zu nennen, trotz der mit Ingrimm erkannten Tatsache, dass er ein Zwangsinstitut ist, die egoistischen Begierden zu beschneiden, besteht die unleugbare Tats ache (â¦) dass die Aufhebung der Ehe Auflösung der bestehenden Ordnung (â¦) bedeuten würde.«
Therese Wilhelm, Das Eheleben, 1916
»Nichts ist zu schwer für den, der liebt.«
Marcus Tullius Cicero
» Man muss um jeden kleinen Schritt kämpfen . «
Interview mit Dr. Helen Bär ( 46 ) und Dr. Lea Brod-Bär ( 46 ), beide Universitätsprofessorinnen in Berlin. Sie sind seit 1998 ein Paar, seit 2005 leben sie in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Ihre beiden Töchter (sechs und drei) stammen von einem ihnen bekannten Samenspender und wurden von Lea zur Welt gebracht. Helen hat beide Kinder adoptiert. Die beiden Frauen fordern die Gleichberechtigung der Homo-Ehe mit der traditionellen Ehe.
Was unterscheidet Ihre Familie von anderen Familien?
H: Eigentlich nichts, auÃer dass wir nicht Mama und Papa sind, sondern Mama und Mami.
Wie erklären Sie Ihren Kindern diese Familienkonstellation?
L: Wir haben ihnen erklärt, dass es verschiedene Arten von Familien gibt, und das erleben sie ja auch bei anderen Kindern. Da gibt es welche mit Mama und Papa, bei manchen ist nur eine Mama oder ein Papa da, und es gibt eben auch Familien mit zwei Mamas oder zwei Papas.
Helen, waren Sie nicht traurig oder eifersüchtig, dass Lea die Kinder ausgetragen, geboren und gestillt hat? Dabei entsteht ja schon eine besondere Nähe.
H: Nein, ehrlich gesagt war ich nie besonders scharf auf eine Schwangerschaft, und als es dann bei Lea beide Male so schnell geklappt hat, war das völlig in Ordnung für mich.
Warum sind Sie eine Lebenspartnerschaft eingegangen?
L: Eigentlich wegen der Kinder. Ich weià nicht, ob wir uns verpartnert hätten, wenn nicht ein Kind unterwegs gewesen wäre. Ich war ja da schon hochschwanger.
H: Das war dann auch sehr lustig, der Standesbeamte hat sehr nett reagiert, so nach dem Motto: Beeilen wir uns, bevor das Kind kommt! Ein wichtiger Aspekt war für uns auch, dass wir durch die Verpartnerung alle den gleichen Namen bekommen haben. Unser Familienname ist Bär â¦
L:⦠und ich trage den Doppelnamen. Der Name ist für uns auch ein wichtiges Signal nach auÃen, mit dem wir zeigen: Wir sind eine Familie, wir gehören zusammen.
Es waren also tatsächlich nur diese praktischen Gründe rund um das Sorgerecht für die Kinder, die Sie bewogen haben, diesen Schritt zu gehen?
H: Wenn die eingetragene Lebenspartnerschaft keine Ehe zweiter Klasse wäre, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass wir es auch einfach so gemacht hätten. Für
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