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Verliebt, verlobt - verrueckt

Verliebt, verlobt - verrueckt

Titel: Verliebt, verlobt - verrueckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried , Peter Probst
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Frauen sich fertigmachen und entwürdigen lassen. Ich werde Peter ewig für einen Satz lieben, den er sagte, als wir mal über Schönheitsoperationen sprachen: » Es soll ja Männer geben, die ihre Frauen verlassen, wenn die nicht alles machen, was heutzutage möglich ist. Ich verlasse dich, wenn du was an deinem Gesicht machen lässt.«
    Ich kam schon ziemlich früh zu der Einsicht, dass es vermutlich klüger wäre, mich auf meinen Grips statt auf meine Schönheit zu verlassen. Ich war zwar als junges Mädchen ganz hübsch, aber mir war klar, dass ich nicht mit den langbeinigen, schmolllippigen Barbies konkurrieren könnte, auf die viele Jungs offenbar standen. Aus diesen Jungs sind genau die Männer geworden, mit denen ich heute nicht verheiratet sein möchte.
    Obwohl ich mich natürlich schon mal gefragt habe, ob es schlau war, den Heiratsantrag eines jungen Privatbank-Erben auszuschlagen, an dessen Seite ich heute ein luxuriöses Leben führen könnte (und der obendrein ein ganz netter Kerl war). Ein reicher Mann hätte den Vorteil, dass ich mir keine existenziellen Sorgen mehr machen müsste. Als Freiberuflerin mit einem Freiberufler-Gatten ist nur eines konstant: die Unsicherheit. Im einen Jahr läuft’s gut, im nächsten mies, mal verdient der eine was, mal der andere. Wenn viele unserer Freunde längst in Rente gehen, werden wir beide noch viele Jahre weiterarbeiten müssen, um unser Alter zu finanzieren. Und natürlich gab und gibt es Tage, an denen ich dieses Leben wahnsinnig anstrengend finde und davon träume, mich auf der Terrasse meiner Privatbanker-Villa auszustrecken und mir kühle Drinks servieren zu lassen. Aber das Leben mit einem emanzipierten, partnerschaftlich denkenden Mann wie Peter ist so viel anregender als ein Leben im goldenen Käfig, bei dem ich meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten verleugnen müsste, dass ich unseren Weg nie ernsthaft infrage gestellt habe.
    Natürlich geht’s auch bei uns nicht ohne Reibereien ab– aber immerhin streiten wir als gleichberechtigte Partner! Wir sind beide Eltern, wir haben beide einen Beruf und wir sind beide gleich wichtig. Niemand erwartet vom anderen, dass der sich unterordnet, oder ihm » den Rücken freihält«. Nein, wir ringen um genügend Arbeitszeit und darum, dass die Jobs in Haus und Familie fair verteilt sind. Wir giften uns an, wenn einer den anderen mitten im Schreiben unterbricht, weil ihm was Wichtiges eingefallen oder die Schule ausgefallen ist und ein Kind geholt werden muss (wir wohnen auf dem Dorf, wo nur manchmal Busse fahren). Wir wundern uns nicht, wenn der andere abwesend in die Luft starrt und auf nichts reagiert, weil uns klar ist, dass er gerade mit seinen Gedanken in Mexiko, Ägypten oder einem Berliner Spielcasino weilt, wo sein nächstes Buch oder Drehbuch spielt. Wir diskutieren leidenschaftlich über die richtige Erziehung unserer Kinder, über Konsequenz und Großzügigkeit, über die Höhe des Taschengeldes und die Verwendung von Mobiltelefonen bei den Mahlzeiten. Jeder weiß, was den anderen beschäftigt, wie es ihm geht– und wann er in Ruhe gelassen werden möchte. Die Nähe und der permanente Austausch zwischen uns erfordern ein extrem großes Maß an Sensibilität in Bezug auf den anderen, denn natürlich will man sich nicht auf den Wecker gehen. Trotzdem ist es mir lieber, dass wir überhaupt die Chance haben, uns auf den Wecker zu gehen, statt diese getrennten Männer- und Frauenleben zu führen, die wir von anderen Paaren kennen.
    Bequem ist das nicht. Das Leben mit einem emanzipierten Mann ist anstrengend– mindestens so anstrengend, wie das Leben mit einer emanzipierten Frau.
    Andere Männer tragen ihre Frauen auf Händen– meiner hält mir den Autoschlüssel hin, weil ich mit Fahren dran bin. Andere Männer sind zufrieden, wenn das Essen auf dem Tisch steht– meiner erwartet obendrein ein anregendes Tischgespräch. Andere Männer gehen Diskussionen aus dem Weg– meiner sucht sie geradezu, wenn nötig auch mitten in der Nacht. Andere Männer sagen: » Findest du nicht, du könntest mal zwei Kilo abnehmen?«– meiner fragt: » Hast du eigentlich die Lanzmann-Biografie schon gelesen und was hältst du von der Debatte über den Euro-Rettungsschirm?« (Was nicht heißt, dass ihm mein Aussehen egal wäre! Aber wir haben

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