Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
entgegenzunehmen.
Sie lächelte. Es hatte ein paar Jahrzehnte gedauert, aber jetzt hatte Kevin endlich ein Kind, mit dem er im Wind Lake Ferienpark spielen konnte.
Ruh, der ebenfalls mit Ball spielen wollte, schnappte nach ihren Knöcheln und war überall im Weg, aber keinem von beiden schien es etwas auszumachen. Cody war ein bisschen langsam und rührend ungeschickt, aber Kevin machte ihm immer wieder Mut.
»Du hast einen guten Arm für einen Zwölfjährigen.«
»Ich bin erst neun.«
»Für neun machst du das ganz toll.«
Cody strahlte und bemühte sich noch mehr. Seine Beine trommelten auf den Boden, während er hinter dem Ball herrannte und dann vergeblich versuchte, Kevins Technik zu kopieren, als er ihn zurückwarf.
Nachdem es fast eine halbe Stunde so gegangen war, wurde er langsam müde, aber Kevin war zu sehr damit beschäftigt, verlorene Jugendzeiten nachzuholen, als dass er es bemerkt hätte. »Du machst das toll, Cody. Lass den Arm ganz locker und setz deinen Körper ein.«
Cody gab sein Bestes, aber er schickte dabei immer häufiger sehnsüchtige Blicke in Richtung seines Ferienhauses. Kevin konzentrierte sich dagegen ganz darauf, dafür zu sorgen, dass dieser Junge nicht unter derselben Einsamkeit zu leiden hatte wie er damals.
»Hey, Molly!«, rief er. »Siehst du, was für einen guten Arm mein Freund hier hat?«
»Ja, ich sehe es.«
Codys Turnschuhe schleiften mehr und mehr über den Boden, und selbst Ruh sah müde aus. Aber Kevin schien von all dem nichts zu merken.
Molly wollte schon einschreiten, als die drei O’Brian-Brüder - im Alter von sechs, neun und elf Jahren, wenn sie sich richtig erinnerte - aus dem Wald hinter Jacobs Ladder gerannt kamen.
»Hey, Cody! Zieh deine Badehose an. Unsere Mamas haben uns erlaubt an den Strand zu gehen.«
Über Codys Gesicht ging ein Strahlen.
Kevin stand da, wie vom Donner gerührt. Sie hätte wirklich daran denken sollen, ihm zu erzählen, dass gestern mehrere Familien mit Kindern angereist waren. Plötzlich verspürte sie die irrationale Hoffnung, dass er es sich nun noch einmal anders überlegen und den Ferienpark doch nicht verkaufen würde.
Cody drückte den Football gegen seine Brust und sah unsicher aus. »Es war sehr schön, mit Ihnen zu spielen, Mr Tucker, aber … äh … ich muss jetzt mit meinen Freunden spielen gehen. Wenn das o. k. ist?« Er machte ein paar vorsichtige Schritte rückwärts. »Wenn Sie … wenn Sie niemand anderes zum Spielen finden, dann kann ich ja vielleicht später wiederkommen.«
Kevin räusperte sich. »Das ist schon okay. Geh nur mit deinen Freunden.«
Wie der Blitz schoss Cody mit den drei O’Brian Jungs davon. Langsam kam Kevin zu ihr herüber. Er sah so verstört aus, dass Molly sich auf die Lippe beißen musste, um ihr Grinsen in maßvollen Grenzen zu halten. »Ruh spielt bestimmt mit dir.«
Ruh winselte und kroch unter den Pavillon.
Sie erhob sich und ging die Stufen hinunter. »Okay, ich spiele mit dir. Aber nicht zu fest werfen.«
Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wo kommen denn die ganzen Kinder auf einmal her?«
»Die Schule ist jetzt endlich vorbei. Ich hab dir doch gesagt, dass noch welche kommen.«
»Aber … wie viele sind hier?«
»Die drei O’Brian Jungs und Cody hat noch eine kleine Schwester. Dann sind da noch zwei Familien mit je einem Teenie.«
Er setzte sich langsam auf die Stufen.
Sie ließ sich ihre Belustigung nicht anmerken, als sie sich neben ihn setzte. »Du wirst sie bestimmt heute Nachmittag alle kennen lernen. Die Teeparty im Pavillon wird ein netter Auftakt für die neue Woche sein.«
Er sagte nichts und schaute nur auf die große Wiese hinaus.
Sie betrachtete es als Anzeichen ihrer inneren Reife, dass ihr nur ein klitzekleines Lachen entschlüpfte. »Schade, dass dein Spielgefährte weggelaufen ist.«
Er hackte die Ferse seines Turnschuhs ins Gras. »Ich habe mich zum Narren gemacht, oder?«
Sie schmolz dahin und legte ihm das Kinn auf die Schulter. »Ja, aber die Welt könnte mehr solche Narren wie dich vertragen. Du bist ein sehr netter Mann.«
Er lächelte sie von oben her an. Sie lächelte zurück. Und dabei fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Das war keine Schwärmerei mehr - sie hatte sich verliebt. Sie war derart entgeistert, dass sie vor ihm zurückzuckte.
»Was ist los?«
»Nichts!« Sie begann zu plappern, um ihr Entsetzen zu verbergen. »Es kommt noch eine Familie. Mit noch mehr Kindern. Sie reisen heute an. Familie Smith. Sie haben
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