Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
sich selbst sagen: »Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du das tust.«
Ihr Kopf schoss in die Höhe, und sie blickte ihn an, Millionen widerstreitender Gefühle waren ihr ins Gesicht geschrieben, das Stärkste unter ihnen war Hoffnung. »Was meinst du damit?«
Er rieb ihr den Nacken. »Ich meine, dass es vorbei ist. Vergessen. Und ich habe dir verziehen.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ist das wirklich dein Ernst?«
»Ja, das ist es.«
»Oh, Kevin …ich …«
Er ahnte, dass sie eine längere Rede auf den Lippen hatte, war aber nicht in der Stimmung für Gespräche. Also begann er noch einmal ganz von vorn, sie mit seinen Liebeskünsten zu verführen.
19
»Wollen die Kerle eigentlich nur immer das Eine?«
Notizen für einen Chik-Artikel
Molly saß im Gartenpavillon und starrte träumerisch zu den Ferienhäuschen hinüber, anstatt mit den Vorbereitungen für die Teeparty fortzufahren, zu der sie am Nachmittag alle auf die große Wiese eingeladen hatte. Sie war nach dem Frühstück in die Stadt gefahren, um zusätzlichen Kuchen und Getränke zu besorgen, aber solche Erfrischungen waren das Letzte, wonach ihr jetzt der Sinn stand. Sie dachte fortwährend an Kevin und an all die wundervollen Sachen, die sie zusammen gemacht hatten.
Das Schlagen einer Autotür riss sie aus ihren Träumen. Sie blickte auf und sah die ideale Bewerberin, mit der Kevin soeben gesprochen hatte, hinter dem Steuer eines alternden Crown Victoria Platz nehmen. Molly hatte sie kurz gesehen, als sie zu ihrem Vorstellungsgespräch eingetroffen war, und fand sie gleich unausstehlich. Ein Blick auf die praktische Lesebrille, die ihr an einer Kette um den Hals baumelte, hatte genügt, um Molly klar zu machen, dass diese Frau niemals Kekse von unten anbrennen lassen würde.
Kevin tauchte auf der vorderen Veranda auf. Ganz automatisch winkte Molly ihm zu und wünschte gleich, sie hätte es nicht getan, weil es so übereifrig wirkte. Wenn sie doch nur eine dieser erhaben geheimnisvollen Frauen wäre, denen es gelang, die Männer mit einem leisen Wimpernschlag oder einem einzigen schmachtenden Blick zu beherrschen. Aber weder Wimpernschläge noch schmachtende Blicke waren
ihre Stärke, und Kevin war ohnehin kein Mann, der sich von anderen beherrschen ließ.
Ruh sah ihn über die große Wiese kommen und hüpfte ihm in der Hoffnung auf ein Spiel entgegen. Kevins Anblick ließ Mollys Haut heiß werden. Jetzt wusste sie genau, wie jeder einzelne Teil seines Körpers unter dem schwarzen Polohemd und den kakifarbenen Bundfaltenhosen aussah.
Sie schauderte. Sie hatte keine Zweifel, dass er das Liebesspiel mit ihr letzte Nacht genossen hatte - sie war einfach verdammt gut gewesen, das musste sie selbst sagen -, aber sie wusste, dass es ihm nicht so viel bedeutete wie ihr. Er war so … alles gewesen - zärtlich, hart, erregend und leidenschaftlicher, als sie es sich in ihren schönsten Träumen ausgemalt hatte. Das war die gefährlichste, unmöglichste, hoffnungsloseste Affäre, die sie je gehabt hatte, und die vergangene Nacht hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
Plötzlich hielt Kevin inne. Sie sah gleich, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Ein neunjähriger Junge stand am Rand der großen Wiese mit einem Football in der Hand. Sein Name war Cody. So hatten ihn seine Eltern gestern vorgestellt, als sie in Green Pastures eingetroffen waren.
Kevin wusste vielleicht noch gar nicht, dass sie jetzt auch jüngere Gäste hatten. Vor lauter Segelfliegen am Nachmittag und ihren Aktivitäten hinter verschlossener Schlafzimmertür, hatte er die Kinder bestimmt noch nicht bemerkt, und sie hatte nicht daran gedacht, ihm davon zu erzählen.
Er ging langsam auf den Jungen zu. Ruh folgte ihm auf den Fersen. Sein Schritt wurde schneller, je näher er kam, bis er direkt vor dem Jungen anhielt. Molly war zu weit entfernt, um hören zu können, was er sagte, aber er hatte sich offenbar vorgestellt, denn der Junge erstarrte ein wenig. So wie es Kinder tun, die sich plötzlich einem bekannten Sportler gegenüber sehen.
Kevin strich dem Jungen über den Kopf, um ihn zu beruhigen,
und nahm ihm langsam den Football aus der Hand. Er warf ihn ein paar Mal zwischen seinen Händen hin und her, sagte wieder etwas zu dem Jungen und deutete dann auf die Mitte der Wiese. Einen Moment lang starrte ihn der Junge nur an, als könne er nicht glauben, was er da hörte. Dann flogen seine Füße, und er raste hinaus um seinen ersten Pass vom großen Kevin Tucker
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