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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auszudrücken pflegt, alle Tassen im Schrank zu haben.
    Es geschah deshalb nichts Ungewöhnliches, als eines Morgens an der Tür des Sanatoriums geschellt wurde und ein nervöser, irgendwie geschlagen aussehender Mann Einlaß begehrte.
    »McFladden«, sagte er. »Ich möchte Herrn Dr. More sprechen.«
    Die Schwester brachte ihn zu ihrem Chef.
    »Habe ich die Ehre mit Dr. More?« fragte McFladden.
    Der Arzt nickte. »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ein Freund von Ihnen schickt mich.«
    »Welcher Freund?«
    »Ich weiß nicht, wie er heißt, aber ich bekomme zehn Pfund von ihm.«
    »Sie wissen nicht, wie er heißt, und wollen zehn Pfund von ihm bekommen?«
    »Ja«, nickte McFladden.
    »Dann sind Sie verrückt«, sagte Dr. More aus tiefster Überzeugung, drückte ihn in einen Sessel und klopfte ihm blitzschnell mit einem Gummihämmerchen auf die Kniescheibe.
    McFladden schnellte empor.
    »Was wollen Sie?« schrie er. »Ich soll die zehn Pfund für das Überbringen dieses Briefes hier bekommen!«
    Damit reichte er das Schreiben Percys dem Arzt, der das Kuvert aufbrach und erstaunt las:
    »Lieber Dr. More! Anbei – franko und frei – sende ich Ihnen einen armen Irren. Bitte, behalten Sie ihn mindestens zwei Wochen in Ihrer Gummizelle. Der Mann wird toben, er wird seine Gesundheit beteuern, er wird fluchen und alles kurz und klein schlagen. Lassen Sie sich aber davon nicht beirren. Halten Sie ihn fest. Eisern. Ich bezahle alles. Und wenn Sie den Mann nach zwei Wochen entlassen, geben Sie ihm zehn Pfund, die Sie mir auf die Rechnung setzen. Herzlichen Dank im voraus. Lord William Ashborne.«
    Dr. More lächelte freundlich und steckte das Schreiben in die Tasche seines weißen Arztkittels. McFladden sah ihn erwartungsvoll an und öffnete den Mund, um ihn etwas zu fragen, aber Dr. More kam ihm zuvor, indem er sagte: »Sie haben recht, Sie bekommen die zehn Pfund. Und zwar von mir.«
    »Wann?«
    »Sofort. Folgen Sie mir bitte zur Kasse.«
    McFladden war kein großes Kirchenlicht, auch kein kleines. Wenn man ihn so einstufen wollte, war er überhaupt kein Licht. An der merkwürdigen Formulierung des Arztes, ihm zur Kasse zu folgen, erschien ihm nichts verdächtig. Er dachte nur an die zehn Pfund und eilte hinter Dr. More her, der ihn rasch in den Anbau führte und ein schmales Zimmer aufschloß. Dieses hatte ein kleines Fensterchen hoch oben, fast an der Decke, und war ansonsten nahezu völlig kahl. Die Wände waren gepolstert. Lediglich ein schmales Feldbett stand in einer Ecke.
    »Bitte warten Sie hier«, sagte Dr. More freundlich. Wenn er lächelte, sah er aus wie ein gutes, gemütliches Väterchen.
    McFladden nickte und lächelte freundlich zurück. Dann schloß sich hinter Dr. More die dicke Tür, und der naive, düpierte McFladden sah sich um.
    Komische Bude, dachte er. Wenn ich hier der Hausherr wäre, würde ich meine Besuche anders empfangen. Er setzte sich auf das schmale Feldbett, dessen Metallteile merkwürdigerweise alle mit Gummi überzogen waren, und starrte an die kahle Wand.
    Er starrte so eine Stunde lang. Das mag für manche Menschen, die ganz allgemein zur Passivität neigen, nicht lange sein, aber für einen Schotten, der auf zehn Pfund wartet, ist das sehr, sehr lange. McFladden war bewunderungswürdig stur. Aber als es auf das Ende der zweiten Stunde zuging, erhob er sich dann doch und schritt zur Tür. Er wollte nach der Klinke greifen und stellte überrascht fest, daß es gar keine Klinke gab. Das machte ihn nachdenklich, und er versuchte, die Tür aufzudrücken. Indes, auch das erwies sich als unmöglich, denn sie war von außen verschlossen.
    McFladden schüttelte den Kopf. Wie vorsichtig die hier sind, dachte er. Wahrscheinlich wegen der Kasse. Mich aber deshalb einzusperren, geht doch ein bißchen weit.
    Er hob seine Hand und klopfte mit dem Knöchel des Zeigefingers gegen die Tür – nichts rührte sich. Das Holz war doppelt stark und zwischen den beiden Lagen mit Isoliermaterial ausgestopft. Dadurch konnte kein Laut in den Gang hinausdringen, auch nicht, als McFladden schließlich mit der Faust zu hämmern begann und endlich sogar mit den Schuhen gegen die Tür trat.
    Dr. More saß unterdessen in seinem Zimmer und rief Lord Ashborne an. In Invergarry sagte man ihm jedoch, der Lord sei seit einigen Tagen mit unbekanntem Ziel verreist – es könne sein, daß er sich in Aberdeen aufhalte.
    »Was? Hier? Aber er hat mir doch eben einen Mann geschickt!«
    »Dann befindet er sich woanders,

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